Wenn man auf der Suche nach neuen, spannenden musikalischen Entdeckungen ist und sich dabei eher wenig für die Platzierungen der deutschen Singlecharts interessiert, kann durchaus großes Erstaunen von einem Besitz ergreifen, wenn man dann doch mal wieder damit konfrontiert wird, was sich dort so alles tümmelt. Eine Mischung aus zähneknirschender Akzeptanz, Gleichgültigkeit und nacktem Grauen löste die letzte Begegnung mit den aktuellen Top 20 bei mir aus, hielt aber auch die eine oder andere Überraschung parat.
Irgendwo zwischen Mehrzad Marashi, Mark Medlock und Lena Meyer-Landrut taucht plötzlich Stromae auf. Wer ist das? Und, leichte Verstörung, was ist das? Ist das gut? Oder nervt das? „Alors On Dance“ heißt der Song, mit dem sich Stromae bereits seit 19 Wochen in den Charts aufhält, zwei davon auf Nummer 1. Und nach branchengängigem Mainstream hört sich der eigentlich nicht an. Das Saxophon weckt Erinnerungen an Guru Josh, dazu Stromaes leicht gelangweilt klingender, sehr charakteristischer Sprechgesang und ein ordentlicher Tanzbeat – das ist irgendwie eigen und dabei dennoch extrem eingängig. Einmal gehört, drin im Ohr. Also, tanzen wir. Und stellen fest: Das ist doch ziemlich gut.
Seit 2009 arbeitet Stromae, der mit bürgerlichem Namen Paul van Haver heißt und dessen Äußeres nicht weniger unverwechselbar ist als seine Stimme, an der Produktion seines ersten Albums. Nächste Woche ist es dann soweit, am 25.06. steht das Debut „Cheese“ in den Läden (auf iTunes bereits seit 14. Juni als Download erhältlich).
Dass Stromae kein typisches, für eine gute Chartplatzierung entwickeltes Plastikprojekt ist zeigt sich auch in seinen Videos. Bei denen führt der Belgier, der ganz nebenbei 2008 sein Filmstudium absolviert hat, selbst Regie. Hier der Clip zu „Te Quiero“, der Folgesingle zu „Alors On Dance“: