Es gibt ja zahlreiche Theorien dazu, wie man eine gute Show aufbaut. Am besten mit einem spektakulären Anfang, aber auch nicht zu bombastisch, es muss ja noch Steigerungsmöglichkeiten Richtung Finale geben. Klingt schlüssig, funktioniert in der Regel auch super. Man kann es aber auch wie die Flaming Lips machen, entspannt auf die Bühne schlendern, den ersten Song anstimmen und dann die Konfettikanonen gleich mal auf Anschlag aufdrehen. Und Luftballons. Alles rein in die Menge. Wessen Herz da nicht auf Anhieb aufgeht, der sollte dringend seine Vitalfunktionen überprüfen lassen.
Angst, dass eine Show, die mit derartigem Überschwang eingeläutet wird im Laufe des Abends vor der gesteigerten Erwartungshaltung der Zuschauer abkacken könnte, scheinen die Flaming Lips nicht zu haben. Müssen sie auch nicht. Weil man kann ja beim zweiten Song eine riesige tanzende Sonne auf die Bühne holen und beim dritten auf einem leuchtenden Einhorn durch die Menge reiten. Einen aufblasbaren Regenbogen aufgehen lassen, einen riesigen „Fuck Yeah Berlin“-Ballon von der Bühne werfen oder in einem Plastikball über das Publikum rollen und David Bowies „Space Oddity“ so unglaublich würdevoll covern.
Am Ende fasst Wayne Coyne, Tausendsassa in Pailettenhosen und Drachenschuhen und Frontmann der Flaming Lips, zusammen, worum es ihnen geht und das ist recht einfach zusammen gefasst: einen Abend lang bedingungslos Freude bereiten. Ein paar Minuten Flucht vor der Eintönigkeit des Alltags. Deswegen, erklärt er, ist das Publikum der Flaming Lips auch das beste, das es gibt. Weil es strahlt und glücklich ist wie kein anderes. Deswegen sind, im Umkehrschluss, die Flaming Lips auch eine der besten Live-Bands, die es gibt. Weil sie strahlen und glücklich machen wie kaum eine andere. In diesen kuriosen Zeiten scheint das alles wertvoller denn je. Wer einmal von Wayne Coyne vom Rücken seines Einhorns aus mit Silberglitzer beworfen wurde, fühlt sich wie neu geboren. Es funktioniert!
Fotos: Hella Wittenberg
Worte: Gabi Rudolph