Eigentlich würde ich gerne direkt mit einem offenen Brief an Josh Homme anfangen und ihn fragen, wieso er zwar in Paris und England am Schlagzeug der Eagles of Death Metal saß, aber nicht in Berlin – das, wie Sänger Jesse Hughes stolz auf der Bühne erzählte, größte bisher ausverkaufte Konzert der Band. Stattdessen bekamen wir jemand anderen – Namen sind in dem Fall Schall und Rauch. Bei fast jedem Konzert, das ich von dieser Band gesehen habe, saß ein anderer hinter den Trommeln, noch nie Homme. Der ist fast nur auf CD, bei TV Shows und seltenst auf Konzerten zu sehen und dann meist nur drüben in den USA. Da war die Überraschung groß, dass er Anfang des Monats auch in Europa und England anzutreffen war und die Enttäuschung eines Fans (wie mir) immens, dass er es nicht bis nach Berlin geschafft hat.
Neben dem neuen Schlagzeuger gab es noch einen neuen Bassisten – der einfach nicht so toll ist wie Brian o’Connor, aber das ist dann wirklich nur Fan-Nostalgie. Es fehlte die Coolness, Sicherheit und die tiefe Stimme von o’Connor, besonders bei „I Want You So Hard (The Boy’s Bad News)“. Aber auch das Zusammenspiel von allen war anders, noch nicht so ausgereift wie bei einer Band, die schon jahrelang gemeinsam auf der Bühne steht. Immerhin Darlin‘ Dave Catching ist noch dabei – mit einem Bart der ZZ Top würdig ist und seiner wunderbaren Flying V.
Er und Jesse Hughes wissen wie eine richtig gute Show geht. Da ist dann auch der teilweise schlechte Sound an dem Abend und leise Gesang von Jesse nicht weiter tragisch. Das Publikum hat sowieso fast alles mitgesungen – bis auf die neuen Stücke vom kommenden, vierten Album „Zipper Down“ und ein paar Songs von „Heart On“, bei denen es manchmal schwer war, sie überhaupt am Anfang zu entziffern. Aber da hat nur das Mitsingen etwas gelitten – die Stimmung im Publikum kochte von der ersten bis zur letzten Sekunde und warf ab und zu einen Crowdsurfer über die Brüstung in Richtung Bühne.
Jede Ansage zwischen den Songs und jedes „Wie geht’s euch?“ wurde mit ohrenbetäubendem Jubel beantwortet. Der junge Herr, der neben mir in der ersten Reihe stand, hielt sich dann auch mal die Ohren zu, wenn die Ladies in den ersten Reihen gefragt wurden. Nun, es ist gefährlich bei einem Eagles of Death Metal Konzert neben mir zu stehen: tanzen, singen, schreien ohne Rücksicht auf Verluste ist angesagt, denn Jesse hat mich mit seinem Voodoozauber belegt. Mein Lieblingsmoment war beim letzten Song des Abends „Speaking in Tongues“. Dave ganz links, Jesse ganz recht auf der Bühne, ein kleiner Gitarrenbattle und zur Versöhnung Bärtchen kämmen. So gut.
Als kleinen Vorgeschmack auf „Zipper Down“ gibt es den neuen alten Song „Complexity“ auf Spotify. Der ist zwar auch auf Jesse Hughes Soloalbum „Honkey Kong“ zu finden, aber wurde in ein neues, besseres Rock-Gewand gekleidet.
Und zur besseren visuellen Vorstellung des Abends haben wir noch ein paar Fotos mitgebracht:
https://eaglesofdeathmetal.com/
Worte: Dörte Heilewelt
Fotos: Markus Werner