Peaches, 09.12.2015, Huxley’s Neue Welt Berlin

Peaches ┬® Markus Werner (11 von 61)Es war im Jahr 2000, das Jahrhundert war gerade frisch angebrochen, als eine Freundin mich mit zur Record Release Party von Peaches‚ Debütalbum „The Teaches Of Peaches“ im damaligen WMF mitnahm. Ich war vor zwei Jahren nach Berlin gezogen und wie es so ist, wenn man neu in einer großen Stadt ist, ich war immer noch ein bisschen am schwimmen. Auf der Suche nach „meinem“ Berlin. Wo sollte mein soziales Leben auf die Dauer stattfinden, in den freien Stunden zwischen Schauspielunterricht und dem Nebenjob in der Videothek? Ich habe mich nie wirklich als Clubgängerin verstanden. Auf dem Techno Dancefloor wurde mir schnell langweilig, die Nächte waren entsetzlich lang. Es gab zum Glück einen gut aufgestellten Freundeskreis, aber irgendwie fehlte noch der letzte Schliff, das Profil, das meinem Leben die entsprechenden Kanten gab.

Und dann diese Nacht im WMF. Ich kann nicht mehr allzu klar definieren, was genau damals passierte, irgendwann verschwamm alles in einem Strudel aus Licht, Beats, tanzenden Leibern, Wodka Lemon und einer Frau in Löckchenfrisur und pinkfarbener Unterwäsche, die eine Drummachine traktierte (bis sie später den Geist aufgab) und sich ihr Mikrofon im Schritt rieb. Es ist im Nachhinein schwer zu erklären, aber ich wusste sofort, das ist es. So möchte ich meine Nächte verbringen. Und es ist wirklich nicht übertrieben wenn ich sage, dass in den folgenden Jahren das Treiben der Klicke rund um Peaches, Chilly Gonzales, Feist, Mocky und co entscheidende Eckpunkte in meinem Leben lieferten. Die zahlreichen Live Shows, die ich damals erlebte, waren zum Teil spontan organisiert. Irgend jemand schleppte eine Drummachine an, man baute sie zum Beispiel im Gewölbekeller des Mud Club auf und scharrte sich darum und rappte um die Wette. Nie wusste man wirklich was passieren würde. Ich erinnere mich an einen leicht irritierenden Auftritt im Maria am Ostbahnhof, als Peaches mit einer zweiköpfigen Begleitband anrückte und eine halbe Stunde nichts weiter tat als dreckige Gitarrenriffs raus zu hauen.

Erst letztes Jahr habe ich mich mit Chilly Gonzales über diese Zeit zu unterhalten und auch er hat mir bestätigt, dass es für ihn und seine frisch in Berlin getrandeten kanadischen Freunde etwas ganz Besonderes war. Und natürlich ist seitdem viel Zeit vergangen und Karrieren haben sich in die erstaunlichsten Richtungen entwickelt. Aber wenn Peaches in ihren schrägen Kostümen die Bühne des ausverkauften Huxleys betritt, schwebt er immer noch ein wenig im Raum, der Geist der schwitzigen Partys mit wenig Klamotten und dafür umso mehr wilden Beats. Die Sample Machine wirft Peaches immer noch selbst an und die sie auf der Bühne unterstützenden Tänzer und Co-Acts scheinen allesamt Freunde zu sein, die sich den Spaß machen, eine von Augenzwinkern nur so strotzende, wilde Live Show auf die Bühne zu bringen, inklusive tanzender Vaginas und Riesenkondom, in dem Peaches über die Menge läuft.

Meine Begleitung und ich waren damals schon dabei und freuen uns an diesem Abend wieder von Peaches durchrubbeln zu lassen. Und die nächsten 15 Jahren bitte auch noch. Gerne und immer wieder.

War dabei: Gabi Rudolph

Fotos: Markus Werner

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