Interview mit The Shanks

The Shanks sind Rock’n’Roll. Das haben sie bei ihrer Show im White Trash Anfang Dezember unter Beweis gestellt. Sie haben auch den Letzten in der Diamond Lounge aus der Ecke auf die Tanzfläche geholt. Im Vorfeld hatte ich das große Vergnügen, mit Ian „Pistolwhip von Shankenstein“ Starkey und Jody „Colonel Crankshaft“ Brumell unter anderem über die Farm, dem Verschleiß an Schlagzeugern und die Geschichte hinter Ians einzigartigen Bassspiel zu reden. Viel Spaß!

Ich fange einfach mal mit einem Kompliment an, da ihr etwas macht von dem ich immer geträumt habe: Ihr spielt nur Schlagzeug und Bass und das ist eine Kombination, die ich immer geliebt habe, aber ich kenne keine Band, die das macht.

Ian: Ich dachte, es wäre vielleicht der Teil, in dem wir den Tisch umwerfen, den du gerne machen wollen würdest. [Anm.: Er bezieht sich dabei auf das Video zu „Feel The Holes“. Hier vorgestellt.]

Nein, nein, nicht das. Das könnte ich ja machen, wenn ich wollte.

Ian: Der Bass ist ein wirklich großartiges Instrument. Er hat eine große Bandbreite und ich setze immer wieder den Kapodaster für den Bass ein. Er erlaubt einen in höhere Lagen zu gehen und dann mit Gitarrenverstärkern zu spielen. Man kann in eine neue Richtung einschlagen.

Denkst du mittlerweile darüber nach Gitarren hinzuzufügen – es sind ja schon ein paar Jahre seit du beschlossen hast den jetzigen Weg zu gehen.

Ian: Nein, nicht wirklich. Es entstand aus etwas, dass in meinem Leben passiert ist. Ich sollte es vielleicht von Anfang an erzählen. Ich spielte in einer anderen Band mit einem guten Freund, der auch ein Partner beim Song schreiben war. Er starb tragisch in einem Rock ’n‘ Roll-bedingten Unfall. An dem Punkt habe ich die Stadt verlassen und bin auf eine Farm gezogen. Ich wollte mich einfach nicht mehr auf jemand anderen verlassen um Musik zu machen. Aus diesem Misstrauen heraus habe ich angefangen zu experimentieren um dieses Ding zu machen, das am Ende etwas Gutes ergab. Es kam zwar aus einer sehr dunklen Zeit in meinem Leben, aber am Ende wurde es etwas erhebendes. So hat es angefangen. An einem Punkt kam ich zu der Frage „Wie macht man eine Band, in der man keinen Gitarristen braucht?“. Das war der Startpunkt.

Jody: Viele Leute fragen „Wo ist die Gitarre?“ Sie denken wirklich, dass es Backstage eine Gitarre gibt. Es hört sich auch so an als ob es eine Gitarre gibt, aber es gibt keine. Es ist nur Bass.

Lebt ihr beide auf dem Land?

Ian: Wir leben nah beieinander, ungefähr eine Stunde getrennt. Er lebt in der Stadt. Ich lebe auf der Farm.

Vermisst du es in der Stadt zu leben? Ich stelle mir vor, es ändert viel wie man musikalisch arbeitet.

Ian: Ja, ich wusste nicht wie großartig es ist, in Außengebäuden auf dem Land zu sein, wo man einfach raus geht zum Gebäude und laut Musik machen kann. Ich mag es auf dem Land zu Leben, es ist gut.

Ist es eine echte Farm, oder…

Ian: Ja, es ist ein bewirtschafteter Hof. Ich bin nur Hobbybauer, aber die richtigen Bauern betreiben richtige Landwirtschaft. Es gibt ein Haufen Nutztiere, eine Viehherde und Schafe und so.

Du bist auch Architekt, richtig?

Ian: Ja, bin ich.

Schrägstrich Rock’n’Roller…

Jody: Rock’n’Roller / Architekt.

Ian: Rock’n’Roll ist mein Job und ich brauchte ein Hobby, das die Rechnungen bezahlt. Ich habe es immer genossen Gebäude zu designen.

Hast du schon immer Rock’n’Roll gemacht?

Ian: Nein, ich habe für eine Zeitlang aufgehört, nachdem mein Freund gestorben ist. Für ein paar Jahre habe ich aufgehört zu spielen, aber dann festgestellt, dass das Leben mit Musik besser ist. Ich lag falsch als ich aufgehört hatte Musik zu machen. Heute fühle ich einfach den Ruf zu spielen tief in mir, so wie ich ihn vielleicht gefühlt habe als ich jünger war.

Hättet ihr jemals gedacht mit dieser Combo nach Deutschland zu kommen?

Jody: Deswegen sind wir hier.

Ian: Ja, das ist der Grund wieso wir hier sind. Ich denke, ich habe immer irgendwie gefühlt, dass etwas etwas in unserer Musik gibt, das Deutsche mögen könnten.

Was oder wieso?

Ian: Ich weiß nicht. Ich denke, vielleicht weil es eine Menge von… Ich könnte falsch liegen, aber mein Bruder ist ein klassischer Cellist und er ist eine Zeitlang auf eine Schule in Freiburg, Deutschland, gegangen. Es gibt etwas in der Art der Deutschen Tradition des Komponieren und der Harmonik und all das mit dem ich aufgewachsen bin, von dem ich denke, dass es auch in verschiedenen Arten in unseren Songs vorhanden ist. Ich denke, dass es etwas in der Deutschen Seele gibt, das sich damit verknüpfen kann. Und außerdem haben er und ich deutsche Wurzeln.

Ich bin in sehr kurzer Zeit ein Fan eurer Musik geworden. Was ich auch mag ist eure Show, der theatralische Teil davon.

Ian: Ja, das ist sehr wichtig. Wir sehen uns selber als Musiker, aber auch als Entertainer, weil es sehr wichtig ist Leute zu unterhalten.

Jody: Je mehr, desto besser für ein Wirkung.

Eine Menge bekannter Bands haben das ja auch im Programm und man kriegt das Gefühl, dass ein Teil des Rock’n’Roller, der Rock Musik, das große Theater und ein wenig Posen hier und da ist….

Ian: Ja, da ist definitiv etwas davon im Gange.

Ihr gebt Euren Shows und Alben ja auch bestimmte Themen.

Ian: Ja, das versuchen wir. Das wird jetzt vielleicht etwas mehr ein pro Album Ding. Wir haben für jede Tour neue Outfits und so. Wir ändern jetzt einzelne Teil. Und neue Moves gibt es auch. [lacht]

Wie schwer ist es für dich deine Schlagzeuger zu behalten? Seit du mit dem Projekt angefangen hast, hat es ja eine Reihe von Schlagzeugern gegeben. 

Jemand hat mir mal gesagt, ich sollte ein T-Shirt machen, das alle alten Schlagzeuger draufstehen hat. Ich denke, ich gehe mit Schlagzeugern hart ins Gericht, aber manche sind auch härter mit mir ins Gericht gegangen. Es ist wirklich intensiv in einer Band mit zwei Leuten zu sein, weil man keine Unterstützung erhält. Es endet immer in einer Konversation. Dieser Typ [zeigt auf Jody] ist eingesprungen, als sich einer der alten Schlagzeuger sein Handgelenk gebrochen hatte und nicht spielen konnte. Er ist eigentlich ein alter Freund von der Highschool und wir hatten lange nicht mehr zusammen gespielt. Sofort war die Chemie da… Ich weiß nicht, ich habe endlich das Gefühl The Shanks haben einen Schlagzeuger für die Zukunft.

Also, es brauchte nur einen alten Freund…

Jody: Naja, wir haben in einer Band gespielt, als wie 18/19 Jahre alt waren.

Ian: Als wir kleine Kinder waren, haben wir zusammen in einer Band gespielt.

Du hast auch mal gesagt, dass ihr in der Lage sein müsst alles was ihr im Studio aufnehmt auch live zu spielen.

Ian: Ja, ich denke man muss in der Lage sein die Sachen zu übersetzen. Ich meine, es wird nicht immer genau gleich sein, man muss immer noch in der Lage sein um… was im Rock’n’Roll wirklich wichtig ist: Das was die Alben verkauft, ist die Show. Man muss auf den Markt gehen, man muss spielen und man muss die Show abliefern. Man kann das beste Album der Welt machen, aber wenn du es live nicht abliefern kannst, dann wird es nicht wirklich funktionieren. Ich denke, dieser Wert durchdringt alles.

Ian: Wir sind so akkurat wie wir können.

Jody: Ja, es ist ein guter Zug nah am Album zu bleiben. Wir arbeiten viel mit Soundeffekten.

Ian: Die Bombenexplosionen und all das was man auf „Skordalia“ hört sind zum Beispiel auch Teil der Show. Wir sind ziemlich Stolz auf die Samples.

In wie weit experimentiert ihr mit Sounds, wenn ihr ein Album aufnehmt?

Ian: Ich würde sage, es läuft alles auf den Klang hinaus. Der Versuch die Instrumente so gut wie möglich klingen zu lassen, mit verschiedenen Verstärkern zu experimentieren, bei der Aufnahme des Schlagzeug und so. Wir haben ein Aufnahmestudio auf der Farm gebaut, wo wir all unsere Musik aufnehmen. Wir benutzen verschiedene Teile des Gebäudes und wollen die optimale Formel für Rock Zerstörung zu jeder Zeit finden. Das ist alles was wir wollen. Wenn wir den Song ordnungsgemäß aufnehmen, wird gesamte Gebäude zusammenbrechen und das wird OK sein.

Vielen Dank für das Interview, Ian und Jody!

Im Frühling diesen Jahres kommt das nächste Album, dass nach ihrer Aussage mit „mehr Power Pop und gepfefferte Jams, schwere, stampfende Beats und neuen Outfits“ aufwarten wird. Wir werden euch auf dem Laufenden halten.

Interview: Dörte Heilewelt

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