Bei uns noch nicht so ganz auf der musikalischen Agenda, in England bereits als heiße Band am Newcommer-Himmel gefeiert, haben Beach Baby gerade ihr Debütalbum „No Mind No Money“ raus gebracht. An den Englischen Universitäten scheint es immer wieder sehr talentierte Musiker zu geben, die sich zu einer Band zusammen finden. Ollie und Lawrence – die wir in Berlin zum Interview getroffen haben – haben an der Londoner Goldsmith University für bildende Kunst ihre musikalischen Mitstreiter gefunden. Innerhalb von einem Jahr haben sich die vier Engländer ihren Respekt verdient und erfreuen sich in ihrer Heimat immer größer werdender Beliebtheit. Das Erfolgsrezept der Band ist ein gepflegter Indie-Sound, gepaart mit sonnigen Oldschool-Surf-Tunes die dem Ganzen einen leichten Retro-Touch geben und daraus überaus hörbare Popsongs entstehen lassen. Mit ihrem Debütalbum wollen die Engländer auch hier den Sprung vom Geheimtipp zu ernstzunehmenden Musikern schaffen. Die beiden Sänger haben uns Rede und Antwort gestand.
Wisst ihr wie ich das erste Mal auf euch aufmerksam geworden bin? Ich war neulich in London, da haben sie einen Song in einem Store gespielt. Ich habe ihn shazamed und es war „Limousine!“
Lawrence: Echt? Das ist ja cool. Wo warst Du, war das Topshop? Das habe ich schon öfter gehört, dass sie uns dort spielen.
Ja genau. Da ihr hier in Deutschland noch nicht so bekannt seid, wie würdet ihr selbst Euren Stil bezeichnen?
Lawrence: Wir sind eine Gitarrenband aus London.
Ollie: Wir sind eine Indie-Rock Band.
Da muss es doch noch ein bisschen mehr zu erzählen geben. Was unterscheidet euch von all den anderen Indie-Rock Bands aus England?
Ollie: Das ist eine ziemlich gute Frage. Ich kann gar nicht sagen, ob wir einen wiedererkennbaren, eigenständigen Sound haben.
Lawrence (lacht): Wir sind wie all die anderen, nur besser.
Ollie: Ja genau. Nein, Spaß beiseite, ich glaube was uns ausmacht sind gute Texte und gute Melodien.
Macht es euren Sound vielleicht auch ein bisschen besonders, dass ihr beide singt?
Lawrence: Ja, auf jeden Fall. Und ich finde unsere Keyboard-Sounds sind recht speziell. In manchen Tracks haben wir versucht eine Post-Punk-Energie rein zu bekommen. Das ganze Album hat eigentlich unterschiedliche Vibes und Richtungen, von denen wir beeinflusst sind. Manchmal sind die Keyboards vordergründiger, manchmal die Gitarren. Wir haben schnellere und ruhigere Stücke.
Ollie: Uns war die Abwechslung wichtig und dass wir uns ausprobieren. Daher klingen wir schon ein ganzes Stück anders als die herkömmlichen Gitarrenbands.
Beim Hören eurer Platte bekommt man ein sehr positives Gefühl. Ich hatte so eine Strand- Urlaubs-Assoziation.
Lawrence: Das erleichtert uns, dass du das sagst. Jemand anders hat uns gesagt, er fand die Platte eher deprimierend. Das hat uns schon Sorgen gemacht. Offensichtlich löst die Platte unterschiedliche Gefühle bei unterschiedlichen Leuten aus. Das ist doch am Ende auch das Gute an Musik. Das hängt ja auch stark damit zusammen, ich welcher Stimmung man gerade ist, wenn man sich eine Platte anhört.
Ja, das stimmt grundsätzlich. Wenn ich eure Platte aber beispielsweise mit Radiohead vergleiche, dann ist da doch ein gro0er Unterschied zwischen eher tragenden, schweren Melodien, die einen depressiv stimmen können und euren Songs, die eher eine Leichtigkeit haben.
Ollie: Oh ja, da stimmen wir dir völlig zu. Radiohead hat was ganz sphärisches und tragendes, einige Songs sind fast cinematisch. Nach dem hören der letzten Platte ist man in der Tat immer etwas mitgenommen und schwermütig. Das hat unsere Platte in der Tat nicht. Obwohl ich deren Platte liebe, wirklich großartige Musik.
Ja, das stimmt, aber heute geht es ja nicht um Radiohead, sondern um euch.
Lawrence (lächelt): Es geht immer um Radiohead. Man kommt nicht um sie rum.
Wenn eure Band ein Buch oder ein Film wäre, welcher Charakter wärt ihr?
Ollie (nachdenklich): So eine schwere Frage hat uns bisher noch niemand gestellt. Wow.
Lawrence: Es wäre eher eine jüngere Person. Und wahrscheinlich wäre es eine weibliche Person. Man, das ist aber echt schwierig.
Vielleicht fällt euch bis zum Ende des Interviews noch jemand ein. Das ist ja eure erste Platte, bisher habt ihr nur eine EP veröffentlicht. Hattet ihr ein Konzept im Kopf oder habt ihr einfach drauf los komponiert?
Lawrence: Nein, wir haben uns vorher nichts konkretes überlegt. Aber da die Songs alle irgendwie etwas mit unserem Leben zu tun haben, ist das wahrscheinlich schon eine Art Konzept. Wir hatten einige Songs fertig und wollten diese endlich aufnehmen und daraus ein tolles Album machen.
Ollie: Wir haben darauf geachtet, dass die Songs auch wirklich ein Album ergeben und in irgendeiner Form zueinander passen: Auf der anderen Seite wollten wir aber auch die Vielfältigkeit unserer Band damit abbilden.
Schreiben alle Bandmitglieder die Songs?
Lawrence: Ja, mehr oder weniger schon. Ollie und ich schreiben die Lyrics. Jeder schreibt für sich die Texte, die er singt. Zum Teil haben wir auch schon ein paar Song Ideen, die wir dann mit der Band teilen. Wenn Josh, unser Drummer, und Iraklis, unser Bassist, dann einsteigen und mit an den Songs tüfteln, nimmt es dann oft noch mal eine ganz andere Richtung. Es sind also alle vier Bandmitglieder an dem kreativen Prozess beteiligt.
Habt ihr mit einem Produzenten gearbeitet, der euch geholfen hat bei der Songauswahl und der Richtung?
Ollie: Ja, wir haben mit Adam Jeffrey gearbeitet. Ein total talentierter Typ, der ein bisschen älter ist als wir. Er hat selbst schon in einer Band gespielt und eine Platte aufgenommen. Er war eine gute Wahl, wir haben uns gut verstanden. Er hat ein gutes Gespür für die Musik und hat eine gute Atmosphäre geschaffen, in der wir super arbeiten konnten.
Wie lange habt ihr gebraucht, um das Album aufzunehmen.?
Lawrence: Insgesamt etwa zwei Monate. Das war aber nur die Aufnahme. Die Songs haben wir über die letzten zwei, drei Jahre geschrieben.
Das ist aber trotzdem recht schnell.
Ollie: Ja, am Ende ist das aber auch eine Zeit- und Geldfrage. Manchmal hilft es nicht unendlich viel Zeit zu haben, dann macht man eher das, was sich spontan am besten anfühlt.
Lawrence: Wir haben viele Nächte daran gesessen. Man muss die Balance finden zwischen immer wieder an den Songs tüfteln und einfach dass machen, wie es im ersten Moment entstanden ist.
Was ist euer Lieblings-Song auf der Platte?
Lawrence: Das ändert sich andauernd.
Ollie: Es sind eher nicht die Singles, die haben wir mittlerweile schon so oft gehört. Ich mag „Hot Weather“ sehr gern. Wir sind jetzt einfach wahnsinnig gespannt wie die Platte ankommt und wie die Reaktionen sind. Jeder Song ist unser Baby und wir sind wahnsinnig aufgeregt, wie das Album angenommen wird.
Ist euch denn mittlerweile ein Character eingefallen, den eure Band verkörpert?
Ollie: Nein, leider nicht. Wir werden aber darüber nachdenken und sagen dir das dann beim nächsten Interview. Versprochen!
Interview: Kate Rock