Seit 1991 musizieren die drei Schweden Beter Bjorn and John gemeinsam. 2006 war ihr Jahr. Damals gelang Peter Morén, Bjorn Yttling und John Eriksson mit dem lässigen Ohrwurm „Young Folks“ der globale Durchbruch. Seitdem sind vier Jahre ins Land gezogen und die drei Schweden haben zwei weitere – verwirrende und ungewöhnliche – Alben vorgelegt. Nun erscheint „Gimme Some“, und bei dem bereits sechsten Studioalbum handelt es sich um eine eingängige und geschmeidige Platte.
Die drei Schweden sind schwer einem Genre zuzuordnen. Die Musiker sind ebenso talentiert wie ruhelos und experimentierfreudig. Der Sound der 13 Tracks pendelt zwischen Indie-Pop und treibendem Rock. Ein Album, das mit Songs wie „Eyes“ oder „Dig A Little Deeper“ gute Laune verbreitet. Deren frühlingshafte Leichtigkeit zerrt einen in den Park, wo Sonne, ein laue Brise und fröhliches Geschnatter warten. Tanzbare Lieder spazieren da Hand in Hand mit ungepflegtem, schrammeligen Indie-Rock. Der Opener „Tomorrow Has To Wait“ gibt das laut und deutlich zu verstehen. „I don’t think that you are sorry for what you did“ ist über einer rauen, groben und vordringlichen Gitarren-Melodie zu vernehmen.
Irgendwie lässt beim Hören der Eindruck nicht nach, dass auch Peter Bjorn And John ein bisschen am 80er-Retro-Pop-Büffet genascht haben. Fröhlich, leger und flockig blüht „Second Chance“ und sein genial gesetzter Kuh-Glocken-Effekt auf. Mit „May Seem Macabre“, einem Lied voller Sehnsucht, erreicht der Silberling seinen musikalischer Höhepunkt. „Down Like Me“ schlägt ruhigere Töne an, entführt mittels großer Akkorde und misstönendem Feedback in eine Welt aus 60er Pop und 90er Jahre Indie.
Doch fröhlich-flockig ging es nicht immer zu. Nach der Hook-Seligkeit von „Young Folks“ schienen die Schweden genug von netter Pop-Musik zu haben und veröffentlichten mit „Seaside Rock“ (2008) und „Living Thing“ (2009) zwei Alben, die sperriger, instrumentaler und exzessiver agieren. Da wird nicht nur im Mega-Hit, sondern auch auf die allgemein herrschende und gültige Erwartungshaltung gepfiffen. „Da kamen alle zu unseren Auftritten und dachten wir machen süße und nette Musik. Aber dann war es eher ein Aaahhh“, verriet Peter uns im Interview (Das Interview mit Peter Bjorn und John könnt ihr im nächsten E-Paper, das am 04. April erscheint, genießen).
Wie seine zwei Vorgänger schreitet „Gimme Some“ ureigen zur Tat. Verblüffenderweise gelingt der Spagat, die eingefleischt Indie-Fan-Base wie auch ein Pop-Radio-Publikum zu entführen. Obwohl das eigentlich nicht funktionieren kann, ist das im Fall des schwedischen Trios anders. Ein Album, das in seiner Geschlossenheit überzeugt. In diesem Sinne „Drei-Multiple-Ein-Hand-Daumen“ nach oben.
Gehört von: Sebastian Schelly
„Gimme Some“ erscheint am 25. März.