Philipp Poisel: „Projekt Seerosenteich“, das Livealbum

Dass Philipp Poisel inzwischen vielleicht doch so etwas wie ein Popstar geworden ist war auf jeden Fall keine Absicht. Wirklich gute Sachen, passieren meist ganz einfach so.  Nach zwei erfolgreichen Studioalben „Wo fängt dein Himmel an?“ (2008) und „Bis nach Toulouse“ (2010), das insgesamt ein Jahr in den Sales Charts stand und sich aktuell in den Top 50 befindet, folgten immer größere Bühnen.  Sein musikalischer Beitrag „Eiserner Steg“ zu Matthias Schweighöfers Film „What a Man“ eröffnete ihm ein neues, breiteres Publikum und erreichte Platz 4 der deutschen Single Charts. Trotz des großen Erfolges und über einer viertel Million verkaufter Einheiten der ersten beiden Alben – beide inzwischen mit Gold geadelt – erwehrte sich Philipp Poisel der üblichen Klischees der Popmusik. Dass beispielsweise ein Song wie „Ich will nur (live)“ zwei Jahre nach Veröffentlichung auf Platz 7 der iTunes Single Charts aufsteigt liegt nicht in charmanter Selbstinszenierung auf den TV-Couchen der Republik begründet, sondern in einem kurzen Aufblitzen dieses Songs in einer deutschen Daily Soap.

Nach einem langen Festival-Sommer 2011 wollte Philipp aber wieder zurück zu jenen intimen Momenten, die seine Konzerte in den Anfangsjahren für ihn und seine Fans so besonders machten. Am besten in kleinstem Rahmen. Irgendwie seinen eigenen Kosmos für die Zuhörer öffnen. Die Idee zum „Projekt Seerosenteich“ war geboren! Alles Vorherige noch einmal unter die Lupe nehmen, neu arrangieren, sich mit der Band und Freunden in einer Tischlerei einmieten und Bühnenbilder schreinern. Bis ins kleinste Detail seine eigene Ideenwelt auf die Bühne bringen und sie in Eigenregie inszenieren. Der Titel „Projekt Seerosenteich“ geht auf den gleichnamigen Song  des Debütalbums „Wo fängt dein Himmel an?“ zurück – ein sehr ruhiges und kontemplatives Stück – zwei Verliebte in einem verschneiten Zoo, der Seerosenteich als magischer Ort, die Kapuzen zugezogen – fast wie Eskimos.

“Der Song ist ein Außenseiter, aber auch ein kleiner Schatz”, sagt Philipp Poisel und man spürt, wie gern er das Stück mag. “’Seerosenteich’ ist ein bisschen ins Hintertreffen geraten weil wir zuletzt oft auf großen Bühnen gespielt haben. Da ging es meist darum laut zu sein und möglichst viel Energie zu übertragen”.

Das Ergebnis ist etwas das der gegenwärtige Musikmarkt oft vermissen lässt – etwas Bleibendes, dennoch Flüchtiges, das sich eigentlich nur den Glücklichen vollständig offenbart hat die ein Ticket für die vollständig ausverkaufte Tour ergattern konnten. Denn was an diesen Abenden von Philipp und seinen Mitstreitern auf die Bühne gezaubert wurde, war jenseits aller bekannten Konventionen und bewegte sich traumtänzelnd zwischen Unplugged Konzert, Varieté und Theater. Für jeden Song gab es ein eigens angefertigtes, handbemaltes Bühnenbild – in den Umbaupausen wurden kleine Zirkuskunststücke aufgeführt. Musikalisch wurde das Spektrum um ein vierköpfiges Streichquartett, ein altes Klavier und eine engelsgleich singende Alin Coen erweitert. In einem der besten Momente singen Philipp und Alin vom Bühnenrand den Song „Wie soll ein Mensch das ertragen“ und überlassen die Bühne vier Ballerinas die es verstehen mit ihren Bewegungen jedem Wort Nachdruck zu verleihen. Am Ende waren die Anwesenden einfach nur „Froh dabei zu sein“.

Als Abschluss der Tournee gab es zwei Sonderkonzerte zur Aufzeichnung der DVD – im Stammsitz von Europas größtem Zirkus – dem Circus Krone Bau in München.  Die ganze Energie und Magie des Projekts Seerosenteich wurde ein letztes Mal auf die Bühne gebracht und filmisch eingefangen. Philipp Poisel hat es mit dem „Projekt Seerosenteich“ geschafft sich ganz unaufgeregt als der große deutsche Songwriter zu präsentieren, der er von Anfang an war.  Eben ein Künstler – kein Popstar.


PHILIPP POISEL Festival Shows:

06.07.2012 Ingolstadt, Audi RockPop Festival

07.07.2012 Neckarsulm, Audi RockPop Festival

20.07.2012 Sittersdorf, Acoustic Lake Side Festival

www.philipp-poisel.de