Blitz-Interview mit Sizarr

Mit „Psycho Boy Happy“ haben Sizarr eines der ausgereiftesten und vielseitigsten Alben 2012 geschaffen. Wir haben die drei Abiturienten aus Landau zu einem kurzen Frühstücksschnack getroffen.

Beschreibt doch bitte mal Sizarr in drei Sätzen.

Sizarr ist eine Band aus Landau. Sizarr sind wirklich nett und gutaussehend. Sizarr machen oke-he und flippige Musik.

Ihr wurdet einst als die „beste Schülerband Deutschlands“ gehandelt. Jetzt habt ihr Abi, könnt ihr mit den „Großen“ mithalten?

Wir sind ja immer noch jung, das ist ja erst der Anfang und da geht auch noch einiges.

Hat das denn überhaupt was mit dem Alter zu tun?

Eigentlich nicht, sollte es zumindest nicht. Wir hoffen auch, dass es nicht so viel mit dem Alter zutun hat, sondern dass die Leute die Musik hören, gut finden und dann denken „Oh, die sind ja noch total jung“ und dass das nicht das Hauptaugenmerk ist.

Denkt ihr nicht, dass ihr in fünf Jahren von der Erfahrung her noch weiter sein müsstet?

Ja doch, das sowieso, das hoffen wir zumindest.

Aber ihr habt ja schon gar nicht mehr so viel Spielraum nach oben.

Man lernt ja nie aus, wir haben dann einfach einen Vorsprung.

Wie seid ihr denn überhaupt zur Musik gekommen? Hattet ihr eine musikalische Ausbildung?

Nein, wir haben die Instrumente gelernt als Kinder und Jugendliche. Ich glaube, das ist etwas, was man zwangsläufig lernt, wenn man die Grundlagen eines Instruments beherrscht und dann viel Musik hört und sich damit auseinandersetzt. Dann bekommt man einfach Lust, selbst eigene Musik zu machen. Jede Coverband hat wohl 1-2 eigene Songs in ihrer Laufbahn geschrieben.

Was haltet ihr denn von Formaten wie der Pop Akademie in Mannheim?

Diese Management-Studiengänge sind schon okay aber für Musiker ist es irgendwie ein sehr einfacher Weg. Aber es ist auch gut für Leute, die keine andere Möglichkeit haben, Musik zu machen. Die Institution als Gedanke ist extrem gut und auch wichtig, aber es zielt noch ein bisschen in die falsche Richtung ab, es ist noch zu arg auf Charts und Radiotauglichkeit getrimmt und zu wenig kreativ und geht zu wenig in die Indierichtung.

Ihr kommt alle aus Landau und habt dort auch lange gewohnt. Wie war der Einstieg in die Musik in der pfälzischen Kleinstadt?

Grundsätzlich ist ja egal wo man Musik macht, man macht es ja am Ende eh alleine. Ob man dann in Köln sitzt in seinem Zuhause oder in Landau kommt eigentlich aufs Gleiche raus. IN ner Großstadt hat man vielleicht leichter die Möglichkeit, irgendwo anzuknüpfen, aber das war für uns im Nachhinein gesehen ganz gut, keine Szene oder wirkliche Vorbilder dort zu haben, um uns wirklich frei zu entfalten und unser eigenes Ding zu machen.

Was macht Sizarr im Moment richtig?

Wenn man das wüsste, könnte es ja wohl jeder machen. Ein Buch drüber schreiben… Glück gehört eben immer dazu und wir haben vielen Leuten zu verdanken, das wir eben auch auf den ganzen Festivals spielen konnten, wo wir bis jetzt gespielt haben und die Konzerte gemacht haben und so musikalisch kann ich das nicht bewerten, weil ich da glaub ich zu befangen bin.

Was muss eurer Meinung nach denn eine Band überhaupt anstellen, um gut zu sein?

Nicht langweilig sein und sich nicht nach irgendeiner Szene richten. Bands, die komplett Neues machen und nicht das wiederholen, was andere Bands machen, die sie gerade gut finden, machen es auf jeden Fall richtig. Leute merken auch ganz schnell, ob Dinge authentisch sind oder nicht.

Ihr seid ja alle erst 19 und macht schon seit sieben Jahren Musik. Hattest du, Fabian, denn überhaupt die Möglichkeit, die ganzen Erfahrungen zu machen, um die es in deinen Songs geht?

Ja, das stimmt schon. Ich sehe da auch einen Prozess innerhalb des Albums. Die Texte, die ich anfangs geschrieben habe und die neuen Songs unterscheiden sich schon enorm. Die ersten Songs waren eher Studien, wenn man es so nennen kann. Als erstes habe ich „Word Up“ geschrieben. Die neueren Songs, wie „Purple Fried“ oder „Run Dry“ gehen mir mehr rein und ich kann viel mehr damit verbinden. Die Texte hab ich auch immer ziemlich aufgeschoben, die meisten sind dann so im letzten Monat entstanden. Das ist eben auch der Punkt mit dem Album. Damit haben wir uns ein Level geschafft, wo wir uns selbst ganz gut definieren konnten und jetzt viel besser wissen, wer wir sind und was wir wollen.

Wie geht ihr denn mit dem Erfolg um, der in eurem Fall ja gerade schnell zunimmt. Cro zum Beispiel hat ja gerade eine kleine Identitätskrise.

Weil er ne Maske trägt und offiziell keiner weiss, wie der aussieht. Das ist ja wieder was anderes. Aber so Dimensionen können wir eh ausschließen, das ist schon ein Phänomen. Aber ne, eigentlich haben wir da nicht wirklich einen Plan, wir werden total überfordert sein.

Aber ganz gutes Feedback bekommt ihr ja momentan schon, gerade von der Musikpresse. Lest ihr Kritiken?

Nein. Da muss man sich freimachen. Natürlich ist das wichtig zu wissen, was die Leute für Meinungen haben, da wird ja auch argumentiert und entweder man sieht es ein oder nicht. Bis jetzt haben wir die Erfahrung mit dem Verriss noch nicht wirklich gemacht, das Feedback war relativ positiv, soweit wir es mitbekommen haben. Es sollte aber eigentlich ziemlich egal sein, es ist letzten Endes ja reine Geschmacksache.

Was wollt ihr mit eurer Musik in den Köpfen eurer Hörer anstellen?

Das, was gute Musik macht, ist ja manchmal, dass sie den Hörer auf eine Metaebene bringt und wir hoffen natürlich, dass unsere Musik das auch mit manchen Menschen schafft. Das wird total spannend, wenn die Leute dann erzählen, was sie bei der Musik fühlen und erleben, weil man ja damit den Leuten was gibt und wenn’s klappt, ist das auf jeden Fall ein Erfolg.

Was wäre so der Bestfall, wie es für euch laufen könnte?

Wir wollen den ganz großen Erfolg eigentlich gar nicht unbedingt, das wären dann wahrscheinlich nicht mehr wirklich wir. Hauptsache, wir können von der Musik einigermaßen leben und sie wird nicht am Ende zum Hobbie, weil wir uns einen 9to5-Job suchen müssen.

Habt ihr trotzdem einen Plan B?

Sizarr: Nein, die Musik hat jetzt Priorität. Wir haben ja gerade alle Abi gemacht, das war uns auch wichtig, aber wir sind jetzt jung und haben jetzt diese Chance. Studieren oder eine Ausbildung machen können wir ja immer noch, wenn es nicht klappt.

Interview: Lara Muhn
Fotos: Eric Weiss

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