Interview mit The Bewitched Hands

Sebastien Adam, Frontmann der begeisternden, französischen Band The Bewitched Hands, erzählt uns im Interview über die Arbeit im Kollektiv, die Entstehung des Debütalbums „Birds & Drums“ und was sie davon halten, als Band ständig mit Arcade Fire verglichen zu werden.

Herzlichen Glückwunsch zum Erfolg eures Debütalbums „Birds & Drums“! Ihr habt ja sehr viele gute Reviews bekommen und vor allem, noch besser, viel  Zuspruch von Musikliebhabern. Wie geht es euch im Moment?

TheBewitched_flamingosWir fühlen uns rundum großartig… Zur Veröffentlichung des Albums haben wir eine große Tour begonnen. Neu ist, dass die Leute inzwischen die Lieder kennen und anfangen mitzusingen, nicht nur zwei oder drei Lieder wie vorher. Darüber hinaus sind wir natürlich sehr glücklich, dass das Album sowohl von der Musikpresse als auch von der Öffentlichkeit so positiv aufgenommen wird.

Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen? Und ist es für euch in Ordnung, dass ihr inzwischen hauptsächlich „The Bewitched Hands“ genannt werdet und nicht mehr bei eurem vollen Namen „The Bewitched Hands On The Top Of Your Head“?

„The Bewitched Hands“ ist jetzt unser offizieller Name. Jeder, in Reims und sonst auch überall, nennt uns seit langer Zeit schon so. Deshalb ist es so leichter für uns, identifiziert zu werden, und das Ziel einer Band sollte ja sein, identifiziert werden zu können, also… der lange Name war lustig aber für alle sehr kompliziert, für die Öffentlichkeit und die Journalisten, und wir können schon nicht mehr zählen, wie oft er falsch geschrieben oder ausgesprochen wurde. Aber wir haben unseren vollen Namen immer noch sehr gern. Für uns gehört er zu der Geschichte der Band und passt zu unseren Anfängen. Also wenn wir nach den Shows Platten und Poster signieren, fügen wir manchmal den zweiten Teil unseres Namens hinzu.

Als ihr angefangen habt an „Birds & Drums“ zu arbeiten, hattet ihr da vorher ein Konzept, eine ungefähre Vorstellung, wie es klingen sollte? Oder seid ihr einfach zusammen gekommen und habt euch überraschen lassen, was am Ende heraus kommt?

Wir hatten gar kein Konzept. Wir hatten nur verschiedene Songs, einige, die wir bereits seit etlichen Jahren live spielen und andere neue, die im Studio geboren wurden, was eine ganz andere Herangehensweise ist. In der Tat lassen wir die Dinge sich einfach entwickeln, aber auch die Band hat sich entwickelt, und wir wollten dass das Album diese erste Phase einfängt, eine sehr fruchtbare Phase für uns. Wie jedes erste Album vielleicht… Was den Sound und die Produktion angeht wussten wir nur, dass wir es selbst aufnehmen wollten, weil uns das logisch erschien. Für viele von uns ist Heimstudio-Produktion seit vielen Jahren Teil unseres musikalischen Schaffens und wir konnten uns nicht vorstellen, die Platte in einem professionellen Studio aufzunehmen, mit den finanziellen und zeitlichen Einschränkungen, die damit verbunden sind.

Wie ist es denn als Band mit so vielen Mitgliedern zu arbeiten? Diskutiert ihr viel oder läuft das eher harmonisch ab?

Das hängt vom Tag, dem Thema, dem Song ab… und natürlich ist es anders, als mit zwei oder drei Mitgliedern zu arbeiten.  Mehr Ideen kommen von mehr Leuten, was, vom kreativen Standpunkt aus, sehr interessant ist. Und wenn wir uns auch natürlich nicht immer einig sein können, sind wir alle doch sehr stark mit The Bewitched Hands verbunden und wir sind uns einig in Bezug auf die Vision unserer Band, auf die Art und Weise, wie wir uns entwickeln wollen. Und auch darüber, was wir nicht wollen!

Eine Band, die noch neu ist, wird gerne und viel verglichen. Ist das in Ordnung für euch oder nervt das? Und was ist der seltsamste Vergleich, der jemals gemacht wurde?

Wir denken, es ist normal, dass Journalisten Vergleiche nutzen,  um eine Band, ihren Sound und ihre Geisteshaltung zusammenzufassen, das hilft den Lesern sich zu orientieren. Und von nichts kommt nichts! Also, das ist total okay für uns. Der ärgerlichste Vergleich jedoch ist gleichzeitig der, der am meisten auftaucht, nämlich der mit Arcade Fire. Wir respektieren die Band, aber wir denken nicht, dass wir das Gleiche tun wie sie. Ihre Musik hat diese Ernsthaftigkeit, diesen Nachdruck, den wir nicht wirklich teilen. Manchmal denken wir, es ist einfach so gefällig für Journalisten. Ist es nur, weil bei uns viele Menschen auf der Bühne sind, die singen? Oder auch nur, weil jemand anders es auch schon gesagt hat? Aber wir können da nicht immer objektiv sein, wir haben nicht wirklich einen Abstand zu solchen Dingen. Was die seltsamsten Vergleiche angeht – einmal waren wir sehr positiv überrascht, als wir mit XTC verglichen worden sind, und in Austin hat jemand aus dem Publikum uns mit Indochine verglichen. In Frankreich ist das eher ein Witz als ein Kompliment…

Seid ihr eigentlich alle in Reims aufgewachsen? Und habt ihr schon einmal in Betracht gezogen, woanders zu leben?

Ja, wir sind alle in Reims aufgewachsen, und ich denke nicht, dass wir je woanders leben werden, solange es diese Band gibt. Unsere Stadt ist in Frankreich, was die Musikszene betrifft, nie wirklich als „The Place To Be“ bezeichnet worden, aber es gab schon immer einige gute Bands und sehr engagierte Musiker hier. Inzwischen hat sich ein kleiner Mythos um eine sogenannte „Reims-Szene“ entwickelt, der sich auf einigen von ihnen, wir Yuksek, The Shoes, Brodinski und uns begründet. Das ist ein sehr positives Phänomen, wir profitieren davon und hoffen, dass dadurch die Menschen auch auf andere tolle Bands aus Reims aufmerksam werden, wie John Grape, Alb oder Libelul.

Zum Abschluss würde ich gerne eine Platte wissen, von der du sagen würdest, dass sie dein Leben verändert hat.

Ich würde „Dirty“ von Sonic Youth sagen. Aber wenn du mich morgen noch einmal fragst, würde ich vielleicht schon wieder eine andere wählen…

Interview: Gabi Rudolph

The Bewitched Hands Live:

23.02.11  Nürnberg // MUZ w/ Tusq
24.02.11  Konstanz // Kulturladen
25.02.11  Stuttgart // 1210
26.02.11  München // Atomic Cafè

www.myspace.com/handsbewitched

www.facebook.com/thebewitchedhands (Free Download!)