Gelesen: Meik Wiking „Hygge – Ein Lebensgefühl, das einfach glücklich macht“

Bei dem Frühling, den wir dieses Jahr haben, ist es gar nicht so leicht, die Laune hoch zu halten. Kalt, verregnet, dunkel – an viel zu vielen Tagen fällt es einem schwer, überhaupt einen Fuß vor die Tür zu setzen. Es sich Zuhause richtig gemütlich zu machen, erscheint da die beste Lösung.
Von den Dänen kann man sich, was Stil und Lebensart angeht, eine Menge abgucken. Sie sichern sich regelmäßig einen der oberen Plätze im World Happiness Report und gelten deshalb als die glücklichsten Menschen der Welt. Jetzt ist es ihnen auch noch gelungen, aus so etwas simplen wie Gemütlichkeit einen Modetrend zu machen. „Gemütlichkeit“ heißt im dänischen „Hygge“, und seit einiger Zeit ist Hygge zu einem Begriff für ein Rundum-Lebensgefühl geworden. Trends gibt es natürlich wie Sand am Meer und gefühlt jeden Tag einen neuen. Da kann man schon mal skeptisch werden. Hygge ist aber so ein Ding, da nicht mitmachen zu wollen ist schon ganz schön schwierig. Denn wer will sich schon so etwas wie der ultimativen Gemütlichkeit verweigern?
Zum richtig hyggeligen Leben gehört aber ein bisschen mehr, als es sich mit einem Buch auf der Couch gemütlich zu machen – auch wenn das für sich schon mal alles andere als schlecht ist. Und um den Rest zu lernen und da kein Trend ohne nicht mindestens ein ordentliches Standardwerk auskommt, gibt es inzwischen natürlich auch zum Thema Hygge Literatur. Der Däne Meik Wiking hat das Buch „Hygge – Ein Lebensgefühl, das richtig glücklich macht“ herausgebracht, das seit letztem Jahr auch in deutscher Übersetzung vorliegt und dem Begriff „Hygge“ als allumfassende Erklärung dient. Ich meine, der Mann ist Geschäftsführer des Kopenhagener Instituts für Glücksforschung – wenn der sich nicht auskennt, wer dann!

Jetzt aber mal sämtlichen Zynismus beiseite. Schon wenn man das Buch in die Hand nimmt, überkommt einen das dringende Bedürfnis, sich total hyggelig zu fühlen. Es ist einfach unglaublich schön gestaltet, von dem niedlichen Vogelmuster auf dem Umschlag bis zu den Illustrationen und Fotos im Inneren. Und auch inhaltlich ist es bei weitem nicht so arty-farty, wie das Ganze sich anhören mag. Meik Wikings Erklärungen und Theorien zum Thema Hygge kommen sehr sympathisch und wenig dogmatisch daher. Und sie sind vor allem auch sehr umfangreich. Von der Begriffserklärung über Einrichtungs- und Bekleidungstipps bis zu Rezepten für ein hyggeliges Bauchgefühl, kann man sich stundenlang durch die liebevoll beschriebenen Ratschläge für ein entschleunigtes Lebensgefühl stöbern. Wenn man sich dabei gleich noch in eine selbstgehäkelte Decke wickelt, fühlt sich alleine das schon recht hyggelig an.
Zu jedem Trend muss es natürlich auch die entsprechende Kontroverse geben, und so wurden auch zu Hygge schon kritische Stimmen laut, die behaupten, das Hygge-Leben würde zu sozialer Abkapselung führen, zu zu starker Konzentration auf das Individuum und die eigenen vier Wände. Dass selbst die positivste Lebensform nichts bringt, wenn man sie zu fanatisch/dogmatisch betreibt, dürfte allerdings klar sein. Meik Wiking macht darüber hinaus aber sehr schön deutlich, dass es bei Hygge vor allem um Miteinander geht. Tatsächlich liefert er im Kapitel „Gemeinschaft“ viele gute Tipps, wie man das Zusammensein mit Freunden vom Sozialstress befreit und gemeinsame Unternehmungen entspannter und intensiver gestalten kann. Hygge ist also definitiv etwas, das jeder sowohl in sich selbst aber auch im Umgang mit anderen entdecken kann. Und das Kapitel „Outdoor-Hygge“ beweist, dass Gemütlichkeit auch nicht nur bei Schmuddelwetter in geschlossenen Räumen funktioniert. Natürlich gibt es aber auch einen umfassenden Abschnitt zur trotzdem hyggeligsten Zeit des Jahres: Weihnachten.
Es geht um Einfachheit, Entschleunigung, Liebe zur Natur und, heutzutage auch nicht uninteressant, um Sparsamkeit. Die Liebe der Dänen zu gemütlichen Abenden mit Freunden Zuhause ist auch nicht zuletzt dadurch entstanden, dass das soziale Leben in Dänemark sehr teuer sein kann. Also trifft man sich lieber zum gemeinsamen Kochen (miteinander, nicht füreinander!) oder zum Picknick auf der Wiese, zu dem jeder etwas mitbringt. Weitere Dinge, die hyggelig sind: Bücher, Gartenarbeit (am besten im Gemeinschaftsgarten), Fahrrad fahren, Tage am Meer, Fernsehabende, Speisekammerpartys. Was letzteres ist, soll euch Meik Wiking aber selber erklären.
Fakt ist: an dem Tag, an dem das „Hygge“ Buch in unserem Haushalt einzog, zog meine Tochter sich damit für mehrere Stunden zurück und präsentierte danach ihr Zimmer in einem aufgeräumten Zustand, den es seit Jahren nicht mehr erlangt hat. Alleine dafür dürfte sich die Anschaffung schon gelohnt haben. Es ist eins dieser Bücher, das man lange im Schrank stehen haben kann und immer wieder gerne zur Hand nimmt, zum Schmökern und Inspirieren. Und so sehr ich mich anstrenge, an dem Bedürfnis nach Wärme, Miteinander und Gemütlichkeit kann ich schlichtweg nichts Schlechtes erkennen.

Info: „Hygge – Ein Lebensgefühl, das einfach glücklich macht“ von Meik Wiking ist in Deutschland bei Bastei Lübbe erschienen und kann hier käuflich erworben werden. Einen ausführlichen Blick ins Buch gibt es hier. 

Gelesen von: Gabi Rudolph

www.luebbe.com

Auch bei Instagram gibt es unter dem Hashtag #hygge vielerlei Inspiration zum Thema zu finden:

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