Jake Bugg im Interview

Jake Bugg 2016 - CMS SourceWir haben Jake Bugg beim Sziget Festival in Budapest zum Interview getroffen. In England gilt der junge Brite als Ausnahmetalent. Noch bevor er einen Plattenvertrag unterschrieben hat, ist er vor 5 Jahren auf dem Glastonbury Festival aufgetreten. Seitdem geht seine Karriere stetig bergauf.  Mit seinem aktuellen Album „On My One“ ist er momentan auf Tour. Nachdem wir uns zwischen Rihannas umfangreichen Bühnen-Klamotten durchgeschmuggelt haben, die an diesem Tag den halben Backstage Bereich eigenommen haben, haben wir ein ruhiges Örtchen für einen Plausch mit Jake gefunden. Der begrüßt uns allerdings mit einer bandagierten Hand.

Hey, was ist mit deiner Hand passiert?

Ich habe gestern Abend Fußball gespielt, mein Bassist hat mich gefoult, dabei bin ich auf meine Hand gefallen. Jetzt habe ich eine Zerrung. Gitarre spielen geht noch einigermaßen, aber viel kann ich damit gerade nicht tun.

Und das genau vor deinem Konzert.

Ja. Mist, aber es wird schon. Könnte nur sein, dass ich zwischendurch mal mein Gesicht verziehe. Dann tut es weh.

Sonst geht es dir aber gut?

Ja, super. Ich freue mich total auf meinen Auftritt. Ich habe seit einer Woche nicht mehr live gespielt, daher freue ich mich total.

Du hast gerade deine dritte Platte rausgebracht. Viele Künstler sagen die dritte Platte ist etwas Besonderes. Ist das für dich auch so?

Das dritte Album ist immer etwas schwierig. Ich habe aber versucht Neues auszuprobieren. Ich kann nicht sagen, ob mir das gelungen ist. Für mich bedeutet Musik aber auch, dass man neue Dinge ausprobieren kann und versucht die Grenzen zu verschieben.

Besprichst du dich mit jemanden oder machst du einfach dein Ding, wenn du eine neue Platte planst?

Wenn ich an neuer Musik schreibe versuche ich mir nicht so sehr den Prozess ins Bewusstsein zu rufen, ich versuche eher die Ideen einfach aus mir raus fließen zu lassen, ohne darüber zu viel nachzudenken. Manchmal kommt ein Song dabei raus, bei dem du niemals gedacht hättest, dass du ihn so schreiben würdest. Wenn ich mich hinsetze und denke: jetzt schreibe ich einen Country Song, werde ich wahrscheinlich genau dann keinen Country Song schreiben.

Wir haben uns schon gefragt, wo bei dir die zum Teil starken Country Einflüsse herkommen. Vor allem auf deinem letzten Album, „Shangri La“. Nichts was man von einem Jungen in deinem Alter, der aus Nottingham kommt als erstes erwarten würde.

Ja, das stimmt. Ich liebe Country Musik, obwohl das keine Richtung ist, die in England besonders populär ist. Slim Whitman, Johnny Cash, Tammy Wynette haben fantastische Songs, die mich beeinflusst haben.

Wo kommt dieser Einfluss her? Das sind ja eher älteres Künstler, die man normalerweise in deinem Alter nicht unbedingt hört. Kommt das von Deinen Eltern?

Nein, nicht wirklich. Ich habe schon immer ganz unterschiedliche Musik gemocht. Wenn ich einen Country Musiker für mich entdecke, dann suche ich nach weiteren Künstlern, die zum Beispiel aus der gleichen Zeit kommen oder diesen Musiker beeinflusst haben. Ich hangle mich dann musikalisch durch diese zeitliche Periode.

Erinnerst Du dich an die erste Platte, die Du jemals gekauft hast?

Ja, es war eine Buddy Holly CD.

Eine CD (alle lachen)?

Ja unglaublich, oder? Eine CD. Vor ein paar Jahren gab es auch noch Plattenläden. Es war sogar eine Doppel-CD, damals gab es noch keine Musik zum Downloaden.

Du hast sehr früh angefangen und bist nun auch schon ein paar Jahre im Geschäft. Wie sehr nimmst du Veränderungen im Business um dich herum wahr?

Was ich in letzter Zeit immer mehr feststelle… wahrscheinlich ist das aber schon eine ganze Weile so: es geht nicht mehr so sehr um die Musik. Es geht in erster Linie um Fashion und dann erst kommt die Musik und das alles in Kombination mit Social Media.

Wenn du dir die perfekte Karriere bauen könntest, wie würde die aussehen, was wäre dein Fokus? 

Am liebsten schreibe ich Alben und toure um die Welt, um meine Musik den Fans näher zu bringen. Um das zu machen, musst du aber auch Kompromisse eingehen. Du musst am Tag eine Millionen Interviews geben.

Ok, wir halten es kurz.

Nein, nein so war das nicht gemeint. Ich habe grundsätzlich nichts gegen Interviews, wenn es um Musik geht und die Fragen interessant sind. Das ist leider in den seltensten Fällen so und das nervt mich. Es geht meist nur um so oberflächliche Sachen und Fashion Themen.

Wirklich?

Ja, man wird gefragt mit wem man in letzter Zeit abhängt. Welche Jeans trägst du? Es geht mehr um Klatsch und Tratsch als eigentlich um die Musik.

Ist das vor allem typisch für die Englischen Medien?

Auf jeden Fall. In Europa wird meistens das wiedergegeben was du auch sagst. Das ist in England nur selten der Fall. Meistens nehmen sie ein Zitat aus dem Kontext und du hörst dich dann an wie der schlimmste Mensch auf der Welt, dabei hast du es gar nicht so gemeint. Außerdem hasse ich Musikvideos.

Echt? Dafür hast du aber für deine letzte Single etwas ziemlich Aufwändiges produziert.

Bei diesem Album habe ich gedacht, ich hasse Videos so sehr, dass ich teil davon sein möchte und dann mache ich es richtig gut (lacht). Ich bin glücklicherweise in einer ziemlich komfortablen Position und kann sagen was ich mag und was nicht. Daher ist es ganz ok. Ich wollte für dieses Album Videos, die nicht so sehr gescripted sind, es soll alles ein bisschen offener für eigene Interpretationen sein. Ich mag es nicht, wenn die Story des Videos so vorgegeben ist, dann wird es schnell kitschig und die Leute denken der Song handelt genau davon.

Schaust du dir auch nicht gerne Videos von anderen Künstlern an?

Nein, das ist mir mehr oder weniger egal. Mir geht es darum ob der Song gut ist. Oft wenn so viel über ein bestimmtes Video gesprochen wir, dann frag ich mich ob der Song dazu auch so gut ist. Das ist mir wichtiger. Oft ist das allerdings nicht der Fall. Das mag aber vielleicht nur meine etwas zynische Meinung sein.

Wie wir mit Musik aufgewachsen sind, in den 80ern, da war es anders. Da haben Musikvideos einfach dazu gehört. Da wurde es allerdings auch eher als ein Ausdruck der Kunst angesehen.

Damals war es aber auch etwas ganz Neues, Musik mit Visuals zu kombinieren. Jetzt gibt es das seit 30 Jahren und es ist alles nicht mehr so spannend. Ich verstehe, dass viele Fans Videos lieben. Es ist nur etwas, was in meinen Augen nicht so relevant für die eigentliche Musik ist.

Du hast über deine neue Platte gesagt, dass du sie zum Großteil alleine im Studio aufgenommen hast.

Ja, das war bei diesem Album der Fall. Es hat Spaß gemacht Dinge auszuprobieren und herum zu experimentieren. Meistens wenn du andere Leute mit im Studio hast, wie zum Beispiel einen Produzenten, dann haben sie ihre ganz eigenen Vorstellungen. Für mich war das super, auf diesem Album nicht diese externen Einflüsse zu haben und einfach nur das zu machen wonach mir ist.

Brauchst du nicht mal zwischendurch etwas Feedback? Spielst du die Sachen am ende oder zwischendurch mal jemanden vor? Wer ist für dich die wichtigste Person, deren Meinung du schätzt?

Es gibt nicht diese eine Person, die ich nach ihrer Meinung frage. Ich spiele es eher zehn Leuten vor und wenn davon neun sagen, sie mögen es nicht, schmeiße ich es wahrscheinlich weg. In der Regel mögen es aber mehr (lacht).

Es gibt also nicht diese eine Person, deren Meinung dir super wichtig ist?

Nicht wirklich. Jeder hat so eine subjektive Meinung. Wenn es die eine Person gäbe auf die ich höre, kann es sein, dass sie einfach nicht den besten Song auf dem Album gut findet und das ist dann einfach nur Geschmacksache. Deshalb spiele ich meine Songs immer ein paar Leuten vor.

Wie wichtig ist dir die Meinung deiner Eltern, die ja auch beide Musiker sind?

Sie hören nicht unbedingt die gleiche Musik wie ich. Sie geben mir auch nicht so schnell ihr Feedback. Ich spiele es ihnen aber auch nicht vor, während ich im Songwriting Prozess bin. Sie hören die Platte so wie alle anderen, wenn sie fertig ist.

Magst du  es, auf Festivals zu spielen? Ist es schwieriger, wenn es nicht deine eigenen Fans sind, die nur für dich gekommen sind?

Kommt drauf an, wenn ein größerer Act direkt hinter einem kommt, sieht man schon mal gelangweilte Gesichter, die nicht so richtig mitgehen.

Manchmal wirkt es total unhöflich, wenn sich die Leute sogar hinsetzen.

Das ist mir egal, solange sie dabei die Musik genießen, ist mir das egal. Alles was mir wichtig ist, ist dass die Menschen Spaß an der Musik haben. Wie sie das tun ist mir egal. Sie müssen nicht immer unbedingt in ausgelassener Party Stimmung sein und mit Bier um sich schmeißen. Wenn du aber nur da bist um auf den nächsten Auftritt zu warten, kannst du dir genau so gut einen Drink oder einen Burger holen.

Hast du die Möglichkeit, dich ein bisschen auf einem Festival umzuschauen und die Atmosphäre aufzusaugen?

Ja das könnte ich. Mache ich aber nicht. Ich bin lieber für mich. Ich habe schon festgestellt, dass meine Garderobe oft in der hintersten Ecke untergebracht ist. Ich frage mich, ob man mir damit etwas sagen will (lacht).

Interview: Gabi Rudolph und Kate Rock

Foto (c) Universal Music

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