Ein Männerabend mit Herz: Thees Uhlmann und Rob Lynch im Berliner Huxley’s

Am Freitag wurde das Berliner Huxley’s zum Bersten mit Testosteron erfüllt, mit Gerede über Fußball und nicht unbedingt begabten Tänzern, aber darauf kam es eh nicht an. Thees Uhlmann spielte mit seiner fünfköpfigen Band, die zugegebenermaßen eine Frau am Piano enthält, auf. Als Support brachte er Rob Lynch mit. Der Brite unterschrieb gerade erst seinen Plattenvertrag bei Uhlmanns Label Grand Hotel Van Cleef.
Das letzte Mal sah ich Rob Lynch auf dem Showcase von Van Cleef auf dem Hamburger Reeperbahn Festival. Damals nannte Uhlmann den Engländer einen „Hooligan mit dem Gesicht eines Engels“ oder so ähnlich. Das ist gar keine so schlechte Beschreibung für beide. Sowohl Uhlmann als auch Lynch wirken im ersten Moment sehr rau, weder ihre Art zu singen noch zu tanzen ist auch nur im Ansatz filigran. Aber sie bringen etwas anderes, viel entscheidenderes mit: Herz und Ehrlichkeit. Die beste Grundlage für gute Musik. Für ihre Songs gehen sie tief in sich und servieren sie mit einer Energie, die einen mitreißt.
Rob Lynch scheint immer vor Energie zu platzen, auch auf dieser großen Bühne, an die er sich schon etwas gewöhnt hat, nachdem er bereits seit Wochen mit Uhlmann durch Deutschland tourt. Der Abend war besonders für den Briten. Nicht nur weil seine Familie im Publikum war, auch erblickte sein Album „All These Nights In Bars Will Somehow Save My Soul“ nun offiziell das Licht der Welt. Endlich. Wir sind hier ja schon lange Fans des hübschen Herren, vor drei Jahren verzückte uns der Mann mit der rauen Stimme und seiner Leidenschaft zum ersten Mal live. Von einer kleinen Galerie mit einer handvoll Leuten damals zum mit 1500 Leuten sehr gut gefüllten Huxley’s und einer Band im Rücken. Schon ein Unterschied, aber nicht so groß wie man meinen mag. Seine Musik funktioniert im Kleinen wie im Großen, passt in Bars zum biergeschwängerten Mitgröhlen. Und wie es am Freitag geschah: Lautes mitsingen von sehr, sehr vielen Leuten beim Song „Hawking“. Einfach schön mit anzusehen. Im März will Rob Lynch mit seiner Band wieder durch die Lande ziehen.
Viele Köpf nickten zu Robs Musik, aber er war erst die Vorband. Die meisten waren ja doch für den Hauptact des Abends da, Herrn Thees Uhlmann und seine wunderbare Liveband. Der Boden bebte, als die Männer und die Dame die Bühne betraten, die Fans jubelten und tanzten bis zum letzten Song.
Bei Thees traten die Adern am Hals traten hervor, der Kopf lief rot an, während er den ersten Song „Weisse Knöchel“ sang – oder schrie oder wie man es nennen mag. Es folgte des Publikums Lieblingssong auf Lieblingssong. Besonders in den ersten Reihen sang das mitunter recht junge Volk aus vollem Hals mit, auch ohne Aufforderung. Da fiel es schon schwer, die neuen von den alten Songs zu unterscheiden. Oft ist das Publikum bei Songs von neuen Alben etwas unsicherer, aber nicht bei Uhlmann. Die Songs vom aktuellen Album „#2“ saßen. Den Nachfolger zu „Thees Uhlmann“ veröffentlichte er Ende August diesen Jahres.
Zwischendrin erzählt er die Geschichten, die sich hinter den Songs verbergen. Von seiner Mutter, die am gleichen Tag und im gleichen Krankenhaus wie Rudi Dutschke geboren wurde, von endlosen verlorenen Diskussionen mit dem Vater, der Tochter eines Freundes oder eben seinem Fußballclub FC St. Pauli. Manchmal sind sie ein wenig langatmig, meist dennoch amüsant.
Das Großartige an Uhlmann ist ja, dass er so ist wie er eben ist, unverschnörkelt und ohne die üblichen großen Rockstargesten, wird er genau zu dem. Oder eher: zu einem Rocker, das „Star“ ist überflüssig. Er kann so schöne Sachen sagen wie „Mein Gehirn verlässt mich grade wegen Aufregung“ während er einen Danksagungswortsalat produziert, bevor er das erste Mal von der Bühne geht. Zweimal kam er für Zugaben zurück. In dem was der Mann tut, ist er verdammt gut.

Eine kleine visuelle Impression eines Thees Uhlmann Konzertes bietet das Video zur neuen Single „Zugvögel“:

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https://www.facebook.com/theesuhlmannmusik

Live dabei war: Dörte Heilewelt