Gehört: KISS „Monster“

Es scheint die Saison der Altstars zu sein. Slash hat grade erst sein Album „Apocalypitc Love“ veröffentlicht, Aerosmith stellen grade jeden Tag ein neuen Song ihres neusten Albums „Music From Another Dimension!“ vor und die Rolling Stones sind mit „Crossfire Hurricane“ ebenfalls mit von der Partie (erste Single gibts hier zu hören). Da passt es nur ins Bild, dass KISS vor kurzem ihr neuestes Studioalbum „Monster“ veröffentlicht haben. Es ist das 20. Studioalbum in nur 40 Jahren Bandgeschichte. Um es vorweg zu nehmen: KISS sind KISS und werden es immer bleiben. Sie werden weder das Rad noch ihren Musikstil neu erfinden und das müssen sie auch nicht. Mit dem aktuellen Album „Monster“ gehen sie eher einen Schritt zurück und scheinen sich erfolgreich auf ihre Wurzeln zu besinnen.
Es ist faszinierend, wie KISS ihr Markenzeichen, das Make Up, selbst heute noch auf der Bühne und auf  Albumcovern nutzen. Obwohl das Cover wie direkt aus den 70ern importiert aussieht und – wie bei KISS üblich – die Band zeigt, war es eine wahre Freude im Booklet zu blättern. Die Erwartungshaltung bei Booklets von solch bekannten Bands ist bei mir mittlerweile eher gering – allzu oft wird man mit ein paar Seiten mit mittelmäßigen Bildern und ohne Songtexte abgespeist. Bei diesem Booklet findet man neben den gesamten Texten auch Fotos von den Bandmitgliedern mit Namen und Rolle in der Band. Natürlich müssten besonders Gene Simmons und Paul Stanley auch demjenigen bekannt sein, der sich in seinem Leben nur ein wenig mit der Band beschäftigt hat. Drummer und zweiter Leadgitarrist wurden im Laufe der Bandgeschichte häufiger ausgetauscht. Seit gut 10 Jahren sind Eric Singer hinter dem Schlagzeug und Tommy Thayer an der Gitarre zu finden.
Das Album umfasst insgesamt 12 Songs und wächst bei jedem Hören mehr ans Herz. Es scheint schon fast eine Tradition zu sein, dass mindestens ein Song die Liebe zum Rock’n’Roll bekundet. Immerhin gibt es auf gut der Hälfte ihrer bisherigen Alben zumindest einen Titel zum Thema und einige ihrer größten Hits wie „God Gave Rock’n’Roll To You“ und „Rock’n’Roll All Nite“ haben es ebenfalls zum Thema. Bei „Monster“ ist es „All For The Love Of Rock & Roll“ – eine Hymne an das Leben eines Rock’n’Rollers, die Ekstase beim Konzert, das Lebengefühl und die verheirateten Damen oder Singlefrauen. Leider würden sie wohl heutzutage nicht mehr wie besungen überall spielen, wo man sie lässt. Falls folgende Zeilen I didn’t care about no fame or the money/ Show me a place to ṗlay and I’m gonna go“ jedoch noch stehen, lade ich euch, KISS, gerne ein bei mir zu spielen. Ich kann bestimmt auch noch „fifty bucks and a bite“ auftreiben.
Ein weiteres beliebtes Thema ist natürlich Sex auf die direkte unverblümte Art und Weise wie z.B. im Song „Take Me Down Below“:
I’ll take you on a cruise you’ll never forget/She said, we better move it ‚cause I’m already wet„. Ebenfalls ein Thema, das seit dem ersten Album „KISS“ wiederkehrt und nicht im mindesten über die Jahre abgemildert wurde. Es ist dermaßen übertrieben, das es einfach höllische Freude bereitet ihnen dabei zuzuhören.
Auch schön ist der Song „Back To The Stone Age“, dessen Titel alles sagt. Das Album enthält zwar langsamere Songs, aber keine einzige Ballade. KISS genügen sich immer noch selbst – der einzige Zusatz auf dem gesamten Album ist ein bisschen Piano beim Song „Freak“. Abgesehen davon gibt es natürlich ausladende Riffs, durchdringendes Schlagzeug und mehrstimmigen Gesang wie beim a Capella Anfang von „Eat Your Heart Out“. Anders als beim Vorgängeralbum „Sonic Boom“ ist mit „Monster“ meine Liebe zu KISS neu entflammt worden. Das Gesamtpaket bei KISS stimmt diesmal einfach. Sie schaffen es, dass nach all den Jahren dieser archaisch anmutende Hard Rock immer noch funktionieren und begeistern kann.
Zum Abschluss noch ein paar Zeilen aus meinem persönlichen Favoriten „Freak“, die eine wertvolle Lektion für das Leben enthalten:

„And I love the clothes I wear
Let them laugh ‚cause I don’t care
It’s my cross I’m proud to bear
I’m a freak
I’m a freak
And I love what I see
I’m a freak
And I love being me“

Gehört von: Dörte Heilewelt

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