Gehört: Lucius „Good Grief“

lucius-good-griefLucius gehören zu den wenigen Bands, die es schon bei ihrem Debütalbum „Wildewoman“ geschafft haben, sich stilistisch völlig eigenständig herauszustellen. Und das in der unüberschaubaren Welt zwischen Mainstream- und Indie-Pop, in der man Lucius irgendwo versuchen muss einzuordnen. Die Songs der Band aus New York sind mitreißend, „catchy“ nennt man das wohl auch, die Melodien erinnern manchmal ein wenig an Liebeslieder aus den 60er Jahren und wecken Erinnerungen an Doris Day oder Alma Cogan. Das liegt auch nicht zuletzt an der Optik der beiden Frontfrauen Jess Wolfe und Holly Laessig, die sich auf der Bühne beim Singen in perfekt aufeinander abgestimmten Frisuren und Outfits gemeinsam über ein nostalgisch anmutendes Mikrofon beugen. Die perfekte Mischung aus eingängigen Songs, gesungen in glasklarem Unisono und einer mitreißenden Bühnenshow brachte das Quintett im Jahr 2014 sogar bis ins Vorprogramm von Jack Whites Europatournee, zu der er die Band persönlich einlud.
Auf dem nun erscheinenden zweiten Album „Good Grief“ bleiben Lucius ihrem Konzept treu. Die Haare sind inzwischen nicht mehr blond sondern rot, der Sound hat sich noch etwas krachiger, tanzbarer entwickelt, wie die erste Single „Born Again Teen“ bereits bewies. Und trotzdem ist das alles immer noch unverkennbar Lucius. Ein Hauch von 60er Jahre Glamour weht nach wie vor durch den Raum, vor allem bei den getrageneren Nummern wie „My Heart Got Caught On Your Sleeve“, aber eigentlich kann man das mit der stilistischen Einordnung auch direkt lassen, so sehr sie selbst sind Lucius auch auf ihrem Zweitwerk. Ihre Interpretation dieser Form des Pop ist völlig eigenständig und absolut zeitgemäß. Und wenn Holly und Jess sich zum Ende von „Gone Insane“ den Wahnsinn buchstäblich von der Seele kreischen, möchte man ihnen nur noch stehend applaudieren. Und gratulieren zu so viel perfekter Poptheatralik.
Schade, dass hierzulande der große Durchbruch für Lucius immer noch auf sich warten lässt. Wer anspruchsvolle Popmusik zu schätzen weiß, sollte sich einen der kommenden Livetermine der Band dick im Kalender anstreichen. Mit Lippenstift, das wäre in diesem Fall stilecht.

VÖ: 11.03.2016

Gehört von: Gabi Rudolph

Lucius Live:

20.04.2016 Hamburg, Prinzenbar
21.04.2016 Berlin,Privatclub
22.04.2016 München, Strom

Tickets für die Shows könnt ihr hier gewinnen.