Maxine Kazis im Interview

maxine_kazis_by_ferran_casanova08_1500„Die Evolution der Maxine Kazis“ heisst das Debütalbum von Maxine Kazis. Auf dem Cover Maxine selbst, nackt, schön, verletzlich und stark gleichzeitig. Der Name und das Cover sind Programm, „Hinfalln Aufstehn Weiter Tanzen“ singt sie und erzählt in ihren Songs davon, wie sie gelernt hat ihren Weg zu gehen, vom Tanz übers Schauspiel zur Musik, über Essstörungen und Verletzungen. Maxine hat gelernt zu wissen was sie will und dabei besser für sich selbst da zu sein. Entsprechend entspannt und selbstbewusst zeigt sie sich mir im Interview. Zwischen viel Plauderei über Tanz und Schauspiel schaffen wir es auch, so etwas wie ein Interview zu führen. Und den Preis für die schönste Strickjacke gewinnt sie sowieso. Was wir 2017 wollen: noch viel mehr von Maxine Kazis.

Ein zentrales Thema auf deinem Album ist deine Vergangenheit als Tänzerin. Wie lang hast du denn getanzt? Und wo hast du gelernt?

In Basel auf der Ballettschule, bis ich 13 war. Dann hatte ich keinen Bock mehr, war ein richtig ätzender Teenie und fand Ballett total uncool. Ich wollte Hip Hop machen. Also habe ich schön zwei Jahre lang Hip Hop getanzt und natürlich total meine Technik verloren. Mit 16 habe ich es so vermisst, dass ich wieder eingestiegen bin. Ich muss dazu aber auch direkt etwas klarstellen. Es gab im Internet einen Artikel, der behauptet hat, ich wäre früher Prima Ballerina gewesen. Das ist totaler Bullshit. Ich habe mit vier Jahren angefangen zu tanzen, aber ich habe nie Ballett studiert. Ich wollte immer Tänzerin werden, aber mein Herz schlägt mehr für Modern, wo man etwas freier ist. Als ich in die Pubertät kam hatte ich dann nunmal Kurven, das war selbst auf der Schule auf der ich war nicht mehr so witzig. Letztendlich habe ich auf einer Musicalschule in Hamburg studiert, wo es einen starken Fokus auf Tanz gab. Dort habe ich Tanz studiert, bis ich mich verletzt habe. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch eine Essstörung, da nimmt man Schmerz nicht mehr richtig wahr. Nach zehn Tagen Ibuprofen 800 schön wieder rauf auf die Spitzenschuhe, da hat es krck gemacht und ein kleiner Knochen an meinem Fuß ist abgebrochen. Da war’s vorbei. Da ist auch heute nichts mehr zu wollen. Aber es ist auch gut. Jetzt bin ich hier.

Was vielleicht nicht das Schlechteste ist, was dir passieren konnte Ich habe als Mutter einer tanzbegeisterten Tochter auch Erfahrungen mit der Welt des klassischen Tanzes gemacht und bin immer noch schockiert wie unmenschlich es dort zum Teil zugeht.

Die Musikbranche ist da leider oft nicht anders. Besonders als Frau muss man gut auf sich aufpassen, das kann schon ganz schön eklig sein.

Dann hattest du das Glück, mit Peter Plate an deinem ersten Album arbeiten zu können. Wann und wie seid ihr zusammen gekommen?

Ich habe Peter und sein Team kennengelernt als ich 21 war. Damals wusste ich noch gar nicht was ich will, ich war mehr so: lalala, ich mach alles. Es ist gut, dass wir damals noch kein Album gemacht haben. Ich wahr sehr ehrgeizig, aber ich hätte eben alles gemacht. Ich hatte noch gar keine eigene Meinung dazu, was ich genau für Musik machen möchte. Dann kam dazu, dass Peter nach Rosenstolz in einer Zwischenphase war, in der er nicht wusste ob er bereit ist, so viel Verantwortung für ein junges Mädchen zu übernehmen, das so viel Drang hat wie ich. Er meinte, ich soll mich erst einmal ausprobieren, dann gucken wir weiter. Und ich so: neeein! (lacht) Dann war ich am Theater Kiel engagiert und habe dort drei Jahre Sprechtheater gemacht. Vor zwei Jahren haben wir so richtig angefangen.

Die eigene Meinung hast du in den Jahren aber sehr stark entwickelt, finde ich. Von deinen Texten bis zu der Art wie du dich präsentierst, das hat alles sehr viel Persönlichkeit. Man hört natürlich von der Produktion her, dass du mit Peter gearbeitet hast, aber da steckt schon viel von dir drin.

Das freut mich. Ich glaube das war auch ein bisschen Trotz, weil ich ehrlich gesagt seit vielen Jahren die deutsche Musikszene ziemlich langweilig finde. Und starke Frauen, die auch mal den Mund aufmachen, wie zum Beispiel Jennifer Weist, fallen mir auf Anhieb auch nicht so viele ein. Darauf hatten wir Bock. Wir wussten, dass wird dann mit solchen Texten vielleicht nicht so viel im Radio laufen, aber wir haben uns einfach ausgetobt.

Und hat sich das bewahrheitet? Ist es tatsächlich schwierig mit dem Radio?

Ja, auf jeden Fall. „Dreck“ war der erste Song den wir veröffentlicht haben und ganz viele meinten: Oh mein Gott, „fuckt mich ab“, das kannst du doch nicht sagen! (lacht) Jetzt haben wir „Zug nach Berlin“ raus gebracht, da geht es langsam. Aber dann ist es den jungen Sendern fast schon wieder zu kommerziell. Mal so, mal so… man wird sehen.

Wann hast du denn angefangen deine ersten eigene Songs zu schreiben?

Mit 12, 13. Meine Mutter ist Opernsängerin, Musik war also immer da. Es gab ein Klavier, ich habe lange Querflöte gespielt. Das Schreiben an sich habe ich aber lange nicht ernst genommen, ich hätte das nie jemandem gezeigt. So richtig gelernt habe ich es von Peter. Das hat mit uns sofort funktioniert, wie Ping Pong.

Gibt es auch Reibung zwischen euch?

Oh ja. Wir sind ja beide Diven (lacht). Es hat schon einige Male geknallt, aber das hält höchstens 12 Stunden an. Am nächsten Tag ruft er meistens an und fragt: bist du mir noch böse? Aber das gehört dazu. In Peters Studio hängt ein Zettel auf dem steht: „Ein Lied ist ein Lied, ist ein Lied, ist nur ein Lied“. Man muss sich zwischendrin sagen, dass es nur ein Song ist. Es geht ja gefühlt immer schnell um alles.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, bis kurz vor Weihnachten bist du noch mit Mia. im Vorprogramm auf Tour. Wie geht es dann im neuen Jahr weiter?

Wir buchen jetzt schon Shows für März. Verrückt. Aber ich freu mich auch drauf.

Und hast du einen Vorsatz fürs neue Jahr? Oder besser noch einen Traum?

Einen Traum… ich möchte auf jeden Fall wieder spielen. Schauspiel und Musik zu verbinden war schon immer mein Traum. Musical muss es aber nicht sein (lacht). Während ich in Kiel am Theater war habe ich es nicht geschafft, ein Album zu machen, jetzt kriege ich es nicht hin auf Tour zu sein und am Theater zu spielen. Da eine Verbindung hin zu kriegen, das wäre ein Traum.

maxine_kazis_by_ferran_casanova03_800Interview: Gabi Rudolph

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