Pearl Jam, 26.06.2014, Wuhlheide, Berlin

Das Publikum bei einem Pearl Jam Konzert ist ein besonders gut organisiertes. Schon früh findet man sich mit der ganzen Familie in der Open-Air-Spielstätte ein, holt Bier, Brezel und Band-T-Shirt. In der ersten Reihe wird man bereits von der Security gruppenweise durchfotografiert. Bis zum Beginn um kurz nach 20 Uhr, gänzlich ohne Vorband, wird die Zeit mit La-Ola-Wellen und Klatschattacken herumgebracht, die tatsächlich durch das gesamte Rondell der Wuhlheide gehen. Sobald Eddie Vedder und seine Mannen dann auf der Bühne stehen, wird nicht nur durch Jubel und Pfiffe der endlosen Sympathie Ausdruck verliehen, sondern ebenso durch Fahnen und Anfeuerungen, die auf bettlakengroße Plakate geschrieben wurden. Das ist wohl wahre Liebe. Bis an das Ende der Zeit. Ein Hauptteil der Besucher ist diese Ehe mit der Grunge-Formation schon vor Dekaden eingegangen. So erzählt Vedder, dass sie bereits zum 27. Mal aus Seattle den Weg in die deutsche Hauptstadt gefunden haben – 6 Mal davon in die rund 17000 Menschen fassende Wuhlheide. Darin besteht eine ganz eigene Magie.

Auch an diesem Donnerstagabend, kurz nach einem Deutschland versus USA-Fußballspiel, ist die an ein Amphitheater erinnernde Freilichtbühne bis auf die allerletzte Reihe ausverkauft. Insbesondere vor schnelleren Songs wie „Mind Your Manners“, vom aktuellen 10. Studioalbum „Lightning Bolt“, bittet Pearl Jam-Kopf Eddie Vedder um Rücksicht auf den Nebenmann und am besten solle man gleich mehrere Schritte gleichzeitig zurück treten, um einander wieder mehr Raum zu geben. Auch die drei Stunden füllenden Stücke und Vedders Stimme eröffnen ein solch immenses Klangvolumen, dass es kaum mit etwas Menschlichem vergleichbar wäre. Vielmehr muss es sich um eine Art Zauberkunst handeln. Denn ohne jeglichen Bühnen-Schnickschnack oder ausgeklügelte Lichtshow präsentiert sich die Band und punktet trotzdem genau damit bei der ihr gegenüberstehenden Masse. Gitarrist Mike McCready fokussiert sich dabei, ebenso wie Eddie Vedder, stets auf das von Anfang an komplett hörige Publikum ­– Instrumente werden von diesem Trupp im Schlaf beherrscht und die verbleibende Energie für Luftsprünge, das Maßnehmen der Bühne und Wuhlheide anfeuern genutzt. Nach 35 Songs, darunter „In My Tree“, „Even Flow“, „Jeremy“ oder auch „Alive“, kann sich ein jeder erneut darauf einigen: Pearl Jam haben es noch immer drauf. Pearl Jam sind zu einer festen Instanz avanciert.

War dabei: Hella Wittenberg
Fotos: Markus Werner