Gehört: Lykke Li „I Never Learn“

Das Ende der Album-Trilogie ist da – mit dem Album “I Never Learn” zieht Lykke Li einen Schlussstrich und beweist noch einmal wie wandelbar sie ist und wie sie mit allen Mitteln versucht, sich jedem Schubladendenken zu entziehen.
Den Auftakt machte Lykke Li 2008 mit ihrem Album „Youth Novels“, das sich mit lockeren Electro Sound angenehm schnell in den Vordergrund platzierte. Der Nachfolger „Wounded Rhymes“ war dann etwas düsterer aber mit weiteren Ohrwürmern besetzt wie „I Follow Rivers“ oder „Youth Knows No Pain“. Aber wer gedacht hat, sie wird uns einen weiteren Indie-Pop Hit auf den Tisch legen, der wird überrascht sein. Thematisch knüpft die junge Dame zwar wieder an gebrochenen Herzen an, aber sie verweigert jene Anschauung offensichtlicher Mainstream Hits. Nach ihrem kommerziellen Erfolg mit der Single „I Follow Rivers“ trifft man die junge Schwedin in einer besinnlicheren Laune. Mit einem Album Titel wie diesem scheint es, als ob sie den Schmerz und die Verzweiflung der vergangenen Beziehungen in neun Songs aus purem Herzschmerz schüttet.
Die Single „I Never Learn“ eröffnet das Album und setzt direkt den Ton des weiteren Verlaufs an. Der Track ist groß und kühn aber bleibt überwiegend melancholisch. Der zweite Track „No Rest For The Wicked“ klingt nach Lykke Li wie wir sie kennen und bietet mit schillernden Piano-Untermalungen und boomenden Drums im Hintergrund einen radiofreundlichen und sehr atmosphärischen Track. „Just Like A Dream“ und „Silver Line“ sind weitere Power-Balladen, die es schaffen den Zuhörer in romantische oder eher melancholische Stimmungen zu versetzten, bevor sie mit „Gunshot“ eine beinah explosive Wandlung einleitet. Der Song ist erfrischend, antreibend und mit wuchtigem Gitarren-Piano-Chorus ausgestattet. Während man also den Rest der Platte bedenkenlos entspannt durchhören kann, folgt bei „Gunshot“ noch am möglichsten eine Tanzaufforderung. Nach dieser Ohrensause geht die nächste Ballade „Love Me Like I’m Not Made Of Stone“ angemessen tief unter die Haut. Der instrumental reduzierte Song klingt verletzlich, ehrlich und variiert durch seine musikalische Umsetzung zu den anderen Tracks. Ohne viel Drumherum ist das der ergreifendste Moment dieser Platte.
Mit „Never Gonna Love Again“ und „Heart Of Steel“ setzt sich dann der Trend des Albums weiter fort und die Stimme von Lykki Li wehklagt hier zwischen Gospelchor und Piano Tönen. Ebenso gefühlvoll und getragen schwebt der finale Song „Sleeping Alone“ in unser Gehörgang.
Wir halten fest: Electro-Pop Songs sucht man auf diesen Album vergeblich aber dafür beweist Lykke Li ihr Talent als Songwriterin und dass es ihr um mehr geht als nur einen kommerziellen Hit zu schreiben. Man mag vielleicht ein bisschen Spaß vermissen, aber das Album ist ein würdiger Abschluss und setzt sich mit viel Qualität und Leidenschaft durch. Wir dürfen vor allem gespannt sein, welchen Stil sie uns nach dieser Trilogie anbieten wird.

VÖ: 02.05.2014

Gehört von: Anne Schubert