Interview mit Teesy

Ich beginne meinen Music Week Marathon mit einem Treffen mit Teesy, einem der jüngsten Signings aus der Stuttgarter Talentküche Chimperator. Auf dem Weg Richtung Bi Nuu, wo Teesy am Abend im Rahmen des ersten First We Take Berlin Showcase Festivals auftreten wird, klingelt mein Handy. „Hallo, hier ist der Teesy! Wo sind wir gleich nochmal verabredet?“ Im Gespräch ist der 22 Jahre junger Berliner bester Laune. Kein Wunder, letztendlich hat er in den kommenden Tagen einen noch wesentlich spannenderen Marathon als ich vor sich. Nach dem First We Take Berlin stehen Auftritte beim Berlin Festival und dem Auf den Dächern Festival von Tape TV an. Aber aufgeregt ist er schon, gesteht er mir, vor allem vor Interviews. Spürt man nicht. Quatschen wir weg!

Du bist ja nicht nur MC, sondern auch ein ziemlich guter Sänger. Wie entdeckt man als junger Mensch, dass man so ein beeindruckendes Organ hat?

Ich habe in der Grundschule schon mit geträllert was im Radio lief. Mit 15 habe ich mit Rappen angefangen, da kam das dann irgendwann einfach dazu. Im Hip Hop ist ja weit verbreitet, dass die Parts gerappt und die Refrains gesungen werden. Also habe ich irgendwann angefangen, meine Refrains zu singen. Mit der Zeit hat sich das dann auch auf die Parts ausgeweitet und ich habe angefangen, mich in Pop und R’n’B auszuprobieren. Es gab nicht wirklich einen Punkt, an dem ich mich entschieden habe mit dem Singen anzufangen, es war mehr ein schleichender Prozess.

Du bist in Berlin aufgewachsen. Im Moment lebst Du aber in Kiel.

Genau. Ich studiere dort Deutsch und Sport auf Lehramt. Ich möchte auf jeden Fall etwas in der Hinterhand haben, damit ich nicht irgendwann sagen muss Musik oder gar nichts. Aber selbst wenn es mit der Musik hin haut, möchte ich das trotzdem gerne weiter führen. Nächstes Jahr im Sommer habe ich meinen Bachelor, dann kann ich gucken, ob ich erst einmal eine Pause einlege und nur Musik mache.

Stecken da auch ein bisschen Deine Eltern dahinter?

Ja ja, auf jeden Fall. Musik ist kein anständiger Job, nicht solange sie kein Geld bringt. Da muss noch was ordentliches für die Zukunft her.

Aber im Moment kann man sehen, dass sich einiges bewegt bei Dir.

Es tut sich was. Wir waren auf Cros Open Air Tour dabei und wurden auf den Konzerten wirklich gut angenommen. Heutzutage merkt man es besonders an Facebook, die Likes gehen kontinuierlich nach oben. Das ist echt krass, vor acht Wochen hatten wir gerade mal um die 1000, jetzt das Zehnfache. Es ist also was passiert seit meinen ersten Lebenszeichen, dem Mixtape und dem Video zu „Sturmgewehr“ zusammen mit Kaas. Es ist schön zu sehen, dass die Leute das interessiert.

Du hast ja vorhin gesagt, dass Du mit 15 Jahren mit der Musik angefangen hast. Wie ist das, wenn man sich in dem Alter intensiv mit Musik beschäftigt – hält einen das davon ab, zu viele pubertäre Dummheiten zu machen?

Nein, natürlich nicht! Ich habe genauso viel Blödsinn gemacht wie alle anderen auch. Ich muss aber auch sagen, dass ich eine eher behütete Kindheit hatte, dadurch, dass ich am Rand von Berlin aufgewachsen bin. Wenn ich Geschichten höre von Kumpels, die im Zentrum aufgewachsen sind, dann hört sich meine Kindheit total langweilig an (lacht). Bei mir war alles nett und schön. Nachmittags gab’s Kaffee und so.

Wann genau ist dann Dein erstes Mixtape entstanden, das Du jetzt noch einmal über Chimperator veröffentlicht hast?

Das ist 2011 im groben entstanden. Damals habe ich noch in Berlin gelebt und 2011 war das Scheidejahr, in dem ich mich entschlossen habe weg zu gehen, nach Kiel zum Studieren. Damals habe ich auch die Jungs von der Hamburger Plattenfirma Tracksetters kennengelernt, die haben mich aufgenommen und ich konnte immer schnell für die Aufnahmen von Kiel nach Hamburg fahren. Zuhause in Berlin hatte ich schon ein paar Songs vorbereitet, die haben wir auch mit dazu genommen. Der Titel „Fernweh“ trifft auch ziemlich genau die Stimmung, in der ich mich damals befunden habe. Ich hatte Berlin ein bisschen satt, jedes Wochenende Feiern, immer ist irgendwas los… Ich wollte mal raus aus dem Freundeskreis, neue Leute kennenlernen, vielleicht auch mal eine Freundin finden. Die hab ich ja jetzt auch in Kiel. Und jetzt kommt das Ganze eben noch mal raus für die Leute, die neu dazu kommen und mit Bonussongs, damit die alten auch einen Grund haben, es sich noch mal runter zu laden.

Und wie geht es Dir, wenn Du das Tape heute nach zwei Jahren hörst? Bist Du immer noch glücklich damit oder gibt es Sachen von denen Du sagst, das würde ich heute anders machen?

Eigentlich nicht. Es ist eher mit der Zeit gereift. Am Anfang fand ich es ehrlich gesagt nicht so gut wie ich es heute finde. Ich mag die Songs nach wie vor gerne, mir geht auch noch keiner auf die Nerven. Im Moment arbeiten wir ja auch an einem richtigen Album. Ich weiß noch nicht genau wann es raus kommen wird und ob wir für den Übergang zwischendrin noch etwas veröffentlichen werden. Aber wir sind fleißig im Studio und schreiben neue Songs.

Im Internet wird ja durchaus über deinen Stil diskutiert. Viele Leute tun sich offensichtlich schwer einzuschätzen, was das genau ist… „Ist das jetzt noch Hip Hop?“

Das stimmt schon, die Leute suchen immer einen Anhaltspunkt, eine Schublade, wo sie das einordnen können. Ich mache gerne Hip Hop… und ich singe gerne! (lacht) Da müssen sich die Leute halt überlegen, wo sie das hin packen. Wobei man das auch gar nicht muss. Man kann es auch einfach hören und cool finden. Außerdem ist es im Internet ja auch leicht, ‚rumzuhaten‘. Da kann man schön anonym vor seinem Computer sitzen und irgendwelchen Schwachsinn tippen. Ich weiß nicht.. Manchmal, wenn ich mir Leute wie Cro oder Die Orsons angucke, was die so machen, dann bin ich schon ein bisschen neidisch. Aber muss ich vielleicht auch gar nicht sein. Das was ich mache ist schon auch schön…

Absolut! Verrückt ist aber auch, dass es manchen Leuten offensichtlich ein Anliegen ist, klar zu stellen wer denn nun besser in Deinem Song ist, Du oder Kaas, der einen Gastpart in „Sturmgewehr“ liefert.

Ha, was das angeht habe ich schon alle Konstellationen gelesen. Der Beat ist geil aber Teesy und Kaas versauen das Lied. Teesy ist geil, Kaas weg! (lacht) Und umgekehrt. Vielleicht gibt das den Leuten Sicherheit, was zum Festhalten… Aber was ich unbedingt noch zu den Orsons sagen wollte: Die Orsons sind so eine geile Band und machen so eine tolle Live-Show. Und es ärgert mich wirklich, dass das nicht in einer breiteren Öffentlichkeit stattfindet. Die reißen sich, um es mal direkt zu sagen, so den Arsch auf und spielen letztendlich am Berlin Festival um 15 Uhr. Das ist eine Sauerei. Die reißen die Bühne so ab! Hoffentlich ist um 15 Uhr schon jemand da, der das sieht. Ich habe auf jeden Fall keine Angst davor, in den Mainstream zu gehen. Dieses Gequatsche von wegen „ihr seid nicht mehr Untergrund…“ Das ist doch Schwachsinn! Wozu Musik machen, wenn sie keiner hört? Und leben will man im Idealfall doch auch davon.

Also Teesy, raus auf die Bühne!

Genau. Raus auf die Bühne!

Interview: Gabi Rudolph

https://teesymusik.de/