Nur die Musik zählt: Alt-J, 18.01.2018, Max-Schmeling-Halle Berlin

Als am Donnerstagabend draußen Orkan Frederike tobte, trafen sich Fans von Alt-J in der Max-Schmeling-Halle zu einem ganz besonderen Tanzabend. Die Erfolgsband aus Leeds war bereits zum zweiten Mal im Rahmen ihrer Tour in Berlin zu Gast, auf der sie schon seit letzten Sommer durch die ganze Welt zieht.
Das kurz zuvor veröffentlichte Album „Relaxer“ schied die Geister und ließ auch so manchen Liebhaber der ersten beiden Alben nicht ganz glücklich zurück. Zum Teil verstehe ich die Kritik, denn „Relaxer“ ist ein sehr spezielles Album, das im Vergleich zu den Vorgängern die schleppend-atmosphärische Seite von Alt-J hervor hebt, die mancher als einschläfernd empinden könnte. Trotzdem hört man noch deutlich das Gespür für Melodien und Rythmen, das Songs wie „3WW“ oder „Pleader“ den einzigartigen Alt-J Klang verleiht. Fragt sich, wie sich das Album auf der Bühne umsetzen lässt. Außer „In Cold Blood“, das mit mächtigen Bläsern und aufpeitschendem Beat die Halle zum Beben brachte, oder aber „Deadcrush“, das trotz mäßiger Vorband um Marika Hackman einen smoothen und doch auch aufweckenden Einstieg in das Konzert ermöglichte, ist die Musik auf „Relaxer“ nicht wirklich fähig, live Euphorie auszulösen. Denkt man zumindest, denn auch diese Herausforderung bewältigen Joe Newman, Gus Unger-Hamilton und Thom Green mit Bravour. Die ausgetüftelte Lightshow setzt nämlich auch ruhigere Songs so in Szene, dass sie beim Zuschauer wirken und er sogar von der roboterartigen Performance der drei Ausnahmemusiker, die sich tief versunken in ihrer Kunstwelt kaum an das Publikum wenden, völlig gefesselt wird. Obendrein ließen Alt-J Klassiker wie das träumerische „Taro“ oder den Trucker-Song „Left Hand Free“ nicht vermissen, sodass der Eindruck entstand, es habe trotz knapper 75-Minuten Spielzeit nichts Obligatorisches gefehlt. Als dann noch zum Abschluss ihr größter Hit „Breezeblocks“ ertönte, war der Abend perfekt und das Publikum wurde zufrieden in die Kälte entlassen.

War dabei: Finn Hackenberg
Foto: Antonia Lehmann

http://altjband.com/