Das wütende Soundinferno erlischt nur widerwillig in der neunundzwanzigsten Minute. PS I Love You nennt sich das kanadische Duo, und es bestehen handfeste Zweifel daran, ob diese kurze, aus zehn Songs bestehende Überrumpelung wirklich so viel Liebe beinhaltet. Vielmehr ist das knackige Debüt „Meet Me At The Muster Station“ eine wütende Noise-Pop Mischung, die den Zuhörer mal so richtig die Ohren durchpustet und die fein zurecht gekämmten Haare lachend verwuschelt.
Songs wie „Get Over“ schaben nur so vor Verrzerrungen an den Gehörwänden. Danke auch, das ist mal ein Weckruf! Anfangs bestand die Band allein aus dem bärtigen Multitalent Paul Saulnier, der schon mit zehn Jahren und Vorbildern wie Metallica genau wusste, dass das Musiker Dasein absolut sein Ding wäre. Aber erst gemeinsam mit Benjamin Nelson am Schlagzeug wurden die großen Melodien ausgepackt, und so sorgen sie mit Eingängigkeiten wie „2012“ oder auch „Little Spoon“ für ein wohliges Gefühl im Bauch. Für einen Bassisten scheint gar kein Platz mehr, da PS I Love You mit ihren Wolf Parade-artigen Sound schon wie eine Fünfer-Combo klingen.
Angetrieben von persönlichen Erfahrungen handelt „Butterflies & Boners“ von der kosmischen und gleichzeitig alles zerstörenden Liebe. Dies klingt natürlich bekannt, auch bezogen auf das vorliegende Album. Das ist ein Debüt, das nicht nur stürmisch klingt, sondern auch in diesem Sinne das Herz eines jeden Hörers erobern kann. Da drückt man auch mal ein Auge zu bei der irritierenden Betitelung der Band, die doch nur allzu schnell Assoziationen zu dem Hollywood-Schmachtfetzen mit Hilary Swank als trampelige Hauptakteurin zulässt. Damit habe der Bandname aber nichts zu tun – ungesehen verachtet Saulnier diese kitschige Romanze und den Vergleich damit. Also ganz schnell wieder vergessen und die Lauscher für eines der feurigsten sowie eingängigsten Debüts des noch jungen Jahres geöffnet!
“Meet Me At The Muster Station” wurde bereits am 13. Mai veröffentlicht.
Gehört von: Hella Wittenberg