Gehört: Lana Del Rey „Lust for Life“

Lana Del Rey, die US-Sängerin mit dem Retro-Touch in der Stimme, ist zurück – und wie! Vor wenigen Tagen hat sie sich mit ihrem mittlerweile vierten Werk „Lust for Life“ eindrucksvoll zurückgemeldet. Nach den Erfolgsalben “Born To Die”, “Ultraviolence“ und „Honeymoon“ gibt es endlich wieder neue Musik der Queen of Melancholy. Vorab: Ich war seit jeher ein großer Fan von Lanas unverkennbarem Stil. Hatte ich mir mit der Vorgänger „Honeymoon“ jedoch teilweise schwergetan, gibt es für mich auf „Lust for Life“ kaum schwache Momente. Genau so muss ein Lana Del Rey Album klingen!
„Lust for Life“ ist für ein Musikalbum mit 16 Songs relativ lang. Dies bedeutet: weit über eine Stunde Hörgenuss. Lana Del Reys Markenzeichen war schon immer der ständige Wechsel zwischen puren Glücksmomenten und Zu-Tode-Betrübt-Sein. Und ja, auf „Lust for Life“ gibt es weiterhin düsteren Dreampop zum Genießen. Doch auf dem Album entdeckt die Sängerin auch ihre Lebensfreude. Genau diese springt einem auf dem Cover direkt ins Auge, wo einem eine wie ein Honigkuchenpferd strahlende Lana Del Rey entgegenblickt.
Dass ihr die politische Situation in ihrer Heimat nahe geht, zeigt sich darin, dass sie sich mit politischen Texten auf neues Terrain wagt. So stellt Lana in „When The World Was At War We Kept Dancing“ die Frage: „Is this the end of America?“ und gibt im selben Atemzug gleich die Antwort: „No, it’s only the beginning. If we hold on to hope.” In dem träumerischen „Coachella – Woodstock On My Mind“ sorgt sie sich um das Wohl der Kinder: „What about all their children?“ „And what about all their wishes?“ Das sind neue Töne der „Thunder Sister“, wie Lana Del Rey liebevoll genannt wird. Man nimmt ihr die Zielen jedoch zu jeder Zeit ab.
Ein weiteres neues Element sind die vielen musikalischen Gäste. Beim romantischen Titeltrack „Lust for Life“ ist der kanadische R’n’B Sänger The Weeknd mit von der Partie, eine Kollaboration, die angenehm unaufgeregt daherkommt und den Spirit des Albums eindrücklich widerspiegelt. Rapper A$AP Rocky unterstützt die Sängerin sogar bei zwei Tracks, was den Songs „Summer Bummer“ sowie „Groupie Love“ gut zu Gesicht steht, beide Songs gehören jedoch nicht zu meinen Favoriten auf der Platte. Viel mehr liegt mir da das wunderschöne „Tomorrow Never Came“, den Lana gemeinsam mit Sean Lennon darbietet – ein wahres Albumhighlight! Nicht minder beeindruckend ist die Klavierballade „Beautiful People, Beautiful Problems“, für die sich Lana Del Rey als Duettpartnerin Fleetwood Mac Sängerin Stevie Nicks ins Boot geholt hat. Hier stimmt einfach alles, ein Stück Musik zum Träumen.
Müsste ich mich auf drei Favoriten festlegen, so wären „Love“, „Change“ sowie der Closer „Get Free“ ganz heiße Kandidaten. Die Vorab-Single „Love“ war bei mir passend zum Titel love at first listen. Ein Lana Del Rey Song, wie ich ihn liebe. Augen zu und losträumen… Das balladige “Change” überzeugt durch einen wahnsinnig eindringlichen Text: “Change is a powerful thing.” Gänsehaut! „Get Free“ schließlich ist perfekt als letzter Song auf dem Album, quasi zum Runterkommen und gleichzeitig als krönender Abschluss. Der Song wird gegen Ende immer leiser und ruhiger. Vogelgezwitscher mischt sich unter die Musik. Weitere Anspieltipps sind für mich das veträumt-poppige „White Mustang“, das melancholisch-schmachtende „Cherry“ sowie die traurig-anmutende Nummer „13 Beaches“ („It hurts to love you, but it still love you.“).

All in all ist „Lust for Life“ ein Album, das uns alle noch eine ganze Weile begleiten wird. Lana Del Rey weiß musikalisch voll und ganz zu überzeugen. Die Songs sind allesamt retro, aber passen dennoch ins Hier und Jetzt. Und bei der abwechslungsreichen Trackliste ist für jede Stimmungslage etwas dabei. Reinhören lohnt sich!

VÖ: bereits erschienen

Gehört von: Marion Weber