AnnenMayKantereit, 09.05.2016, Tempodrom, Berlin

AnnenMayKantereit (1), Tempodrom, (c) Dörte HeileweltVersprechen soll man halten – auch wenn es ein eher leicht daher gesagtes „ich sollte euch vielleicht doch mal live ansehen“ während eines Interviews mit einer Band ist. So war es bei AnnenMayKantereit, als Schlagzeuger Severin Kantereit, Gitarrist Christopher Annen und Bassist Malte Huck mir davon erzählten, dass sie auf der Bühne auch gerne mal improvisieren würden (hier geht es zum Interview) – das mag ich immer gerne und deswegen dachte ich, ihre ausverkaufte Zusatzshow im Berliner Tempodrom wäre eine gute Gelegenheit mir das Phänomen AnnenMayKantereit aus der Nähe anzuschauen. Und was soll ich sagen: Es war ganz ok. Das Publikum hat die vier Kölner Burschen geliebt, hat mitgetanzt und gesungen und einfach gefeiert.

Für mich war es teilweise gut, ein kurzweiliger Spaß, aber Begeisterungsstürme haben sie bei mir nicht ausgelöst. Der Funke ist nicht so ganz übergesprungen. Teilweise wirkte die große Bühne nicht so ganz passend. Sie haben sie nicht völlig mit ihrer Präsenz ausgefüllt und ihre Instrumente waren so dicht beieinander, dass sie auch eine halb so große Bühne hätten nutzen können. Sicherlich ist das eine Oberflächlichkeit oder ein Zeichen von Zusammenhalt? Wer weiß. Sänger Henning May bewegt sich minimalst. Mal einen Schritt nach hinten, mal zum Klavier gehen, aber ansonsten steht er oft da, Hände hinter dem Rücken oder mal mit der linken Hand im Takt auf den Oberschenkel klatschend und schmettert die Lieder mit seiner rauen Stimme Richtung Publikum.

Gegen Ende wirkte May zuweilen etwas außer Atem und da denke ich schon mal an all die alten Knacker wie Iggy Pop, Mick Jagger oder KISS, die sich sogar noch beim Auftritt bewegen und nach einer guten Stunde noch nicht so aussehen als wäre der nächste Song einer zu viel. Und bei ihnen dauern die Konzerte auch etwas länger als ca. 80 Minuten mit Zugabe. Aber ab und zu hat der Hennig auch gelacht. Ihr Cover von Bobby Hebbbs „Sunny“, das sie bei jedem Konzert spielen würden wie May erzählt, wird nicht den Weg zu meinen Lieblingscovern finden, aber seinen Zweck das Publikum zum Tanzen zu bewegen hat es hervorragend erfüllt. Sie haben den Song auch zu einem der ihren gemacht. Und weil fünf manchmal besser als vier sind, haben sie alle paar Songs ihren Freund Ferdinand Schwarz mit seiner Trompete zur Unterstützung auf die Bühne geholt. Schwarz spielt auch auf dem Album und dem Video bei „Pocahontas“ Trompete – lustigerweise ist er beim Konzert bei diesem Song nicht auf der Bühne zu sehen.

Es ist schon amüsant anzusehen wenn die betrunkene Dame, die fünf Minuten vorher noch Selfies von sich und ihrem Freund während des Konzertes macht und es irgendwie schräg mitfilmt, zum Beschwerdelied über Handys auf dem Konzert ausgelassen tanzt.  Naja, so ist das wohl heute.

Achja, da war ja noch die Sache mit dem Improvisieren…falls es das gab, ist es mir nicht so richtig aufgefallen – aber da bin ich auch etwas sehr verwöhnt durch andere Bands und habe eine hohe Messlatte.

Und wir waren wirklich nah dran und haben auch ein paar Fotos mitgebracht:

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