Ließ mich nach anfänglicher Vorfreude der erste Teil von Justin Timberlakes „“20/20 Experience“ eher ratlos zurück, war die Spannung gegenüber Teil 2 umso größer. Schließlich stellte die erste Vorabsingle „Take Back The Night“ mit ordentlich Funk und Pop-Appeal schon alles in den Schatten, was es auf der ersten „20/20 Experience“ zu hören gab.
Leider ist auch der Ende September erschienene zweite Teil eher durchwachsen geraten. Dabei fängt die ganze Geschichte recht vielversprechend an. Der Opener „Gimme What I Don’t Know (I Want)“ beginnt mit Queen-esken Harmonien und überzeugt auch sonst auf ganzer Linie. Im Anschluss folgt mit „True Blood“ auch schon das absolute Highlight des Albums. Das fast 10 Minuten lange Monster kommt als Hommage an Michael Jacksons „Thriller“ ziemlich cool, dabei von Produktionswegen kein bisschen retro daher. Wohl die einzige der bei Justin gerade so beliebten Endlosnummern, die nicht nach fünf Minuten anfängt, mit monotonen Wiederholungen zu nerven – absolut schick! Bei „Cabaret“ und „TKO“ ist auch noch alles im Lot, „Take Back The Night“ macht sowieso glücklich, und auch „Murder“ kann man, nicht zuletzt durch Mitwirken von Jay Z, durchaus als musikalisch coole Socke bezeichnen.
Womit wir bei der Hälfte des Albums angekommen wären und, wie es so oft ist, wenn man den Zenith überschritten hat, danach geht es leider bergab. Im zweiten Teil schwankt Justin im besten Fall zwischen R’n’B Belanglosigkeit und radiotauglichem Einheitspop, im schlechtesten experimentiert er eher unbeholfen mit Bluesrockanleihen („Drink You Away“). Noch ein Ballädchen zum Ende, und der durchwachsene Eindruck ist leider perfekt.
Was aber nicht bedeutet, dass auf beiden Teilen der „20/20 Experience“ nicht eine Reihe wirklich exzellenter Pop- und R’nB-Nummern zu finden sind. Nur leider funktioniert keines der Alben nach dem „All Killer No Filler“ Prinzip. Wobei das wiederum nicht so schlimm ist, denn nähme man die Highlights beider Teile zusammen, bliebe immer noch ein sehr gutes Popalbum übrig. Und das Beste zum Schluß: nächstes Jahr kann man Justin Timberlake nach fast sieben Jahren endlich wieder in Deutschland live erleben. Spätestens dann ist sowieso alles egal, denn am Ende ist und bleibt Justin Timberlake immer noch einer der besten Performer und Entertainer unserer Zeit. Das beweist er auch nicht zuletzt durch seinen Auftritt in „Inside Llewyn Davis“, dem neuen Film der Coen Brüder und seinen Beiträgen zu dessen Soundtrack. Jammern auf hohem Niveau also. Mal wieder.
Justin Timberlake Live:
20.04.2014 Köln, Lanxess Arena
22.04.2013 Köln, Lanxess Arena – Zusatztermin!
24.04.2014 Berlin, O2 World
04.05.2014 Hamburg, O2 World
Tickets gibt es hier.
Gehört von: Gabi Rudolph