Jamie T im November auf Deutschlandtour

Fünf lange Jahre sind vergangen, seit der umtriebige und stilistisch nahezu unkategorisierbare Londoner Jamie T sein letztes Album veröffentlichte. Der mittlerweile 28-jährige Sänger, Komponist, Songwriter, Multiinstrumentalist und Produzent seiner eigenwilligen Musik benötigte dringenden Abstand von der internationalen Euphorie, die rund um seine beiden Alben „Panic Prevention“ (2007) und „Kings & Queens“ (2009) entstanden war. Internationale Charts-Notierungen, zahlreiche Awards und der weltweite Ruf nach immer mehr Livekonzerten forderten ihren Tribut. Jamie T nahm sich alle Zeit, die er benötigte, um zurück zu seiner Kunst zu finden. Jene stellt sich auf dem am 26. September erscheinenden, dritten Album „Carry On The Grudge“ in vollkommen neuer Weise dar: Kaum ein Element seines bisherigen Schaffens, das er nicht hinterfragt und in vielen Fällen grundlegend geändert hat. Zwischen dem 21. und 24. November erhält man im Rahmen von drei Shows in Berlin, Hamburg und Köln erstmals die Gelegenheit, diese neuen Richtungen und stilistischen Entwicklungen live zu erleben.
Kaum hatte der Westlondoner Jamie Treays seine Schule beendet und sich erstmals intensiv dem Musikmachen gewidmet, fand sein erfrischend unkonventioneller Stilmix in England große Beachtung. Noch nie zuvor hatte ein Künstler mit einer solchen Coolness und Chuzpe Gegensätzliches wie Post-Punk und Rap, Pop und sperrige Elektronik, Folk und Ska miteinander verwoben. Meist genügten ihm dazu ein paar handelsübliche Instrumente, die er in seinem Studio mit Samples und Alltagsgeräuschen zu einem aufregenden ‚Wall of Sound‘ verknüpfte. Die englische Presse verlieh dem jungen Mann schnell Beinamen wie „die Ein-Mann-Arctic Monkeys“ und beschrieb ihn als „Kreuzung aus Billy Bragg und Mike Skinner, die die bestmögliche Joe Strummer-Interpretation liefern“. Als 2007 sein Debütalbum „Panic Prevention“ begleitet von den Hitsingles „Sheila“, „If You Got the Money“ und „Calm Down Dearest“ erschien, avancierte Jamie T quasi über Nacht zum neuen Star der Londoner Musikszene.
Das Album stieg bis auf Platz 4 der UK-Charts, wurde vom legendären BBC-DJ Zane Lowe zum besten Album des Jahres gekürt und erhielt im gleichen Jahr eine Nominierung zum ‚Mercury Prize‘. Wie in einem Furor schloss sich die Arbeit am nächsten Werk unmittelbar an. „Kings & Queens“ erschien gut zwei Jahre später und war noch erfolgreicher: In England belegte es den zweiten Platz, und auch im Ausland, darunter Deutschland, verbuchte er zahlreiche Platzierungen unter den Top 50 der Charts. Zwischen 2009 und 2010 veröffentlichte er noch vier weitere EPs mit neuen Songs, bevor das „Soundclash-Wunderkind“ (Zitat NME) eine Auszeit nahm.
Bei all dieser Hysterie geriet nämlich eines in Vergessenheit: Als Kind hatte Jamie T häufig mit Panikattacken zu kämpfen – nach eigener Aussage auch eine Erklärung für seinen rastlosen, überschäumenden Stil-Mashup. Jene kehrten nach diesen zweieinhalb Jahren internationaler Begeisterung zurück. Deshalb begab sich Jamie T auf die Suche nach den Wurzeln seiner Angst und durchforstete in langen Reisen seine Psyche. So begab er sich unter anderem auf einen einjährigen Road Trip durch die USA, nur bewaffnet mit seiner Gitarre – und dem Wunsch, sich als Musiker noch einmal vollkommen neu zu erfinden.
Das Ergebnis kann man nun auf dem programmatisch betitelten „Carry On The Grudge“ hören. Noch immer verbinden sich viele Genres in seiner Musik, gleichzeitig wirken seine Songs ruhiger, bedächtiger und durchdachter: Sie sind weniger Soundcollage als tatsächliche Kompositionen. Auch seine früher rastlosen Vocals zwischen Rap, Gesang und Storytelling sind einem klaren Vortrag mit berührenden Melodien gewichen. Mit diesem Album beweist Jamie T, was für ein guter Songwriter er ist, ohne seine typischen Merkmale dabei zu vergessen. Ein selten gelungener Fortschritt eines begnadeten Musikers.

Jamie T live:

21.11.2014 Berlin, Postbahnhof
22.11.2014 Hamburg, Mojo
24.11.2014 Köln, Stollwerck

www.jamie-t.com

Quelle: Trinity Music