Leider wirkt das Huxley’s am Sonntagabend nicht besonders voll. Vielleicht liegt es daran, dass parallel gerade das Berlin Festival stattfindet, vielleicht aber auch daran, dass das Deutsche Publikum noch nicht gemerkt hat, dass Brandon Flowers der Frontmann der Killers ist, die auch hierzulande schon durchaus große Hallen gefüllt haben. Dafür ist die Stimmung allerdings umso besser. Das in Berlin manchmal sehr verhaltene Publikum ist von Anfang an angeknipst. Eine treue und dankbare Fangemeinde hat sich eingefunden, um sich von einem gut gelaunten Mr. Flowers entertainen zu lassen.
Das Intro von Tears For Fears‘ „Woman In Chains“, zu dem die Band auf die Bühne kommt lässt ahnen, dass dies nicht die einzige Reminiszenz an die 80er bleiben wird. Eine Ära, der sich Brandon sehr verbunden fühlt. Das ist schon auf seinem neuen Album „The Desired Effect“ zu hören, das eher wie The Killers‘ erstes Album „Hot Fuss“ klingt, als die späteren eher rockigen Alben. So ist auf der Platte das Sample „I Can Change“ von Bronsky Beats „Smalltown Boy“ zu hören, sowie Cameo Vocals von Neil Tennant von den Pet Shop Boys. Fast ein wenig überrascht es Flowers selbst, dass er in England mit seiner zweiten Platte direkt Lokalmatador Paul Weller vom Thron der Nummer eins gestoßen hat.
Unter lautem Jubel kommt Flowers auf die Bühne, um direkt auf den Monitor zu springen und in gekonnter Rockstar-Pose mit gereckter Faust und schelmischen Grinsen das Publikum noch mehr anzuheizen. Es ist alles ein bisschen schmalzig und kitschig, die Sounds wirken pompös im besten Glamrock-Style, klassisch mit zwei stimmstarken Backgroundsängerinnen unterlegt. Das schwarze Jackett glitzert mit dem Konterfrei seiner Tante auf dem schwarzen Vorhang, der immer wieder bunt angestrahlt wird, um die Wette. Wahrscheinlich ist diese Tante auch ein bisschen mitverantwortlich für Pomp und Gloria, denn bei ihr ist Brandon in Las Vegas aufgewachsen und da glitzert es ja bekanntlich nicht nur nachts. Irgendwie schafft Brandon Flowers aber die Gradwanderung und legt eine unterhaltsame Show hin, die offensichtlich nicht nur ihm Spaß macht. Das Publikum ist zeitweilig aus dem Häuschen und das nicht nur bei den drei Songs von The Killers, die natürlich mit „Mr. Brightside“ ihre Krönung finden. Die neuen Songs aus dem Album „The Desired Effect“ können schon erstaunlich gut mitgesungen werden, die Stücke aus der ersten Soloplatte „Flamingo“ sowieso.
Die 80er scheinen in der Tat ein Lieblingsthema von Flowers zu sein. Das Logo seiner neuen Platte, das die Drums ziert, erinnert an Dirty Dancing, die „Smalltown Boy“ Passage wird ein bisschen länger als auf der Platte intoniert und das fast rockigste Stück des Abends ist „Simply Irresistible“ von Robert Palmer.
Flowers füllt mit seiner Präsenz und einer Band, die wunderbar aufeinander abgestimmt ist, die Bühne voll und ganz aus. Auch die für eine kleine Halle äußerst üppige Lightshow tut ihr übriges. Sowohl stimmlich als auch die Gesten, die ein schauspielerisches Talent vermuten lassen beweisen, dass er gewohnt ist, große Bühnen zu bespielen. Und so sehr er seinen Alleingang zu genießen scheint, wird er sicher bald wieder mit seinen alten Kumpels auf den ganz großen Bühnen stehen, vor hoffentlich mehr Publikum. Und wir werden wieder alle gemeinsam schmettern: „I’m coming out of my cage, and I’ve been doing just fine…“
War dabei: Kate Rock