Zwei Bayerinnen in Chile

Im ZDF Zweiteiler „Heiße Spur“ spielt Araba Walton die rechte Hand von Christine Neubauer. Ein Gespräch über die Dreharbeiten in Chile, über Kirche, Kühe und Kuchen, Urlaubsfeeling und  Arbeitsmoral.

Araba 2

Das Wetter ist schlecht, es regnet ohne Pause. Der Wind wirft Araba Waltons Fahrrad auf dem Gehweg um, sie rennt aus dem Café, um es aufzustellen, huscht wieder hinein, schnappt sich ihren Cappuccino und ein belegtes Brötchen für ein schnelles Frühstück und setzt sich endlich hin. Araba Walton ist im Stress, sie steckt mitten im Umzug. Nach München soll es gehen, nach über 14 Jahren zurück in ihre Heimat Bayern, wo sie groß geworden ist. Sie freut sich darauf, und deshalb lässt sie sich die Laune auch nicht verderben. Während des Gesprächs lacht sie viel, denn trotz der Hektik gibt es vieles, worauf sie sich freut. Am Wochenende heiratet eine Freundin in Bologna, von dort aus geht es am Montag direkt nach München. „Einen symbolischen Koffer lasse ich aber in Berlin“, lacht sie.

Montag ist auch der Tag, an dem das ZDF den ersten Teil des Zweiteilers „Heiße Spur“ sendet, für den Araba Walton im letzten Herbst an der Seite von Christine Neubauer vor der Kamera stand. Gedreht wurde in Chile, und als wir nach einem großen Schluck Kaffee etwas zur Ruhe gekommen sind, unterhalten wir uns ausgiebig über dieses spannende Projekt.

„Heiße Spur“ ist die Verfilmung eines Romans von Linda Howard. Im Original spielt die Geschichte in Mexico, in Ciudad Juárez. Warum habt ihr in Chile gedreht?

Als ich das Drehbuch gelesen habe, habe ich mich sofort gefragt, wie es möglich sein soll, dort einen Film zu drehen. Ciudad Juárez gilt als einer der gefährlichsten Orte der Welt, die Stadt hält eine Spitzenposition in der Verbrechensstatistik. Trotzdem war unser Regisseur Marcus O. Rosenmüller im Vorfeld dort, um sich vor Ort umzusehen. Er war mit einem Guide unterwegs, der ihm ständig gesagt hat: ‚Links können wir nicht gehen, rechts können wir nicht gehen, gerade aus können wir nicht gehen, rückwärts können wir nicht gehen…‘ (lacht). Worauf hin Marcus fragte: ‚Ja, aber wo sollen wir denn dann drehen?‘ und zur Antwort bekam: ‚Hier am besten gar nicht‘. Also hat man sich für Chile entschieden, wo es wesentlich entspannter ist. In Mexico wären wir keine zwei Meter weit gekommen, ohne ausgeraubt zu werden. Während der Dreharbeiten wurde dann natürlich immer wieder diskutiert, da viel Wert drauf gelegt wurde, dass alles im Endergebnis so authentisch aussieht wie möglich. Und ich muss sagen, das haben sie wirklich großartig hingekriegt.

Du warst zum ersten Mal in Chile.

Ja, und es war großartig. Chile ist ein tolles Land, vor allem aber ein sehr großes. Wenn man mal kurz einen Ausflug machen will, muss man sich ins Flugzeug setzen. Die Landschaft ist unglaublich abwechslungsreich. Ich war in einer Region in der Mitte des Landes, da sieht es aus wie in Bayern, wie eine bayerische Landschaft, mit Kirche, Kühen und Kuchen, der heißt dort auch so, “Kuchen“! Das hat natürlich mit der Geschichte des Landes zu tun, da nach dem Zweiten Weltkrieg viele Deutsche dorthin, na ja… geflohen sind (lacht).In Santiago war ich auf einer Militärparade, das war eines der tollsten Erlebnisse in meinem Leben. Das ist ein riesiges Volksfest, an dem sich die ganze Stadt beteiligt. Stell es Dir vor wie das Oktoberfest, nur viel größer, und die ganze Stadt feiert ausnahmslos.

War es nicht schwierig, sich in einem so spannenden Land auf die Arbeit zu konzentrieren?

Ja und nein. Natürlich war die Ablenkung erst einmal groß, weil alles fremd und neu und unglaublich spannend war. Unser Fahrer war ein großartiger Reiseführer, in jeder freier Minute bin ich zu ihm ins Auto geschlichen und habe gesagt ‚Zeig mir irgendwas!‘. Da musste man die Urlaubsgefühle zwischendurch schon mal unterdrücken, sich zusammenreißen und sich dran erinnern, dass man zum arbeiten hier ist. Der Vorteil daran, wenn man so weit weg von zu Hause ist, ist, dass man kein soziales Umfeld hat, keine Freunde und keine Familie, um die man sich kümmern muss oder die einen ablenken. Man  kann sich somit rein auf die Arbeit konzentrieren, in Ruhe Text lernen und die Kollegen kennenlernen.

Apropos Kollegen, wie war die Zusammenarbeit mit Christine Neubauer?

Das hat Spaß gemacht. Ich spiele in „Heiße Spur“ ja Joan, die rechte Hand von Hauptfigur Milla Boone, die von Christine Neubauer gespielt wird, somit hatten wir viel miteinander zu tun. Wir sind ja beide Bayerinnen, das verbindet natürlich. Sie liebt ihren Beruf und geht total in ihm auf, aber genauso hart wie sie arbeitet, genauso gerne feiert sie auch. Man kann wirklich sehr viel Spaß mit ihr haben. Aber egal wie spät es wird, am nächsten Morgen ist sie trotzdem voll da und konzentriert, sehr professionell.

Die Joan war Deine erste große Rolle in einer Fernsehproduktion. Vor „Heiße Spur“ hast Du mit Hannes Stöhr „Berlin Calling“ gedreht, der nach über einem Jahr immer noch in den Kinos läuft. Fühlt sich die Arbeit fürs Fernsehen anders an als die fürs Kino?

Ja, natürlich. Bei „Berlin Calling“ hatten wir eine sehr lange Probenphase, in der wir uns ausgiebig mit dem Charakter unserer Figur auseinandergesetzt haben. Bei einer Fernsehproduktion, selbst bei einer so anspruchsvollen wie „Heiße Spur“, hast Du Deine erste Probe in der Regel am Set in Anwesenheit des gesamten Teams. Der größte Unterschied zwischen „Berlin Calling“ und „Heiße Spur“ war aber, dass wir bei „Heiße Spur“ ein internationales Team waren, sprich, nicht alle Darsteller haben die gleiche Sprache gesprochen. Teilweise habe ich einen deutschen Satz gesagt, mir wurde auf Spanisch geantwortet und ich habe wieder auf Deutsch reagiert. Da ich kein Spanisch spreche, konnte ich mich nur an einzelnen Worten orientieren um zu wissen, wann ich wieder dran bin. Einer der Hauptdarsteller, Matt Battaglia, ist Amerikaner, sprich, wir haben in drei Sprachen gedreht.

Hört sich kompliziert an.

War es im Endeffekt aber nicht, höchstens ungewohnt. Dass alles so gut geklappt hat und das Endergebnis so toll geworden ist, ist natürlich der Verdienst unseres Regisseurs, Marcus O. Rosenmüller. Er weiß, wie man eine Gruppe zusammenhält und fokussiert. Es war wirklich eine tolle Zusammenarbeit.

Informationen zum ZDF-Zweiteiler „Heiße Spur“ mit Araba Walton gibt es hier.