In einem Twitter Statement verurteilten die globalen K-Pop Superstars BTS Ende März anti-asiatische Gewalt in den USA und berichteten über ihre persönlichen Erlebnisse mit Rassismus:
Direkt zu Beginn der Nachricht nimmt die Band Bezug auf den verheerenden Amoklauf eines weißen, verbitterten Mannes auf asiatische Massagesalons in Atlanta Mitte März mit acht Todesopfern, sechs davon asiatische Frauen: „Wir senden unser tiefstes Beileid an diejenigen, die ihre Angehörigen verloren haben. Wir fühlen Trauer und Wut“. Der dramatische Anstieg von Gewalt und Rassismus gegen Asiaten ist eklatant. In Zeiten, in denen Ex-US-Präsident Donald Trump gerne vom „Chinesischen Virus“ oder „Kung Flu“ spricht und in Deutschland Bayern 3 Radiomoderator Matthias Matuschik BTS als „irgendein Scheißvirus, wogegen es hoffentlich bald ebenfalls eine Impfung gibt“ bezeichnet (gefolgt von einem weltweiten Shitstorm von Fans, Künstlern, Medienhäusern und Plattenlablen), wird tagtäglich Hass geschürt gegen Asiaten. In einer Umfrage, durchgeführt von Pew Research, gaben 40% der Amerikaner*innen an, „dass es seit Beginn der Pandemie wahrscheinlicher geworden ist, dass gegenüber Asiaten rassistische Äußerungen fallen.“ Mehr als 2100 Vorfälle wurden, wie CBS News berichtet, in diesem Zusammenhang laut einem Report der United Nations allein zwischen März und Mai 2020 offiziell in den USA gezählt. K-Pop Sänger Eric Nam, der selbst in Atlanta aufgewachsen ist, gibt in seinem Gastbeitrag für das Time Magazine sowie in einem Interview auf CNN weitere Einblicke in das tägliche Leben und den Kampf gegen Alltagsrassismus als Mitglied der AAPI Community (Asian American and Pacific Islander). Prädikat: lesenswert!
Doch wie kommen BTS dazu, sich aktiv in die Debatte einzumischen? Die Band ist mehr als nur ein Trend. Seit Jahren gibt es nur eine Richtung, in welche sich alles was BTS anfassen, entwickelt: nach oben, the sky’s the limit. 2020 war für viele Künstler*innen Pandemie-bedingt kein leichtes Jahr, auch BTS mussten ihre geplante Welttour komplett absagen, beziehungsweise auf unbestimmte Zeit verschieben. Gute, neue Musik gab es trotzdem auf die Ohren, und davon nicht wenig und nicht minder erfolgreich. Mit allen drei Alben landeten BTS in den IFPI Jahrescharts 2020 (#1, #2, #8) – das erste Mal seitdem Michael Jackson vor über einem Jahrzehnt ein ähnliches Kunstwerk gelungen war. Die für einen Grammy nominierte Hit-Single „Dynamite“, die erste komplett englischsprachige Single der Band, sorgte im letzten Jahr für die erste Hot 100 Single Charts Krone für BTS (mittlerweile sind es drei). Seit Release des Songs im August letzten Jahres ist die Single zudem ununterbrochen in den amerikanischen Top 50 zu finden und hat ganz frisch zwei weitere Rekorde gebrochen: „Dynamite“ führte nun insgesamt 18 Wochen lang die digitalen Verkaufscharts an und ist gleichzeitig der am längsten in den Hot 100 verbleibende Song einer koreanischen Band (Psys „Gangnam Style“ wurde hiermit übertrumpft). Auf iTunes zeigt sich die globale Beliebtheit der Band ebenfalls: So erreichte „mono“, das Solo Album von Leader RM, auf iTunes mehr #1 als jedes andere Album zuvor (121 an der Zahl). Bei den Singles wiederum darf sich Bandkollege V mit seinem Track „Sweet Night“ über diese Ehre freuen (in 118 Ländern auf #1). Auch das BTS-Label, ehemals Big Hit Entertainment, nun Hybe Labels, sorgte in der Finanzbranche gerade für einiges an Furore, insbesondere die Übernahme der US-Beteiligungsgesellschaft Ithaka Holdings sorgt dafür, dass de facto nun Künstler*innen wie Ariana Grande und Justin Bieber nun unter dem HYPE Dach hängen. Die Aktien schossen in die Höhe. Summa summarum: Es läuft trotz Corona sehr gut für BTS.
Doch auch das Erfolgs-Septett sah sich in der Vergangenheit – unter anderem in Amerika – immer wieder mit Rassismus und Vorurteilen konfrontiert, und diesen Vorurteilen war sich die Band stets gewiss. So sagte Leader RM im September 2020 in einem Interview mit Reuters: “Since we’re aliens to the music industry in America, we don’t know if there’s a place for us or not.“ Eine Aussage, die von einer der erfolgreichsten Musik Acts überhaupt doch zum Nachdenken animieren sollte. In oben zitiertem Tweet schreiben die Mitglieder von BTS weiter: „Was im Moment passiert, kann nicht von unserer Identität als Asiaten getrennt werden“. In dem Statement reflektierten BTS weiter über ihre persönliche Konfrontation mit Rassismus: „Wir erinnern uns an Momente, in denen wir als Asiaten diskriminiert wurden. Wir wurden ohne Grund beschimpft und für unser Aussehen verspottet.“ Und weiter: „Unsere eigenen Erfahrungen sind unbedeutend im Vergleich zu den Ereignissen, die in den letzten Wochen passiert sind. Aber diese Erfahrungen waren genug, um uns machtlos zu fühlen und unser Selbstwertgefühl zu zerstören“, heißt es in der Erklärung. BTS beenden ihr Statement mit einem Aufruf zum Handeln und sich gemeinschaftlich gegen anti-asiatischen Rassismus und Gewalt zur Wehr zu setzen: „Wir stehen gegen Rassismus. Wir verurteilen Gewalt. Du, ich und wir alle haben das Recht, respektiert zu werden. Wir werden zusammenstehen.“
BTS zeigen mit diesem Statement erneut, dass ihnen viel daran liegt, ihre Popularität für die gute Sache zu nutzen und dabei ihre gesamte Fan-Armee (ARMY) mitzunehmen. In ihrem Kommentar zu #StopAsianHate setzt die Band dabei auf Empathie: Wir verstehen, wie ihr euch fühlt, lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass sich die Lage bessert. Und dass die BTS Fans durchaus fähig sind, etwas zu bewegen, haben sie ein ums andere Mal eindrucksvoll bewiesen: von der legendären Sabotage der Trump Rallye in Tulsa im Juni 2020 bis hin zur Spendenaktion des BTS ARMY Chartity Accounts „One in an Army“ für Black Lives Matter im Juli 2020. Nachdem BTS auf Twitter öffentlich Stellung bezogen hatten und die Medien verkündeten, dass die Band eine Million US Dollar an Black Lives Matter gespendet hatte, taten es die Fans den Jungs gleich und schafften es innerhalb von 24 Stunden, die Spende selbst um eine weitere Million US Dollar aufzustocken. BTS hat extrem viel Macht und sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Und auch die ARMY hat mittlerweile ihre eigenen prominenten Fans: So nannte unter anderem WWE Legende John Cena vor kurzem BTS, deren Message sowie die BTS ARMY als seine große Inspiration.
Es ist wichtig, das Thema Rassismus und Gewalt gegen Asiaten nicht totzuschweigen und sich aktiv an dessen Bekämpfung zu beteiligen. Und es dürfte klar sein: Wenn selbst erfolgreiche asiatische Prominente wie BTS im Alltag mit Rassismus, Hass und Vorurteilen zu kämpfen haben, wie mag es dann erst den Janes und Joe Does dieser Welt gehen?
Jetzt hier mehr erfahren über #StopAsianHate und selbst aktiv werden.