Kann man als Band zu cool sein? Die Last Shadow Puppets aka Miles Kane und Alex Turner sind cool – extrem cool. Als geneigter Sympathisant der Band ist man sich manchmal nicht ganz sicher, ob das nicht ein bisschen zu viel des Guten ist.
Kaum hört man die ersten Töne der neuen Platte „Everything You’ve Come To Expect“ revidiert man wieder das Bild, das die zwei Jungs mit ihrer demonstrierten Lässigkeit vermitteln. Die ersten Töne schleichen sich dermaßen mit packenden Melodien in die Gehörgänge, dass hier akustisches Suchtpotential vorliegt. Musik, der man sich voll und ganz hingeben kann. Einen großen Anteil der melodiösen Verführung ist neben Miles Kanes’ betörender Stimme sicherlich auch dem Arcade Fire Violinisten Owen Pallet zu verdanken, der auf dieser Platte für die Streicher-Arrangements verantwortlich ist.
Wem schon das erste Album „The Age Of The Understatement“ von Arctic Monkeys Frontmann Alex Turner und The Rascals Sänger Miles Kane gefallen hat, wird auch dieses Mal nicht enttäuscht. Das Album kommt etwas ruhiger und getragener daher, in weiten Strecken fast zuckersüss romantisch, was noch mehr in Kontrast zu dem British-Slick-Image der beiden steht. Einflüsse der Arctic Monkeys oder der Rascals sollte mal allerdings nicht erwarten. Das ist aber auch das Schöne an diesem Nebenprojekt. Weder Kane noch Turner müssen sich um Erwartungshaltungen oder Einflüsse Gedanken manchen. Sie machen einfach das, was sie am besten können: solides Songwriting mit viel Eigenständigkeit und Ecken und Kanten. Man hat das Gefühl, die Musik ist einfach und ganz selbstverständlich aus ihnen herausgeflossen, dabei harmonieren die beiden Freunde nicht nur auf Fotos extrem gut zusammen. Dass die Puppets aber nicht nur die romantischen Verführer spielen können sondern auch durchaus knackige Sounds zu bieten haben, zeigen Songs wie „Bad Habits“. Ob sie damit auf ihr eigenes Verhalten anspielen, das durchaus bei Interviews auch mal sehr schwierig sein soll, sei dahin gestellt. Auch bei diesem Song ist wieder Pallets Geige sehr auffällig, die im Gegensatz zu der sonst eher sanften Untermalung einen sehr bissigen Part einnimmt. Turner, dem der Ruf als fulminanter Songwriter mit verschwurbelten Lyrics vorauseilt, hat vermutliche in dem Titelsong „Everything You’ve Come To Expect“ eine kleine Homage an Bowie versteckt, in dem er von „Diamond Dogs“ singt. Jedenfalls lässt diese Textzeile jeden Bowie Fan hellhörig werden und auch die Band macht bekanntermassen keinen Hehl aus ihrer Bewunderung.
Alles in Allem ist den Briten ein sehr rundes und hörenswertes Album gelungen, dass Vorfreude auf die im Sommer anstehenden Live Gigs bereitet:
27.06.2016 Köln, E-Werk
28.06.2016 Dresden, Schlachthof
23.08.2016 Berlin, Columbiahalle
VÖ: 01.04.2016
Gehört von: Kate Rock