Midlake am 10.2.10 im Lido Berlin
„Ich sollte mir einen Bart wachsen lassen und nur noch Karohemden tragen“, war mein erster Gedanke nach dem Konzert von Midlake im Lido. Insgesamt sieben Leute bevölkerten die Bühne – die fünf Bandmitglieder und zwei weitere zur Unterstützung. Eine der Grundvoraussetzung um bei Midlake dabei zu sein, ist wohl der Bart, die Karohemden können, aber müssen nicht getragen werden. Midlake kommen aus Texas und machen Indiefolk, ein bisschen Pop und ein Hauch von Rock.
Die Vorgruppe war die ebenfalls aus Texas stammende Sarah Jaffe in Begleitung ihrer Band. Für mich hätte sie auch ohne Band ihren Indiefolk darbieten können. Die E-Gitarre hat die anderen teilweise überstimmt. Sie ist eine Sängerin/Songschreiberin mit teilweise sehr schönen Melodien und Texten, die locker ohne Hilfe gelebt hätten. Den größten Applaus erntete sie, als Eric Pulido von Midlake für einen gemeinsamen Song auf die Bühne kam.
Nach einer kurzen „Umbaupause“ betraten die Sieben unter großem Applaus die Bühne, die etwas klein geraten schien für alle. Vier Gitarristen, ein Schlagzeuger, ein Bassist und ein Keyboarder fanden ihren Platz, allerdings muss man dazusagen, dass nicht alle die ganze Zeit bei „ihrem“ Instrument blieben. Tim Smith war nicht nur Sänger sondern spielte auch Gitarre oder Querflöte – sitzend oder stehend. Der Keyboarder, kein festes Mitglied der Band und dessen Namen ich leider nicht mitbekommen habe, hat hauptsächlich für die Querflöte gesorgt und etwas seltener wurden Alt- und sogar Blockflöten rausgeholt. Das liest sich jetzt alles sehr verwirrend, aber das war es nicht. Es wirkte nicht unruhig und die Musik, die sie hervorbrachten, war schön.
Es war faszinierend zu sehen wie die Bandmitglieder immer wieder Blicke hin und her warfen um miteinander zu kommunizieren. Paul Alexander, Bassist und auf der Bühne eher mittig anzusiedeln, warf aus dem Augenwinkel Blicke zu dem Unterstützungsgitarristen und Eric Polido. Tim Smith räumte seinen Platz in der Mitte, damit man auch mal Schlagzeuger Mckenzie Smith sehen konnte. Es wirkte als ob sie bei einigen Songs schon fast jammten, obwohl es teil des Songs war. Je länger das Konzert dauerte (ca. 90 min insgesamt), desto öfter sah man die Herren auch lächeln. Und ein paar Mal meinte ich ein „Yes!“ von Tim Smith Lippen ablesen zu können.
Sie haben fast alle Songs von ihrem neusten Album „The Courage of Others“ gespielt. Zusätzlich wurden noch ein paar ältere Songs wie „Van Occupanther“, „Roscoe“, „Bandits“, und „Head Home“ eingestreut und als Zugabe gab es dann noch „Branches“. Diese stammten allesamt vom von Kritikern sehr gelobten Vorgänger „The Trials of Van Occupanther“.
Der einzige, der etwas mit dem Publikum kommunizierte, war Eric Pulido, der sich nicht nur, wie er erzählte, mit Bandkollegen und ebenfalls Gitarriste Eric Nichelson auf eine Joggingtour durch Berlin begab – eine eher gewagte Tat bei zur Zeit 5 cm Eisschicht -, sondern sich auch wieder in Berlin verliebt hat. Ich würde jetzt gerne hoffen, dass sie das dazu bewegt bald, mal wieder zu kommen.
Midlakes neustes Album „The Courage of Others“ ist am 1. Februar bei uns erschienen.
Sarah Jaffe: https://www.myspace.com/sjaffe
https://www.myspace.com/midlake
Fotos (c) Dörte Heilewelt