Der Titelsong zu Iggy Pops neuem Album „Free“ klingt, als könnte er der Hidden Track auf David Bowies’ „Blackstar“ sein. Nicht nur mit seiner verschwörerischen Stimme ähnelt Iggy seinem verstorbenen Freund Bowie, auch musikalisch mutet das Stück der Mystik von „Blackstar“ an. Das mag an den Bläsern liegen, die den Song durchziehen, aber auch an den Arrangements, die teilweise sehr filmisch anmuten. Der Titelsong ist ein eher ein meditatives Intro zu einer unerwarteten Platte.
So passt es auch perfekt, dass Iggy Pop einige der Songs auf dem neuen Album weniger mit Gesang als mit einer betörenden Erzählstimme untermalt. „Free“ wirkt viel intensiver und düsterer als das erfolgreiche Vorgänger-Album „Post Pop Depression“. Das neue Album klingt nun wie der Titel des alten Albums: tiefsinnig, nachdenklich und meditativ. An dieser Melancholie liegt es wohl auch, dass man sich neben Bowie an einen weiteren Freund aus den Berliner Zeiten des Künstlers erinnert fühlt: Nick Cave. Würde jemand erzählen, die Idee zu diesem Album sei schon damals im Hansastudio unter den drei Freunden erstanden, man würde sich nicht wundern, sondern nur weise lächeln.
„Free“ hat so gar nichts mehr zu tun mit Iggys alten Punk Zeiten. Aber auch Punks werden älter. So nimmt man es dem 72jährigen absolut ab, wenn er in „We Are The People“ über das Leben und den Tod sinniert. Dass der Albumtitel nicht willkürlich gewählt wurde, sondern einem tiefen Bedürfnis entspricht, erklärt Iggy Pop selbst so:
„This is an album in which other artists speak for me, but I lend my voice… By the end of the tours following Post Pop Depression, I felt sure that I had rid myself of the problem of chronic insecurity that had dogged my life and career for too long. But I also felt drained. And I felt like I wanted to put on shades, turn my back, and walk away. I wanted to be free. I know that’s an illusion, and that freedom is only something you feel, but I have lived my life thus far in the belief that that feeling is all that is worth pursuing; all that you need – not happiness or love necessarily, but the feeling of being free. So this album just kind of happened to me, and I let it happen.“
Unverkennbar ist der Einfluss des Jazz-Trompeters und Komponisten Leron Thomas, der zusammen mit Sarah Lipstate alias Noveller an der Entstehung des Albums mitgewirkt hat. Es ist ein Werk entstanden, von dem man sich wunderbar einlullen lassen kann. Man kann es nebenbei hören, es lohnt sich aber auch etwas genauer hinzuhören und sich von den Geschichten, die Iggy erzählt auf eine Reise mitnehmen zu lassen. Eine Reise auf der Suche nach Freiheit.