Rock am Ring 2013 – Wir waren dabei! (Teil 1)

Wer das erste Mal zu Rock am Ring fährt, kommt eine ganze Weile aus dem Staunen nicht mehr raus. Zumindest uns ging es so. Waren wir von den Menschenmassen beim Hurricane, die in den letzten Jahren stetig angewachsen sind, schon beeindruckt, haben uns die Rock am Ring-Dimensionen doch fast schon überwältigt. Hier kommen nicht nur Leute aus der Umgebung um ein bisschen zu feiern, nein, halb Europa kommt jährlich für drei Tage in die Eifel, um das größte Rockfestival Deutschlands zu feiern. Und das zu recht!

Angesichts der riesigen Resonanz wollen die Veranstalter im nächsten Jahr zumindest in zeitlicher Dimension noch einen drauf setzen, denn nachdem der Nürburgring dieses Jahr den Besitzer gewechselt hat und der Fortbestand von Rock am Ring zunächst unsicher schien, denkt Marek Lieberberg nun darüber nach, die Zwillingsfestivals Rock am Ring und Rock im Park in der nächsten Saison auf vier Tage zu verlängern: Das Festivalwochenende fällt 2014 mit den Pfingstfeiertagen zusammen, sodass die Veranstaltungen also bis in den Pfingstmontag hinein ausgeweitet werden könnten.

Vorerst ist hier aber nur von Überlegungen die Rede: „In meinem Alter sage ich vieles nicht mehr bewusst, sondern nur noch unbewusst. Daher kann ich viele Sachen sagen die falsch sind – aber sie können auch richtig sein,“ so Herr Lieberberg. Man wird sehen. Sehen wird man auch, ob es dann noch einmal mehr Besucher auf eines der Festivals verschlägt. In diesem Jahr hatte das ausverkaufte RaR rund 87.000 Gäste zu verzeichnen, von denen übrigens immer mehr das Greencamping wahrnehmen: 2013 zelteten mit ca. 12.000 Campern doppelt so viele auf grünen Flächen wie im letzten Jahr.

Die Bookingstrategie der Festivalorganisation setzte dieses Jahr eher auf ein breites und buntes Angebot als aufein paar wenige Mega-Headliner. Die „klassischen Gruppierungen“ sollten dadurch ein bisschen aufgelockert werden, so Lieberberg. Ob diese Strategie allerdings auch den kommenden Jahren als Blaupause dient, bleibt ebenfalls offen.  Es sollten aber vermehrt auch „wichtige deutsche Bands“ in den Fokus rücken. Als solche wurden 2013 u.a. Vierkanttretlager und die Orsons erachtet. Und das war doch ein Grund zur Freude.

Wer wie wir spät ankommt verpasst die Hälfte, darum reisen die meisten Ringbesucher auch schon im Laufe der Woche an und verbringen schon ab Mittwoch oder spätestens Donnerstag ein langes Wochenende am Nürburgring. Wenn man sich die Zeltplatz-Situation einmal näher anschaut, ist dies auch durchaus nachvollziehbar. Viele der 87.000 Besucher reisen vom Zelt mit einem der 50 Shuttlebusse an den tatsächlichen Ort des Geschehens. Auch der Weg von einer Bühne zur nächsten fällt hier etwas weiter aus, doch Rock am Ring ist auch nicht umsonst das größte Festival des Landes. Somit gibt es hier auch einiges zu sehen und zu erleben:  Von einem Autoparcours, in dem Probefahrten mit Autos eines der Sponsoren unternommen werden können, einer Halfpipe und Leihskateboards, mit denen über den Ring gejagt werden kann, oder den vielen Verkäufsständen, bei denen das ein oder andere Shopping Herz höher schlägt, fehlt es beim RaR an Nichts.

Kein Wunder, dass sich die Bands darum reißen, einmal vor dieser Kulisse und Deutschlands größtem Publikum spielen zu dürfen. Auch in diesem Jahr kamen sie so wieder zahlreich aus der ganzen Welt angereist.
Und doch muss auch ein bisschen Heimat und Lokalpatriotismus sein, sodass es uns am Freitagabend zuerst vor die Centerstage zu Fettes Brot zog. Für uns Hamburger allerdings sehr überraschend, dass die Jungs von der Waterkant gegen Süden des Landes nicht so zelebriert werden, wie wir es gewohnt sind. Bei „Nordish By Nature“, dem Gute-Laune-Garanten schlechthin, bei dem es uns natürlich kaum auf den Beinen hielt, wurden wir fürs Mitgröhlen gar komisch angeguckt.
Aber wie so häufig hatten sich in der ersten Welle eben auch schon die Hardcore Fans des Headliners dieses Abends eingefunden. 30 Seconds To Mars-Fans verstehen offensichtlich nicht viel Spaß, wenn man sich vor sie stellt, weil man die Band, die gerade auf der Bühne steht abfeiern will. Wir hatten jedenfalls unseren Spaß mit den Broten.

Und 30 Seconds To Mars muss man dann zumindest doch zugestehen, dass sie wissen, wie man eine gute Show inszeniert. Jared Leto zog es zur Mitte des Sets hinter die erste Welle, mitten ins Publikum, wo er zwei Songs akustisch mit Gitarre performte. Auch den direkten Weg durch die Menge zurück auf die Bühne hat er nicht gescheut. Überhaut muss man ihnen lassen, dass sie die Nähe zu ihren Fans suchen, die zum Teil sogar nachmittags die offizielle Pressekonferenz der Band besuchen durften. Gegen Ende des Auftritts holten die Jungs gut 50-100 Leute aus dem Publikum auf die Bühne und auch das Feuerwerk zum Schluss hat sich gewaschen. So etwas gibt es vermutlich nur am Ring, Bombast pur!

Auch das Wetter, von dem man bei Rock am Ring eigentlich nur schlechtes hört, meinte es dieses Jahr recht gut mit den Rockjüngern. Freitag und auch bis in den späten Samstagnachmittag hinein herrschte eindeutig Shorts- und T-Shirt-Wetter und das darauf folgende Gewitter suchte auch seines Gleichen. Während es vor der Alternastage noch trocken war, brachten Vierkanttretlager, die wir uns auf der Clubstage anschauten, leider den Regen aus dem hohen Norden mit. Aber wer aus Husum kommt, kennt wettertechnisch ja mal gar keinen Schmerz und auch wir waren nach dem schönen Set der Nordlichter bis auf die Knochen nass. Aber was soll‘s, da muss man auf Festivals einfach durch.

Umgezogen ging es dann zu dem vermutlich optischen Highlight der Bands am Samstag; Biffy Clyro. Die drei Schotten lassen es einem einfach immer wieder warm ums Herz werden, so wie sie mit ihren nackten Oberkörpern auf der Bühne ihren Alternative Rock zum Besten geben.

Teil 2 unseres Rock am Ring Berichts könnt ihr hier lesen.

Waren live dabei: Samira Szago und Lena Krüger