Nach dem Erfolg ihres selbst betitelten Debütalbums und dem Weggang des Gitarristen Adam Kessler im letzten Jahr, folgt nun der zweite Streich von The Drums. Mit der fluffigen Single „Money“ kündigten sie bereits an, womit es die Zuhörerschaft auf dem Album „Portamento“ zu tun bekommen würde. Das New Yorker Trio behält zwar die auch ohne Akkorde funktionierenden, äußerst charmanten Ohrwurm-Melodien bei, jedoch hegen sie nach dem Sommerschlager „Let’s Go Surfing“ den Wunsch, nicht als One-Hit-Wonder abgefertigt zu werden. Vielmehr wagen sie den Fortschritt mithilfe der Ausfeilung ihres unverkennbaren Sounds.
Wie schon ihr erstes Album produzierten sie deshalb „Portamento“ selbst, zu einem großen Teil gar in der heimischen Küche des Sängers Jonathan Pierce. In dieser gemütlichen Isolation entstanden zwölf Songs, die in ihrem klanglichen Minimalismus nie an Emotionalität einbüßen müssen. So steht Pierce schon im Opener „Book Of Revelation“ für die neu gewonnene Ernsthaftigkeit ein, in dem er die Worte „I believe that when you die, you die“ mit fester Stimme dem Hörer entgegen singt. Die süße Tiefe der Lyrics steht dabei fortwährend im Kontrast zu dem leichtfüßigen Sound der Band.
Diese Songs sind eine Kampfansage an alle Ungläubigen, die von The Drums nicht mehr als einen Verweis auf Bands wie die von ihnen heiß geliebte schottische Post-Punk Formation The Wake gesehen haben. In „Searching For Heaven“ schillern sogar neue Töne auf. Obwohl sich bei näherer Betrachtung der Biografie zeigt, dass die Anfänge von Jonathan Pierce und Gitarrist Jacob Graham sogar in der elektronischen Musik liegen. Erst für The Drums griffen sie zu den Gitarren und zum Aufzeigen ihrer musikalischen Bandbreite zücken sie nun ein weiteres Mal gekonnt die Synthies. Lediglich den Halleffekt wünscht man sich das eine oder andere Mal sehnlichst weit weg, denn dieser lenkt nur all zu sehr von den so stimmungsvollen Songstrukturen ab.
Nichtsdestotrotz haben The Drums mit ihrem zweiten Album ein Stück von großem Wert geschaffen und lassen mit Liedern wie „If He Likes It Let Him Do It“ oder „Please Don’t Leave“ den Übergang von der Leichtigkeit des Sommers zur Schwermut des Herbstes fast schwerelos erträglich werden. So besingt die Band in „Money“ zwar „I wanna buy you something, but I don’t have any money“, aber das ist auch nicht schlimm mit solch einer schönen Platte als gelungenes Geschenk für den geneigten Hörer. Danke, The Drums!
Erscheinungsdatum: 9. September
Gehört von: Hella Wittenberg