Matt Pelham von The Features im Interview

Eigens um The Features eine Plattform zu bieten, gründeten Kings of Leon das Label „Serpents and Snakes“. Der große Erfolg blieb trotz der berühmten Unterstützung aus. Und das obwohl das Nashviller Quartett auf ihrem aktuellen Album „Wilderness“ so einige Perlen platziert hat. Doch die breite Masse interessiert das nicht die Bohne und so gaben The Features am 18. September ein Konzert vor einem halb leerem Berliner Magnet Club. Damit sollte wohl der Alptraum von Sänger und Gitarrist Matt Pelham eingetreten sein, der im Gespräch äußerte, dass er fürchtet es würde keine Menschenseele am Abend erscheinen. Nur lässt man sich von dem popeligen Grüppchen vor der Bühne nicht beirren und The Features schaffen es, noch eine Schippe auf das Album draufzulegen. Drei Leute singen in vorderster Reihe ergriffen mit, tanzen blind den Staub vom Boden. Eine Revolution startet eben klein.

Wie war Amsterdam?

Wir hatten eine gute Zeit. Den Tag vor dem Konzert sind wir ein bisschen umhergelaufen und es ist wirklich schön anzusehen. Wir sind da schon ein paar Mal gewesen, weshalb ich auch ein bisschen die Wege dort kenne. Es hat also echt Spaß gemacht.

Was steht am Ende des Jahres in eurem Kalender? 

Wir werden auch im Dezember noch touren. Als nächste große Sache steht dann die Veröffentlichung unseres neuen Albums an, das wir gerade erst fertig gestellt haben. Ich denke es wird so im April des nächsten Jahres herauskommen.

Euer Album „Wilderness“ kam bereits 2011 in Amerika auf den Markt. Ein komisches Gefühl?

In Bezug darauf, dass unser letztes Konzert hier schon eine ganze Weile her ist. Dafür tourten wir umso länger mit dem Album in den Staaten. Eigentlich war es auch vor ein paar Jahren vorgesehen, dass wir nach Berlin kommen, aber dann hat uns ein Vulkan einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn aufgrund der Asche flogen keine Flugzeuge. Wir sind also sehr gespannt, was heute Abend auf uns zukommen wird. Hoffentlich kommt jemand und es ist etwas Energie zu spüren. Normalerweise ist das Berliner Publikum ziemlich gut und es ist das vierte oder fünfte Konzert hier für uns. Aber es ist eben doch schon etwas her seit dem letzten Mal und ich habe keine Ahnung, ob irgendwer noch weiß wer wir sind.

Was verlangt ihr von euch selbst, wenn ihr das Studio betretet?

Nicht viel. Meist gehen wir ohne großes Proben, aber mit einer Idee im Kopf ins Studio. Dann probieren wir ein bisschen herum, arbeiten an den Songs und fertig ist die Aufnahme. Es herrscht immer eine gute Atmosphäre im Studio, da wir viele Freunde um uns herum haben und am Ende gehen wir oftmals mit viel mehr Liedern heraus als wir eigentlich benötigen. Was eine gute Sache ist, denn so können wir aus einer großen Palette wählen.

Umringt von Freunden und Gemütlichkeit? Das stelle ich mir recht destruktiv für die Arbeit vor.

Es ist hart mit Freunden zu arbeiten. Denn auch wenn wir mit Freunden zusammen sind, so müssen wir sie doch bezahlen für die Zeit, die wir im Studio sind. Und da wir nicht viel Geld haben, wollen wir immer so schnell wie möglich vorankommen, was manchmal frustrierend ist. Es kann schon zu komischen Situationen kommen. Wir hatten einige Probleme mit Leuten, die mal in der Band waren und es jetzt nicht mehr sind. Aber wir versuchen uns jetzt in Professionalität. Bezahlen im Voraus und solche Sachen.

Kann Musik etwas Körperliches sein?

Viele Bands, die ich mir gern anhöre, haben einen maschinellen Sound, der mich an eine Dampflock erinnert. Und ich liebe Musik, bei der man sich genau vorstellen kann, dass sich zum Beispiel ein Typ gerade auf dem Fahrrad abstrampelt. Aber für mich ist es schwierig zu meiner eigenen Musik solch eine Perspektive einzunehmen. Das rührt auch daher, dass ich an einem Punkt zu Beginn der Aufnahmen eine solche Idee gut finde und am Ende, wenn alles fertig ist, bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich es noch so sehr mag. Ich versuche mich dann immer mich von diesem Gefühl zu lösen und einfach in das Bauchgefühl vom Anfang zu vertrauen.

Fühlst du nach getaner Arbeit Freude oder Leere?

Man investiert so viel Zeit in das Schreiben, Aufnehmen und Mixen, gibt eine Menge von sich her. So dass es eher entspannend ist, sobald man die Arbeit beendet hat. Es fühlt sich gut an, weil man für eine Weile davon weg kommen kann. Man hört es sich nicht an und kriegt so den Kopf frei. Wenn man sich dann wieder den Songs mit einem frischen Ohr nähern kann, ist das auf eine ganze neue Art und Weise super. „Wilderness“ ist so ein high energy Album. Alles lief sehr schnell. Teils auch weil wir schon einige Songs vor der Studiozeit fertig hatten. Und so konnten wir umso früher zu unseren Familien zurück. Wir sind Familientypen. Wir verbringen gern viel Zeit zu Hause. Einfach mal entspannen, abseits der Band. Bis vor kurzem mussten wir auch noch jobben, wenn wir mal nicht im Studio oder auf Tour waren. Aber mit dem letzten Album hatten wir Glück und können nun wirklich mehr mit unserer Familie zusammen sein.

Wofür gibst du dein Geld aus?

Ich gebe es am liebsten für meine Kinder aus. Auf Tour schaue ich immer nach etwas Besonderem für sie. Das können aber auch einfach Schokolade oder Cookies sein. Jedenfalls bringe ich ihnen keine Geschenke in der Größenordnung eines Fiats mit.

Wie alt sind deine Kinder? 

Meine Mädchen sind elf Jahre alt. Sie sind Zwillinge. Im April werden sie dann sogar schon 12.

Woran siehst du dein Geld verschwendet?

Wenn ich die Frage auf die Band beziehe, dann definitiv an Videos. Wir haben schon oft Geld für Videos ausgegeben, die schrecklich waren und wir deshalb nicht einmal veröffentlicht haben. Wenn ich an mich selbst denke, dann gebe ich wohl zu viel Geld für Vinyl aus. Ich habe gar nicht genügend Platz mehr dafür.

Wie kann es zu einem so negativen Ergebnis kommen, dass ihr ein Video nicht einmal verwendet?

Videos sind eine verzwickte Angelegenheit, denn sie können den Song schlechter dastehen lassen. Man übergibt einer anderen Person die Kontrolle und muss hoffen, dass es gut wird, aber man kann bis zum Schluss nicht sagen, ob es nun eine gute Sache wird. Es liegt überhaupt nicht in unseren Händen. Und wenn etwas Schlechtes dabei herauskommt, muss man sich entscheiden, ob man es trotz des unguten Gefühls veröffentlicht oder es lieber bleiben lässt. Das mag ich nicht. Mich erinnert das zu sehr an ein Glücksspiel. Natürlich ist es etwas anderes, wenn man eine Person kennt, die immer gute Arbeit leistet. Nur können wir uns meist solche Leute aufgrund unseres kleinen Video-Budgets nicht leisten. Also dann doch lieber Live-Footage. Da sieht man wenigstens wer die Band ist.

Gibt es einen Plan beim Design eurer Alben?

Ich wünschte wir würden uns damit beschäftigen, weil ich solchen Kram auch echt mag. Nur haben wir nicht die Geduld dafür. Wenn ein Album fertig wird, sind wir normalerweise in großer Eile. Wir sind eine Band, die sich mehr um die Musik als um die eigene Wahrnehmung kümmert.

Wie funktioniert die Kommunikation innerhalb der Band?

Wir sind die Schlimmsten, wenn es um Kommunikation geht. Wir warten bis zur letzten Minute, um einander etwas mitzuteilen. Ob es nun ums Proben geht oder darum alle pünktlich beim Van zu haben, weil wir weiter müssen. Darin müssen wir unbedingt besser werden. Aber irgendwie funktioniert es auch. Wahrscheinlich weil wir uns schon so lange kennen und wissen was wir voneinander zu erwarten haben. Man kann uns als eine Art Familie sehen. Denn wir stehen uns so nahe, dass wir fast gar nicht mehr mit einander reden müssen.

Interview und Foto: Hella Wittenberg