Gehört: Lusts „Illuminations“

Die Tage werden kürzer und ungemütlicher. Was passt besser in den schmuddeligen, grauen Herbst als Gitarren und Synthesizer, die ganz klar nach New Wave der 80er klingen? Man fühlt sich sofort an die schrabbeligen, dunklen Clubs mit Nebelmaschine erinnert, in denen man seine Jugend verbracht hat -meist in schwarz gekleidet, eher blass geschminkt, das Tanzen glich einem Rudern mit den Armen knapp über dem Boden, weit entfernt von einem rhythmischen Hüftschwung.
Es sind aktuell aber nicht New Order oder Joy Division, die einen in diesen Erinnerungen schwelgen lassen, sondern die britischen Newcomer Lusts aus Leicester in England. Die Band besteht aus den Brüdern Andy und James Stone. In ihrer Heimat haben die beiden Engländer bereits mit den Singles „Mouthwash“ und „Temptation“ für Aufsehen gesorgt. Die musikalischen Vorbilder sind keinesfalls zu verleugnen. Vor allem das Gitarren-Intro auf „Temptation“ lässt einen sofort an New Order oder Echo & The Bunnymen denken, selbst das Artwork mit Doublex Bildern der Band hat eine 80er Anmutung. Man fragt sich, ob die beiden Jungs durch den Musikgeschmack ihrer Eltern inspiriert wurden, denn die Zeiten von Margret Thatcher und Nord-Irlandkrieg, die den Sound der Insel zu dieser Zeit extrem prägten, haben die beiden Jungs sicher nicht selbst erlebt. Typische New Wave Elemente dieser Ära und feine Popstrukturen mit der Kraft des Nebulösen und Geheimnisvollen machen die Musik der Engländer aus. Die für ein Duo erstaunlich vollen Sounds kommen zustande, da die beiden Brüder zwischen Vocals, Gitarre, Bass und Schlagzeug wechseln. Nur auf der Bühne lassen sie sich von einem dritten Mann unterstützen, um allen Instrumenten gleichzeitig Herr zu werden.
Das Debütalbum „Illuminations“ könnte auch als Soundtrack zu einem David Lynch Film dienen. Auch wenn der Begriff „Indie“ momentan hitzig diskutiert wird, hier findet er sicherlich seine Berechtigung. Obwohl die Rhythmen leicht hypnotisch klingen, mit einem Hang zum psychedelischen, bleiben die Melodien leider am Ende doch nicht so richtig hängen. Das Album läuft Gefahr nach ein, zwei Mal hören in der Kategorie „nett“ verbucht zu werden, es bleibt abzuwarten ob es einen nach dem dritten Mal hören so richtig packt.
In Deutschland konnte man das Duo das erste Mal live auf dem Reeperbahn Festival in Hamburg und der Independent Night in Berlin begutachten. Nächste Woche kommen sie zur Veröffentlichung Ihrer Platte „Illuminations“ noch einmal für zwei Konzerte nach Deutschland.

VÖ: 23.10.2015

Gehört von: Kate Rock

Lusts Live:

22.11. Köln – Blue Shell
23.11. Berlin – Musik & Frieden

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