Eine bessere Vorband hätten sich die Arctic Monkeys kaum aussuchen können. Mit Miles Kane besteht bereits seit längerem eine sehr enge Bindung, da Kane schon mit seiner früheren Band The Little Flames als Vorgruppe der Arctic Monkeys auf der Bühne stand. Einige Zeit später spielte er dann sowohl auf der zweiten Platte als auch auf der Tour als Gitarrist mit. Da kam ihm dann wohl auch die Idee für The Last Shadow Puppets – das Nebenprojekt von Miles Kane, das er gemeinsam mit Alex Turner ins Leben gerufen hat. Nach eigenen Aussagen unter anderem von David Bowie inspiriert. Kein Wunder also, dass die Streicherarrangements auf der Platte „The Age Of The Understanding“ von Owen Pallett eingespielt wurden. Der wiederum ist Teil der Live-Band von Arcade Fire, ebenfalls bekennende Bowie Fans.
Zurück zum Konzert. Bei den gepflegten Britischen Indie-Rock-Klängen von Miles Kane hat man ausreichend Zeit, das Publikum zu bestaunen. Da die Band nur zwei Konzerte in Deutschland spielt, scheinen die Fans von überall her angereist zu sein. Ein durchaus sehr spezielles Völkchen mit eigenwilligem Kleidungsstil – von Esprit bis Quilt war alles dabei. Selbstverständlich mit nichts drunter, dafür aber mit ziemlich viel intus. Vom Konzert dürften diese Herrschaften eher wenig mitbekommen haben.
Punkt neun kommen die Arctic Monkeys auf die Bühne. Und mit ihnen der am besten gekleidete Mann des Abends: Alex Turner im typisch britischen Skinny-Look mit nachtblau schimmerndem Jacket und weißem Hemd, die Elvis-Tolle mit viel Pomade aus der Stirn gekämmt. Die Band ist erwachsen geworden. Schon bei den ersten Tönen von „Do I Wanna Know“, des großartigen Albums „AM“, kommt das Publikum in Stimmung und reckt fleißig die Arme in die Höhe. Allerdings die meisten mit dem Smartphone bewaffnet. Man wird von dem Gefühl beschlichen, es geht nicht mehr darum den Moment zu genießen, sondern nur noch darum, ihn digital fest zu halten.
Man merkt der Band aus Sheffield an, dass sie live erprobt ist und Spaß am Spielen hat. Mit einer Mischung aus schnellen, treibenden Gitarren, langsamen Beats und der markanten Stimme von Alex Turner haben die Jungs das Publikum schnell im Griff. Immer wieder unterstreicht der Frontmann mit dem gepflegten Yorkshire-Akzent den Songtext mit einem eleganten Hüftschwung. Turner sieht nicht nur stilsicher aus, er singt auch in „Brainstorm“ davon: „…The t-shirt and ties combination – well, see you later, innovator …“
Bei den ersten Beats von „Dancing Shoes“ tobt die Masse. Doch dann ist plötzlich der Ton weg. Nichts geht mehr. Die Monkeys schauen sich ratlos an und überlassen unter tosendem Applaus und mit einer charmanten Verbeugung erst mal den Technikern die Bühne. Nach einer kurzen Unterbrechung machen sie genau dort weiter, wo sie aufgehört haben. Bei den treibenden Gitarrenbeats gerät dann auch Alex’ Tolle außer Kontrolle. Doch auch das bringt ihn nicht aus der Ruhe. Zwischen den Songs kämmt er sich immer wieder das gegelte Haar.
Mit „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ können sie kaum das Publikum meinen. Das bewegt sich zwar ekstatisch mit, allerdings größtenteils völlig aus dem Rhythmus. Spaß hat es trotzdem. Als wäre es Teil des Programms, fliegt eine airberlin-Maschine über das Areal. Begleitet von den Zeilen „… When you’re feeling far away…“ aus dem Song „She’s Thunderstorms“. Als zunächst „Cornerstone“ in einer Akkustikversion angestimmt wird und dann auch noch „Fluorescent Adolscent“, ist es um das Publikum voll und ganz geschehen.
Nach dem eher romantischen „505“, bei dem die ersten Pärchen innig knutschen, verabschiedet sich die Band. Alex, der bei der Hitze tapfer sein Jacket anbehalten hat, (nur die Knöpfe seines weißen Hemdes sind etwas weiter geöffnet) reckt beim Abgang von der Bühne siegessicher die Faust in die Höhe. Unter tosendem Applaus kommen die Briten noch mal für drei Songs auf die Bühne. Mit „R U Mine?“ beenden sie den zweistündigen Gig. Diese Frage kann nur rhetorisch gemeint sein, denn die Band hatte ihre Fans den ganzen Abend voll im Griff.
War dabei: Kate Rock