Er ist zurück. Im großen Stil. Um kurz nach 21 Uhr wird es still im Berliner Tempodrom, kaum einer wagt es, sich noch von seinem Stuhl fortzubewegen. Denn mit einem Mal steht Mark Oliver Everett im grau karierten Anzug und Krawatte auf der Bühne. Umrahmt wird er von einer ausschließlich männlichen Band und einer dezenten Lichterkette im Hintergrund, über allem thront ein extravaganter Kronleuchter. Während der Rest der Welt im Fußballfieber ist, wird hier die Zeit ganz anders gezählt. Und es wird schnell klar: dem Publikum des Eels-Konzerts steht ein überaus festlicher Abend bevor. Dabei zentrieren sich die Stücke des rund anderthalbstündigen Sets um das 11. und aktuellste Werk „The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett“. So kündigt der überraschend redselige E. der Besucherschaft an, dass sie nun eher „soft boner rock“ auf die Ohren bekommen würden. Das soll nicht der einzige herzhafte Lachanfall des Abends bleiben. Es folgen weitere Ausführungen in diese Richtung, wie zum Beispiel, dass es im nächsten Song noch langsamer zugehen würde und noch langsamer, und nooooch laaangsamer… Als ermüdend erweist sich die Show jedoch zu keinem Zeitpunkt. Dazu haben wir es mit einem viel zu guten Gastgeber zu tun, der einen jeden fortwährend mit den richtigen Melodien und Textzeilen abzuholen weiß. Und nicht zuletzt streichelt E. noch unsere Egos ein wenig mehr und betitelt uns als seine „Schatzel“ – persönlicher denn je, wir sind näher an ihm und er an uns. Denn bei der Zugabe beschließt der sonst so kauzige Barträger seiner Liebe zur Hauptstadt und zum Publikum Nachdruck zu verleihen, indem er zwischen die unzähligen Stuhlreihen klettert und Umarmungen verteilt. Dies ist ein ganz besonderer Abschluss für eine Nacht mit Mark Oliver Everett, in der wir ihm auch eine Ecke aus unserem Herzen mit auf den Heimweg gegeben haben.
War dabei: David Streit
Fotos: Hella Wittenberg