Gehört: Aphex Twin „Syro“

Da ist es nun, „Syro“, das lange erwartete Aphex Twin Album. Schon die Ankündigung des war ungewöhnlich und Teil eines künstlerischen, sehr kryptischen Gesamtkonzeptes. Als im August ein grünes Luftschiff mit dem ikonischen Aphex Twin Logo und der Zahl 2014 im Osten Londons auftauchte, kochte die Gerüchteküche in den Social Media Kanälen fast über. Fotos des kleinen grünen Zeppelins verbreiteten sich rasend schnell. Sollte es etwa ein neues Album nach geschlagenen 13 Jahren geben? So lange ist es her, dass 2001 „Drukqs“ veröffentlicht wurde. Kurz darauf wurden verschiedene Logos in New York entdeckt. Unter anderem an der Radio City Music Hall, der 14th Street und der 8th Avenue.
Weiter angeheizt wurde der Hype als Richard D. James alias Aphex Twin einen mysteriösen Link ins Deep Web  tweetete, der nur über den Browser „Tor“ zugänglich war. Hier werden eher geheime Informationen geteilt. Mit einiger Fantasie – denn hier handelt es sich nicht um übliche Titel – konnte man die Trackliste des neuen Albums dechiffrieren. Ein Großteil der ungewöhnlichen Titel beziehen sich auf das Equipment, das James bei der Aufnahme des Albums benutzt hat, sowie die jeweilige BPM Zahl.
Dazu wurde noch ein Link gepostet , auf dieser Seite gab es eher mysteriöse und unvollständige Infos. Wie sich später heraus stellte, ein Vorläufer des Plattencovers, das dann in seiner finalen Version eine Liste zeigt mit den Produktions- und Promotion-Kosten für „Syro“.
Dass James ein verrückter Tüftler ist, zeigt dass ein Sound-Ingenieur allein 3 Monate gemeinsam mit ihm damit zubrachte, alle Kabel in seinem Studio in Schottland zu verstöpseln, das 2006 fertig wurde. In dieser Zeit sind auch die ersten Songs zu „Syro“ entstanden. Der verschrobene Exzentriker und Klangkünstle hat einige der 138 Geräte, die er zum einspielen der Songs benutzt hat, selbst bearbeitet und modifiziert. Einige Sound Set-Ups wurden nach 5 Minuten schon wieder neu arrangiert, so klingen die Stücke eigenständig und ungewöhnlich. Die Vocaltracks kommen zum Großteil aus der eigenen Familie. Seine Frau, seine beiden Söhne und selbst seine Eltern sind auf „XMAS_EVET10 [120]“ zu hören.
Die 12 Tracks auf „Syro“ sind ziemlich up-beat und klingen zum Teil melodiös aber auch unheimlich und beunruhigend, alles in allem jedoch etwas chilliger als die letzten Werke. Ein faszinierender Kontrast zwischen hell und dunkel, brachial und filigran liegt in den Songs. Das ausgefeilte Klangwerk kombiniert alles, was die elektronische Musik zu bieten hat, von Techno, Jungle über Ambient ist alles dabei. Wir Kinder der 80er werden an der ein oder anderen Stelle selbst an die Acid Klänge unserer Jugend erinnert.
Und nun hört selbst. Lasst euch überraschen von dem neuen Aphex Twins Album. Es lohnt sich! Die Aphex Gemeinde feiert das Werk zu Recht. Aber seit gewarnt: es ist nicht jedermanns Ding.

VÖ: Bereits erschienen

Gehört von: Kate Rock