Ich hätte gern einen Kookaburra als Haustier.
“Screaming Maldini and the Kookaburra” ist die Debüt-EP der Band Screaming Maldinis aus Sheffield und eine wahre Soundexplosion. Als ich sie zum ersten Mal gehört habe, wusste ich gar nicht wo ich als erstes hinhören sollte so überwältigt war ich, und selbst jetzt entdecke ich immer neue Kleinigkeiten in ihrer Musik.
Was sie für Musik machen? Vom Prinzip her Pop in Richtung Progressive Pop. Nach eigener Aussage haben sie eine Vorliebe für „Chöre und Trompeten und Cabasas und Vibraslaps und Gitarren und Klatschen und Pferde und Zusammenbrüche und Orgeln und Verse und Violinen und 5/4 und 7/8 und mehr Pferde und Refrains“. Ihre Musik schreit förmlich nach Spielfreude und Spaß und guter Laune bei der Arbeit. Ihre Melodien und ihr Sound sind sehr komplex, aber zugleich sehr leicht.
Screaming Maldini besteht aus vier Jungs und zwei Mädels: Nick Maldini (Gesang, Gittarre, aufnahme), Tom Maldini (weigert sich zu singen, Schlagzeug), Andy Maldandi (Gesang, Trompete), Dr Chris Maldini (mehr Gesang, Keyboard, Horn), Miss Annie Maldina (noch mehr Gesang, Bass) und Gina Maldina (noch viel mehr Gesang, Percussions, Violine). Zugegeben, es sind nicht ihre echten Nachnamen, aber wer sich so schön auf seiner Webseite vorstellt, den nenne ich auch so.
Der Song “Secret Sounds” über den titelgebenden Kookaburra, der auf einer Bank sitzt und singt, zeigt schon einen Vorgeschmack auf das Können dieser Sechs. Wenn ein Kookaburra so wunderbare, vielschichtige Musik fabriziert, dann hätte ich gerne einen als Haustier (wenn es geht).
„The Extraordinary“, der zweite Song, ist wie ein warmer kurzer Schauer im Sommer, der direkt in einen Regenbogen übergeht, während man über eine Wiese läuft – so hat er sich jedenfalls für mich angefühlt als ich ihn zum ersten Mal gehört habe. Screaming Maldini werden bei diesem Song von dem Sheffield Cathedral Girls Choir unterstützt. Es ist ein zuweilen explodierender, bombastischer Sound – im positivsten Sinne. Er ist nicht überladen von zuviel Chor und zuviel Verspieltheit aber so, wie man ihn für einen Song mit dem Titel „Der Außergewöhnliche“ erwartet.
Der Anfang des dritten Songs lässt schon erahnen, dass dieser Song etwas mit Meer zu tun hat. Zumindest der Titel „The Albatross“ gibt einem Meer und der Wellengang. Es ist ein sehr warmer, eher ruhiger Song, bei dem einem die Sonne förmlich ins Gesicht scheint. Die Stimme der Sängerin umarmt einen förmlich und nimmt einen mit auf einen vier Minuten Trip ans Meer – vielleicht in Brighton. Ich glaube, so habe ich mich gefühlt, als ich das erste Mal dort war.
„I Know That You Know That I Would Wipe Away The Snowflake From Your Eye“ – das ist einer der längsten und schönsten Songtitel, die ich kenne, und der Titel des vierten Songs. Während Nick davon singt, dass sein Schatz langsamer werden soll, wird der Song immer schneller um in eine langsame Pause zu verfallen und dann an Tempo und der Sound wieder zu beschleunigen.
Im letzten Song „Miniatures“ zeigen sie noch einmal ihr ganzen Können. Er ist voll von Trompeten und Glockenspielen und enthält mittendrin Brüche. Vom schnellen, fast hektischen Upbeat geht er über in einen eher langsamen und relaxten Reggaebeat, der von den Maldini’s und Maldina’s und dem Maldandi völlig eingenommen wird und zu etwas völlig eigenem gemacht wird. Obwohl alle diese Songs recht unterschiedlich sind, gehören sie zusammen. Die Screaming Maldinis schaffen einen unvergleichlichen Sound.
Und eine Sache, die mir persönlich immer wichtig ist: Ich bin ein CD Käufer und somit auch ein Booklet- und Verpackungsfan (sonst könnte ich ja auch einfach MP3s kaufen). Allzu oft wird man da mit einem langweiligen Booklet enttäuscht – nicht so bei dieser EP! Es gibt zwar kein Booklet – es ist ja eine EP und kein Album -, aber die Verpackung ist einzigartig, clever und einfach nur toll. Es ist eine Pappverpackung, die sich auf Din A4 ausklappen lässt. Und sie unterstreicht die Vielfältigkeit und Einzigartigkeit dieser Band nur noch weiter. Außen gibt es eine Berglandschaft zu sehen und, wenn man diese aufklappt, dann tut sich die Skyline einer Großstadt auf. Die Titel der Songs sind in den Werbeanzeigen der Stadt versteckt. Erdacht hat dieses wunderbare Teil Ralph Wilson (Gulp!), und wenn ich ihn mal treffen sollte, dann werde ich ihm danken. So schöne und kreative Dinge müssen honoriert werden!
Die EP „Screaming Maldini and the Kookaburra“ ist vor kurzem bei Alcopop! Records erschienen und wer noch einen Soundtrack für den Frühling braucht oder einfach auf der Suche nach etwas völlig wundervollen Neuem ist, dem lege ich wärmstens an Herz, sich diese EP zu bestellen. Nur selten findet man ein solch schönes Kunstwerk.
„He [The Kookaburra] sings it from his heart
A melody in sharp
Some melody of hope
To everyone who is easy“