Die Sprache der Musik ist universell. Manchmal muss man nicht jedes Wort verstehen, um doch alles zu verstehen. Es reicht, wenn man die Sorgen und Nöte der Menschen auf der Straße versteht und ihre Sprache spricht. So kann man den Erfolg der Sleaford Mods aus Nottingham erklären, die ihren Erfolg weit über die Grenzen Englands hinaus feiern.
Es erinnert eher an Poetry Slam wenn Jason Williamson, der neben Andrew Fearn die Stimme der Sleaford Mods ist, mit recht derbem Akzent seine Geschichten erzählt. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund, wenn er Missstände aufzeigt oder die Politik an den Pranger stellt. 2020 bietet dabei eine geradezu exzellente Vorlage für ein neues Album: Corona, Brexit, Johnson, Trump und jede Menge andere Scheiße, die in der Welt vor sich geht. Wenn man so eine Vorlage geliefert bekommt, braucht man nicht lange, um daraus ein Album zu fabrizieren. Da fließen die Themen gerade so aus der Feder. Gerade mal drei Wochen hat es während des Lockdowns gedauert, bis das neue Album „Spare Ribs“ aufgenommen wurde, das sich textlich das politische Establishment vorknöpft und sorgsam seziert.
“’Our lives are expendable under most governments, secondary under a system of monetary rule. We are stock if you like, parts on a shelf for the purposes of profit, discarded at any moment if fabricated or non-fabricated crisis threatens productivity. This is constant, obviously and notably in the current pandemic. The masses cannot be present in the minds of ill-fitting leaders, surely? Or else the realization of their catastrophic management would cripple their minds. Much like the human body can still survive without a full set of ribs we are all ’spare ribs’, preservation for capitalism, through ignorance and remote rule, available for parts.”
Einen Vorgeschmack auf das Album liefert die neue Single „Mork n Mindy“, die im Duett mit der britischen Newcomerin Billy Nomates erschienen ist. Jason Williamson sagt über den Track:
“Mork n Mindy is the sound of the central heating and the dying smells of Sunday dinner in a house on an estate in 1982. Concrete, dinted garages, nicotine. Where beauty mainly exists in small cracks on the shell of your imagination. Captured perfectly in Ben Wheatley’s video for the song.”
Gut, dass es in diesen Zeiten Bands gibt, die ihre Stimme erheben und sich in die popkulturelle Opposition begeben. So sind wir auf das Album „Spare Ribs“ gespannt, dessen Name sich auf die Corona-Krise in England bezieht, wo manchen politischen Eliten das Leben ihrer Mitmenschen verzichtbar erscheint. Wir werden zusammen mit den Sleaford Mods ein lautes „Fuck You!“ in die Welt rufen. Manchmal muss es einfach raus.
Foto © Simon Parfrement