The Strypes im Interview

Die vier irischen Jungspunde von The Strypes tragen Anzüge und Frisuren à la Oasis und Miles Kane, sind derzeitig als Supportact von den Arctic Monkeys gebucht und dürfen in ihrer Heimat noch nicht einmal Bier trinken. Dem Rock’n’Roll-Lifestyle macht das Quartett hauptsächlich mit seinem in den 60er Jahren verankerten Musik alle Ehre. Im Interview vor ihrem Berliner Konzert in der C-Halle berichten Sänger Ross Farrelly und Bassist Josh McClorey von ihrem im Deutschland am 6. Dezember erscheinenden Debütalbum, dem Tourleben und dem Lernen für’s Leben.

Ist der Albumtitel „Snapshot“ als Erinnerung für euch gedacht oder mehr für den Zuhörer, um zu zeigen, wo ihr euch im Moment musikalisch befindet?

Josh McClorey: Es soll die Zuhörer ansprechen. Das Album zeigt wirklich gut wo wir uns gerade befinden. Denn uns stand der Sinn danach, einfach nur unser Live-Set aufzunehmen. Aber es hat schon eine Weile gebraucht, bis wir auf den Titel kamen. Wir wollten etwas Cleveres haben. „Snapshot“ war ziemlich früh im Gespräch und hielt sich als Einziges bis zum Ende. Aber so wirklich clever ist der Titel dann doch nicht geworden. (lacht)

An welche Titelvorschläge könnt ihr euch noch erinnern?

Ross Farrelly: Da waren wirklich schlimme dabei.

Josh: „Stop Talking“ war ein weiterer Vorschlag…

Ross: …und „Howl“.

Josh: Wir wollten „Howl“ unbedingt wegen dem Gedicht von Allen Ginsberg benutzen. Aber Black Rebel Motorcycle Club sind schneller gewesen.

Ein kurzer, prägnanter Titel – ganz so wie eure Texte.

Josh: Wir wollen nicht super clever wirken. Nur ein paar Rock’n’Roll-Songs schreiben.

Inwiefern nicht zu clever? Fühlt ihr euch intelligent?

Josh: Nein. Obwohl Ross ziemlich klug ist. Ich versuche die Dinge nicht zu zerdenken. So wie die großen Songwriter. Chuck Berry und Elvis Costello. Die haben auch nicht versucht alles immer wieder zu überdenken, sondern sie haben gesagt wie es ist – das will ich auch.

Ross: Aber vielleicht bin ich auch nicht so intelligent wie der normale Durchschnittsmensch.

Josh: Wir sind nicht so intelligent wie die intelligenten Menschen. Aber dafür sind wir glücklicher!

Ross: Ich denke, man kann nicht intelligent werden. Man wird so geboren. In der Schule kann man das jedenfalls nicht lernen. Schulwissen hat man doch spätestens ein Jahr später vergessen.

Hatte der schulische Musikunterricht keinerlei Einfluss auf euch?

Josh: Ich hatte gute Musiklehrer in der Schule, von denen ich viel lernen konnte. Aber wir haben schon lange davor zusammen Musik gemacht und uns eher gegenseitig beeinflusst.

Was konnten euch eure Lehrer beibringen?

Ross: Ich habe nicht so viel vom Inhalt mitgenommen. Vielmehr habe ich von dem lernen können, wie sie sich als Menschen verhalten. Ich habe zum Beispiel großen Respekt vor meinem Kunstlehrer, weil er einfach ein faszinierender Mensch ist. Er konnte mir nicht so viel über das Zeichnen beibringen, sondern konnte mir zeigen, wie man als Mensch sein sollte.

Was haben euch eure Eltern mit auf den Weg gegeben?

Josh: Von ihnen habe ich Bass spielen gelernt…. Und wie man Toasties macht.

Ross: Man lernt so viel. Wenn man seine Eltern liebt, wird man so wie sie. Wenn man sie hasst, dann wird man das komplette Gegenteil von ihnen. In jedem Fall prägen sie einen.

Josh: Jeder Mensch kann Einfluss auf einen haben, wenn man nur genügend Zeit mit ihm verbringt.

Befindet ihr euch als Band in beständiger Veränderung?

Ross: Eine Band ist niemals fertig. Wenn Josh von etwas beeinflusst wird, hat das unweigerlich auch einen Einfluss auf die Band, auf den Sound und darauf wie wir spielen.

Josh: Wenn man das Gefühl hat, dass man als Band fertig geformt ist, sollte man lieber aufhören gemeinsam Musik zu machen.

Beängstigend, oder?

Josh: So mag es von außen betrachtet wirken. Für uns ist das normal. Das ist unser Leben. Ich denke nicht an morgen und schon gar nicht an das, was in 2 Jahren sein könnte. Für den Augenblick genieße ich diese Gig-Routine. Ständig neue Venues, die doch irgendwie gleich aussehen, jede Nacht ein anderes Hotelzimmer. Alles verändert sich so schnell, aber trotzdem hat man das Gefühl von Routine.

Auf welche materiellen Dinge legt ihr auf Tour wert?

Josh: Ich brauche immer Ross um mich.

Ross: Schokoladenkekse, Sojamilch und Musik in jeder Form, die wir kriegen können. Wir besitzen sogar echte Kassetten. Ich bin sehr stolz auf meine Bob Dylan-Kassettenkollektion.

Und wie könnt ihr eure eigene Musik am meisten schätzen?

Josh: Live. Konzerte zu spielen ist das Beste. Das lässt einen selbstbewusst werden. Sonst sind wir ziemlich langweilige Typen. Das ganze Rock’n’Roll Gerede ist sowieso totaler Mist. Wir wollen nur gute Musik hören und selbst machen und haben kein Interesse daran zu Promis zu verkommen. Das wäre nichts Reales.

Interview und Fotos: Hella Wittenberg