Interview mit Lina

LINA_PRESSEBILD_2_Credit_LINA_500Geständnisse zuerst: Ich habe alle drei Teile von Detlev Bucks „Bibi und Tina“ Kinoreihe gesehen. Und ich habe mich jedes Mal köstlich amüsiert. Gut, ich habe auch eine zehnjährige Tochter, die in dieser Beziehung natürlich die treibende Kraft war. Vor drei Jahren habe ich mit ihr die gesamte Staffel der Kika Reihe „Dein Song“ geguckt, in der Jugendliche mit selbst komponierten Songs an einem Gesangswettbewerb teilnehmen, im Rahmen dessen sie einen prominenten Partner als Produzenten zur Seite gestellt bekommen. Als große Mia Fans haben wir natürlich Mieze und ihrem Schützling, der damals 14 jährigen Lina Larissa Strahl, die Daumen gedrückt und begeistert dabei zugesehen, wie Lina mit ihrem Song „Freaking Out“ lässig den Finalsieg einsackte. Inzwischen ist Lina 18, hat gerade ihr Abitur gemacht, ihr Debütalbum „Official“ veröffentlicht (das bei uns Zuhause seit einigen Wochen auf Heavy Rotation läuft) und geht in Kürze auf ihre erste eigene Tour. Als Mutter einer Tochter, die auch noch quasi Fan der ersten Stunde ist, hatte ich natürlich ein paar Fragen in petto, die eine fröhliche, selbstbewusste und sehr sympathische Lina mir beantwortet hat. Lina, nicht Bibi, wohlgemerkt!

Du bist mit deinen jungen Jahren ja schon ein richtig erfahrener Medienhase. In welchen Situationen bist du denn noch nervös?

Meine kommende erste, richtige Tour. Die macht mir doch ein bisschen Angst (lacht). Ich habe Angst meine Einsätze zu verpassen – da bin ich nicht so gut drin. Oder den Text zu vergessen. Ich hab schon überlegt ob man einen Projektor hinstellen kann, der den Text zeigt (lacht). Das längste was ich bis jetzt mit meiner Band am Stück gespielt habe waren sieben Songs. So viele hintereinander wie bei einem richtigen Konzert hatte ich noch nie. Sonst bin ich eigentlich nur vor Klausuren nervös. Aber jetzt muss ich das ja nie wieder machen.

Was waren deine Abifächer?

Französisch, Englisch, Geschichte, Mathe und Philosophie mündlich. In Niedersachsen hat man fünf Fächer im Abitur. Manche haben auch nur drei. Wir haben fünf – kein Ding! Gerne doch! (lacht)

Und wie hast du das in den letzten Jahren gemacht? Da müsste neben der Schule ja einiges an Arbeit zusammen gekommen sein.

Ja, das lief jetzt schon einige Zeit so, dass ich viel neben der Schule zu tun hatte. Ich hatte aber auch nie wirklich ernsthafte Probleme in der Schule, weder mit den Lehrern noch mit den Noten. In der zehnten Klasse hatte ich mal eine Phase wo ich dachte nein, ich will das nicht mehr machen. Da hatte ich aber immer noch einen guten Durchschnitt. In der zwölften habe ich ab und zu noch gedacht ich breche ab. Ich fand das teilweise so unsinnig. In der Endphase kam man oft hin und musste einfach nur dasitzen. Das habe ich irgendwie nicht eingesehen. Aber wenn man versteht worum es geht, sind die Klausuren auch nicht so schlimm. Ich musste nicht so viel dafür lernen. Außer für Mathe, da habe ich eindeutig zu wenig gemacht. Aber ich dachte mir ein Fach kann ich ruhig versauen. Da habe ich mir Mathe ausgesucht. Die Motivation, drei Monate vorher anzufangen zu lernen, konnte ich irgendwie nicht aufbringen. Ich hab drei Tage vorher angefangen.

Dass du Mathe überhaupt fürs Abitur ausgewählt hast…

Ja, das war dumm (lacht). Ich hätte Bio nehmen sollen. Obwohl, bei Bio hätte ich vielleicht noch mehr lernen müssen. Mathe konnte ich irgendwann abhaken unter „ich kann’s nicht“. Bio hätte ich wahrscheinlich gekonnt aber keine Lust gehabt zu lernen. Das hätte mich dann geärgert.

Aber jetzt ist es ja zum Glück vorbei – und du konzentrierst dich erst einmal voll auf die Musik?

Genau. Ich werde Autogrammstunden geben, auf Tour gehen, zwischendrin zum Abiball. Und dann gucken was vielleicht filmtechnisch so passiert, dann nochmal gucken was mit der Musik noch so geht und wenn dann irgendwann nix mehr geht, gehe ich erstmal ins Ausland. Einfach rum reisen und nichts machen.

Und was sagen deine Eltern dazu? Kind, du brauchst einen Plan B?

Na ja, den Plan B habe ich ja, indem ich ein gutes Abitur habe. Ich denke für ein Geschichtsstudium wird’s reichen. Die sehen das glaube ich genauso zuversichtlich wie ich. Dass ich jetzt erst einmal machen soll, was ich machen will und wenn’s dann ernst wird kann ich das Studium in Angriff nehmen. Ich will’s ja auch, ich will unbedingt studieren! Ich habe mein Abi auch nicht umsonst gemacht.

Wie alt warst du, als du damals bei „Dein Song“ mitgemacht hast?

14/15. Das war während der 8. und 9. Klasse.

Wir haben Zuhause die ganze Staffel geguckt. Meine Tochter war von Anfang an davon überzeugt, dass du gewinnst.

Ehrlich gesagt hatte ich auch ein gutes Gefühl. Ich dachte, wenn ich das Casting schaffe, dann kann das auch was werden. Also nicht weil ich dachte, ich bin die Coolste, sondern weil ich das Gefühl hatte das passt ganz gut. Einfach so ein Bauchgefühl. Das hat mich auch nicht im Stich gelassen. Auch wenn ich am Ende extrem aufgeregt war. Bei der Finalshow dachte ich, ich gewinne niemals, ich versau das richtig (lacht).

Mich hat damals extrem beeindruckt wie klar dir in deinen jungen Jahren schon war was du willst.

Ja? Wirklich?

Es gab da diesen Moment, als Mia dir ihre Version deines Songs vorgespielt haben…

Oh Gott ja, das weiß ich noch! Im Nachhinein ist es richtig witzig. Ich saß da und war kurz vorm Heulen. Es sind ja immer Kameras dabei und ich mochte alle Leute so gerne, wie sollte ich sagen, dass es mir nicht gefällt! Ich saß also da und sie fragen mich: Gefällt’s dir? Hmm, ja… aber… ich find den Synthesizer vielleicht ein bisschen zu doll… Man muss dazu sagen, dass ich notentechnisch und so keine Ahnung habe von Musik. Aber ich wusste was da passiert und was sie geändert haben. Von daher stimmt’s, ich wusste schon ziemlich genau wie ich es haben wollte. Ich kann auch gut meine Meinung sagen. Es ist ja mein Song! Ich bin wirklich ein guter Teamplayer und arbeite gerne mit Leuten zusammen. Bei dem Album jetzt haben wir ja auch ganz viel gemeinsam gemacht. Aber wenn ich auf etwas stolz bin und es wird dann so verändert, da trauer ich meiner Vorstellung hinterher. Jetzt, im Nachhinein, glaube ich dass es sehr gut war, was sie daraus gemacht haben. Ich höre es auch heute noch gern. Es ist ein echt toller Song geworden. Sie haben dann ja auch nochmal viel dran geändert. Und live mit der Band kommt der jetzt richtig gut!

Und dann kam ja relativ direkt die Anfrage für „Bibi und Tina“.

Ziemlich direkt nach dem Finale, zwei Wochen später oder so. Ich wusste gar nicht: Will ich das, will ich das nicht? Kann man ja mal machen… ich habe ja nie akribisch darauf hin gearbeitet Schauspielerin zu werden. Ich war mir auch gar nicht sicher ob ich das überhaupt will, weil ich bis zu Bibi noch nicht besonders gut darin war irgendwo alleine zu sein. Und ich wusste, da muss ich dann zwei Monate ohne meine Eltern sein. Jetzt ist das kein Problem mehr für mich. Und es war auch damals dann gar nicht schlimm. Im Gegenteil, ich hab nach ein paar Tagen gemerkt, dass es eher nervt, wenn man noch Sachen von Zuhause dabei hat oder ständig Zuhause anruft. Na ja, anscheinend hat denen mein Castingvideo gefallen, auch wenn ich selber immer noch drüber lachen muss. Ich bin irgendwie nur komisch durchs Bild gelaufen. Am Ende habe ich kurz „Bibi und Tina“ gesungen, ich glaube die Showeinlage hat’s gerettet (lacht). Dass ich ein Album machen würde war aber schon direkt nach „Dein Song“ klar. Aber auch dass es bestimmt noch vier Jahre dauern wird. Durch die Filme hat sich das natürlich mit verzögert. Mir war auch wichtig dass es zu einem Zeitpunkt passiert, zu dem die Leute mich nicht nur als Bibi wahrnehmen. Jüngere Kinder können das ja nicht so auseinander halten, die halten mich wirklich für Bibi. Früher, als wir den ersten Teil gedreht haben, war ich ihr wirklich sehr ähnlich. Jetzt gucke ich da aus einer ganz anderen Perspektive drauf, aber wir haben immer noch Gemeinsamkeiten. Wir haben das Album also bewusst nach dem dritten Teil gemacht. Außerdem, um ganz ehrlich zu sein, wären wir sonst mit der Zeit nicht hingekommen (lacht). Im Februar und März war ich quasi nur im Studio.

Wie hast du denn neben Schule und Film überhaupt die Zeit gefunden Songs zu schreiben? Nimmst du dir die Zeit dafür oder passiert das mehr zwischendrin?

Ne, das passiert total zwischendrin. Ich kann mich nicht hinsetzen und sagen, ich schreib jetzt nen Song. Das ist mir noch nie passiert. Außer damals bei „Dein Song“, bei „Freaking Out“. Da hieß es ich soll ihn umschreiben, das habe ich erst einen Tag vorher im Hotel gemacht, weil ich es musste. Und es ist ja auch was Gutes dabei raus gekommen. Mein Dad saß dabei und hat seinen Senf dazu gegeben. Entweder mir fällt was ein oder nicht. Meistens fällt mir alles innerhalb von zehn Minuten ein, dann schicke ich das gleich per Whatsapp weiter.

Was ist dir wichtig, wenn du mit einem Produzenten arbeitest? Wie sieht eine gute Zusammenarbeit für dich aus?

Ganz wichtig war mir, dass ich Sachen auch so machen kann wie ich sie möchte. Es steht ja mein Name drauf und ist mein Album. Ich fänd’s ganz schlimm wenn ich mit etwas verkauft werde wo ich gar nicht dahinter stehe. Das ist wie mit Referaten. Wenn ich da stehe und das präsentieren muss und weiß, ich hätte es eigentlich anders gemacht und wahrscheinlich auch besser, dann kann ich das nicht. Ich hab Referate immer lieber alleine gemacht. Wenn ich es verhaue muss ich nicht drüber nachdenken warum, dann liegt es halt an mir. Peter (Hoffmann, Produzent) hat selber Töchter und die Atmosphäre ist komplett familiär. Mit meinem ganzen Team ist alles sehr freundschaftlich. Das finde ich wichtig, dass man sich gut versteht und niemand knallhart Befehle gibt oder sagt: du musst jetzt dies, du musst jetzt das, das soll so oder so sein.

Dein Song „Sie reden ja eh“ dreht sich, wie der Titel schon sagt, darum, dass die Leute immer über jemanden reden müssen. Was hast du diesbezüglich für Erfahrungen gemacht, in der Schule zum Beispiel?

Ich muss sagen, dass ich anscheinend einen super Freundeskreis habe. Niemand ist da irgendwie groß eifersüchtig oder neidisch. Alle stehen hinter mir. Klar sind die traurig wenn ich mal nicht so viel Zeit hab, aber das bin ich ja selber. Das bringt das halt so mit sich. Ansonsten sage ich auch immer „quality over quantity“. Ich habe lieber weniger Freunde dafür richtig gute. Inzwischen habe ich aber auch in vielen Städten Freunde, weil ich so viel unterwegs bin. Ansonsten in der Schule… ja gut, dann reden die halt über einen oder denken man sei arrogant. In der Umfrage für die Abizeitung hatten wir so Rubriken, unter denen man die Leute aus dem Jahrgang einsortieren konnte. Da gab es zum Beispiel die Spalte „Mr oder Mrs Die-Welt-Dreht-Sich-Nur-Um-Mich“. Angeblich soll mich da jemand eingetragen haben. Das hat mich so verletzt, weil das ist das Letzte wie ich sein will oder wie ich denke dass ich bin! Andererseits kann ich auch nichts dafür, wenn die Leute sich so ein Bild von mir machen. Auf Instagram kriegt man auch schon mal Kommentare wo nicht so schöne Sachen drin stehen. Aber solange sie nicht zu persönlich werden, kann ich mich da gut drüber weg setzen.

Interview: Gabi Rudolph

Lina „Official“ Tour:
20.06.2016 Osnabrück, Rosenhof
24.06.2016 Hannover, Capitol
28.06.2016 Hamburg, Markthalle
29.06.2016 Leipzig, Täubchental
01.07.2016 München, Ampere
02.07.2016 Stuttgart, Im Wizemann
04.07.2016 Düsseldorf, Zakk
05.07.2016 Frankfurt, Zoom
07.07.2016 Berlin, Columbia Theater

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Fotos (c) Lina

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