Gehört: Peter Doherty „Hamburg Demonstrations“

covernoresize1473235936736232peterdoherty1473235936736232Auch ein Musiker, der selbst als begnadeter Poet gilt, muss sich irgendwoher seine Inspiration holen. Peter Doherty, der bekanntermaßen ein passionierter Leser ist, hat sich bei seiner neuen Platte „Hamburg Demonstrations“ von mindestens zwei Autoren inspirieren lassen. Eine der Hauptfiguren in Graham Greenes Roman „Brighton Rock“ verleiht dem Eröffnungs-Song „Holly Kibber“ seinen Namen. Der Titel „A Spy In The House Of Love“ ist an den gleichnamigen Roman von Anais Nin angelehnt. So erzählt Peter auf seinem zweiten Soloalbum ganz verschiedene Geschichten. Mal etwas beschwingter, mal etwas traurig. Besonders berührend wird es, wenn der Paris Fan, der mittlerweile in der Französischen Hauptstadt lebt,  in dem fast etwas Country anmutenden Song „Hell To Pay At The Gates Of Heaven“ die Anschläge von Paris verarbeitet. Darin beklagt Peter ganz konkret in seiner unnachahmlichen Lyrik die Tatsache an, dass junge Leute heute radikalisieren und zur Waffe greifen, statt zur Romantik und zur Gitarre: „Come on boys choose your weapon J-45 or AK 47?“  „J-45“ ist die legendäre GIBSON-Gitarre, die schon John Lennon treue Dienste leistete. Dass ihm die Stadt mittlerweile besonders am Herz liegt, zeigte auch kürzlich seine zweitägige Show zur Wiedereröffnung des Le Bataclan, die er mit sehr emotionalen Videos und Posts auf Facebook begleite.

Dass das Album, wie der Titel besagt, in Hamburg in den Clouds Hill Studios aufgenommen wurde ist sicherlich auch kein Zufall. Auch zu der Hansestadt hat Peter eine besonders enge Verbindung und fühlt sich immer wieder dort hingezogen. Momentan scheint er eher seine Heimatstadt London zu meiden, die mit den negativen Schlagzeilen in seinem Leben verbunden ist. Zum Glück dominieren diese aber nicht mehr in den Berichten über Doherty. Das Positive hat Überhand genommen: die Reunion mit The Libertines, eine neues Soloalbum. Die Musik scheint Doherty Halt zu geben. Hier verarbeitet er sein Leben. So kommt „Bridgecage“ mit einer schönen Melodie daher, scheint aber eine Anklage der englischen Presse zu sein, die ihn auf Schritt und Tritt auf dem Weg ins Verderben verfolgt hat. Dies ist jedenfalls der Textzeile „Only love can heal the sickness of celebrity“ zu entnehmen. Auch der Song „Flags From The Old Regime“ beschreibt einen Teil seines Lebens, den mit Amy Winehouse. Diese Widmung ist entsprechend emotional und geht ans Herz.

Alles in allem ist Peter Doherty ein wunderbares Songwriter-Album gelungen (ich mag diesen Begriff nicht, aber er passt in diesem Fall besonders), das absolut nach ihm klingt. Ein bisschen weniger Ecken und Kanten als bei den Libertines, dafür noch ein bisschen mehr Wehmut, Romanik und Tragik. Aber das ist auch genau das, was man von Peter Doherty erwartet. Sich treu zu bleiben, in einer Welt, die ständig nach Veränderung schreit hat ja auch etwas beruhigend Positives.

VÖ: 02. Dezember

Gehört von: Kate Rock