Andy Shauf, 01.03.2017, Grüner Salon Berlin

Andy Shauf (c) Markus WernerEine Frage blieb an diesem Abend im Grünen Salon unbeantwortet: von welchem Planeten kommt eigentlich Andy Shauf? Gut, offiziell kommt er aus Regina, Saskatchewan. Das liegt in Kanada. Aber entweder geht es dort insgesamt etwas überirdisch zu, oder das ist einfach nicht die volle Wahrheit.
Es ist schwer es genau zu beschreiben, aber irgendwie wirkt Andy Shauf ein bisschen wie aus dieser Welt gefallen. Er sieht so zerbrechlich aus, mit seinen dünnen, geraden Beinen in engen, schwarzen Jeans, seinen zarten Händen und diesem wallenden Feenhaar. Und wenn er anfängt zu singen, dann verschiebt sich irgend etwas im gängigen Zeit-Raum-Kontinuum. Seine zurückhaltende Art, sich kaum bewegend, die Augen zu Anfang jeden Songs meist geschlossen, dazu dann aber diese glockenklare Stimme, das ist irgendwie ganz speziell und damit fast schon überirdisch.
Dazu kommen seine Songs, die gar nicht so recht in eine Schublade passen wollen. Melancholischer Singer-Songwriter-Pop, ruhig, sehr verträumt, dabei aber immer eindringlich. Und irgendwie, nun ja, einfach anders. Auf der Bühne wird Andy Shauf begleitet von einem Schlagzeuger, einem mindestens zwei Meter großen Bassisten und zwei Klarinetten. Moment mal, Klarinetten? So viel zum Thema Andersartigkeit. Aber wunderschön ist das, wenn Andy zart an der Gitarre zupft, dazu singt und die Klarinetten fangen an zu tönen. Das gibt dem Ganzen zusätzlich noch etwas romantisch erhabenes.
Romantisch scheint Andy Shauf auf jeden Fall veranlagt zu sein. Der Grundtenor seiner Musik ist der eines Schwofs im Partykeller, gepaart mit der Ernsthaftigkeit einer Teenagerliebe. Sein neues Album heißt nicht umsonst „The Party“. Am liebsten würde man sich dazu knutschend auf einem quietschenden Ledersofa räkeln. Leider ist es im Grünen Salon eher warm und eng, das macht das Stehen, Hören und Staunen ein wenig anstrengend. Hinsetzen ist bei Andy Shauf auf jeden Fall eine gute Idee, da kann man sich viel besser in sein extraterrestrisches Universum fallen lassen. Und träumen, bis einen der Jubel zurück auf die Erde holt. Denn Andy Shauf wird von seinem Publikum auf Händen getragen, inklusive eines vereinzelten „You’re so cute!“ Rufs, den er mit einem angedeuteten, hintersinnigen Lächeln quittiert. Der ist schon besonders, der Andy.

War dabei: Gabi Rudolph

Foto: Markus Werner

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