Die Scissor Sisters zeigten am 13. Juli im Postbahnhof einmal mehr, dass sie eine Band sind, die für die Bühne gemacht ist.
Das Konzert wurde im Vorfeld vom Huxley’s in den kleineren und trotzdem nicht ausverkauften Postbahnhof verlegt. Die Folge war, dass das Publikum hauptsächlich aus Fans dieser Band bestand und dementsprechend war es kein Wunder, dass der gesamte Postbahnhof ab dem ersten Song tanzte, was das Zeug hielt. Vor dem Konzert und während der Umbauphase gab es einen DJ, der passenderweise Clubmusik auflegte und die lange Wartezeit zwischen der Vorband The Hidden Cameras und den Scissor Sisters, inklusive dem Anstarren einer fertigen Bühne für gefühlte Stunden, verkürzen wollte.
Bei der Vorband The Hidden Cameras war das Publikum hingegen noch leicht verhalten oder irritiert. Diese kanadische Band macht Indiepop, der zu Weilen etwas langweilig wirkt. Aber das ganze wurde aufgewertet durch einen sehr leicht bekleideten GoGo-Tänzer, der irgendwann einfach so aus dem Nichts auf der Bühne erschien, für ein paar Songs mittanzte und dann genau so unvermittelt wieder verschwand. Ein zweites Mal tauchte er mit noch weniger Kleidung am Leib auf. Was im ersten Moment wirkte wie ein Fan, der eine Wette verloren hat, ist gar nicht so unüblich bei The Hidden Cameras. Sie haben öfters mal einen Tänzer dabei, der das Publikum zum Tanzen animieren soll. Es hat geholfen.
Die Scissor Sisters benötigen keinen extra Tänzer. Jack Shears war und wird immer ein tanzendes Energiebündel auf der Bühne sein. Ihre Tanzeinlagen waren zuweilen choreographiert – das sah man spätestens als die wunderbare Miss Matronic ihren Arm nicht wie alle anderen oben hatte und ihn, als sie das bemerkte, schnell hochriss. Aber jetzt mal ehrlich: Wen kümmert das? Die Songs des aktuellen Albums wirkten, wie ich gehofft hatte, auf der Bühne besser als auf dem Album. Das nicht nur, weil man mehr Spaß hat mit einem Haufen anderer Leute zu tanzen als alleine im Zimmer, sondern auch, weil die Scissor Sisters mit einem tanzen. Neben dem Tanzen gab es natürlich auch Mitsingen,Klatschen und alles was dazu gehört.
Die Setlist beinhaltete neben Songs des aktuellen Albums auch ältere Hits wie „Laura“, „She’s My Man“, „Take your Mama Out“, „I Don’t Like Dancing“ und „Tits On The Radio“. Es schien mir fast so als, ob ich nicht die einzige wäre, die „Running Out“ als einen ihrer Lieblingstitel auserkoren hat. Das Publikum schien meiner Meinung zu sein, wenn man nach dem Jubel ging. Ana Matronic zog für diesen Song extra ihre Laufschuhe an. Nein, keine Turnschuhe, sondern ein paar High Heels, die nur halb so hoch waren wie ihre eigentlichen Schuhe. Überhaupt sah Miss Matronic sehr sexy aus in ihrem kurzen Trenchcoat, Shears hingegen ein wenig gewöhnungsbedürftig. An der Seite weit offene Jeans, zusammengehalten mit Lederriemen, aber in Anbetracht des Schweißpegels und der Hitze im Postbahnhof war das das richtige Outfit. Ich war schon fast neidisch.
Um den Abend kurz zusammen zu fassen (und man glaubt es den Scissor Sisters jetzt noch mehr):
You can find your life in the night life…
Bericht: Dörte Heilewelt
Fotos (c) Lynn Lauterbach