Interview mit Leslie Clio

Leslie Clio (c) Robert WinterLeslie Clio hat mit „Eureka“ ihr zweites Album heraus gebracht. Eine Happy-Go-Lucky Scheibe, mit der sie gerade erfolgreich auf Tour war. Zwischen zwei Konzerten hat sie sich ein bisschen Zeit für uns genommen, um uns zu verraten warum dieses Album so fröhlich geworden ist.

Du hast gerade Deine Tour zu Deiner neuen Platte gestartet. Wie ist das denn mit der neuem Album live, wie fühlt sich das an?

Gut, ich bin grundsätzlich sehr gerne auf Tour. Der Unterschied zwischen der ersten und zweiten Platte ist, das man die Live Erfahrung mit seiner eigenen Musik hat. Man weiß besser, was live für einen funktioniert und was nicht. Mit diesem Wissen bin ich an die zweite Platte ran gegangen und freue mich, dass mein Plan genau so aufgegangen ist, wie ich mir das gedacht habe: ein positives Gefühl und eine gute Energie zu hinterlassen.

Deine Tour läuft ja auch super an, Konzerte wie Berlin sind total ausverkauft. Hast Du damit gerechnet?

Ich habe ehrlich gesagt gar keinen Überblick wie die Verkäufe laufen und wo ich spiele. Ich weiß nur, dass ich gut vorbereitet bin und eine super gute Zeit mit der Band habe. Ich weiß was ich will und was ich spielen werde, ob ein Konzert ausverkauft ist oder nicht, weiß ich gar nicht.

Das ist für Dich gar nicht wichtig?

Nein überhaupt nicht. Ich spiele vor 50 Leuten genau so wie vor 100 oder 3.000. Das ist für uns als Band einfach nicht wichtig. Für uns gilt einfach spielen, spielen, spielen. Und falls Du mich nach Lampenfieber fragen wolltest, das habe ich nicht, der größte Witz ist doch, wenn man auch mal was vergisst.

Stimmt, ich finde auch wenn man merkt es passiert mal etwas Ungeplantes und das Konzert hat Ecken und Kanten, dann wird es doch erst sympathisch. Das heißt aber Du spielst sehr gerne live?

Auf jeden Fall. Es kostet aber auch wahnsinnig viel Energie. Man hat auch mal einen schlechten Tag. Ich frage mich manchmal wie hat das ein Michael Jackson gemacht oder wie schafft das eine Beyoncé. Man geht von der Bühne und bricht fast zusammen aber dann weiß man auch, dass es gut war und dass man alles gegeben hat. Vorgestern haben wir ein Festival gespielt mit so ca. 16.000 Menschen, ich war nur 45 Minuten auf der Bühne aber danach fix und fertig. Daran merkt man aber auch, dass es gut war. Das kann man gar nicht nachvollziehen, wenn man das nicht selbst erlebt hat. Das ist wie bei einem Extremsportler, man kennt den Zustand gar nicht den die haben und warum die nach dem was sie machen süchtig werden. Es ist einfach ein krasses Gefühl, wenn man vor so vielen Leuten performt, das zehrt total.

Ich gehe bei Deinem neuen Album „Eureka“ davon aus, dass Du eher den freudigen Ausruf aus der griechischen Mythologie meinst und nicht die über 30 Städte in den USA.

Echt, gibt es 30 Orte in den USA, die so heißen?

Ja, das ist das erst was bei Wikipedia bei der Schreibweise auftaucht. Aber ich denke es geht Dir um das Positive Heureka, das auch auf Deiner Platte Ausdruck findet.

Ja, erst mal heißt die Platte „Eureka“ wegen dem Titelsong „Eureka“. Im Prinzip ist „Eureka“ der kleine Bruder von „I Couldn’t Care Less“ oder eher die große Schwester. Ne, eigentlich ist es so: „Fuck What They Told Ya“ ist der kleine Bruder und „Eureka“ ist die große Schwester. „Eureka“ ist ein bisschen erwachsener und positiver. Nach dem Motto ich habe erkannt was ich kann und was nicht, ich habe alle Möglichkeiten, mach Dein Ding. Die Sonne scheint, wenn Du sie scheinen lässt – das Leben ist gut, wenn Du es lässt.

Self fulfilling prophecy?

Ja, genau! Positive Thinking.

Das kommt auch gut auf der Platte rüber. Dein letztes Album war ja eher souliger. Jetzt wirkt es durchweg sehr happy. Entspricht das Deiner momentanen Gefühlslage? Es klingt als gehe es Dir einfach gut.

Ja, es hat was mit der Live-Erfahrung zu tun, von der ich gerade erzählt habe. Als Künstler macht man nicht eben nur so Musik. Wenn man eine Platte raus bringt, dann arbeitet man damit zwei bis drei Jahre. Das heißt, jeden Abend wenn Du auf der Bühne stehst, rekapitulierst Du das Gefühl, dass Du auf der Platte inszeniert hast. Je trauriger und düsterer eine Platte ist, desto mehr umgibst Du Dich mit diesem Gefühl. Nach meiner ersten Platte „Gladys“ habe ich einfach gemerkt, dass sie für mich nicht so gut auf der Bühne funktioniert. Es ist nichts, was ich auf Dauer so machen will, weil mir diese Dunkelheit und Ernsthaftigkeit gar nicht so gut steht, bzw. mir nicht entspricht. Ich stand immer auf der Bühne und dachte, ich habe eigentlich viel mehr Lust abzuspacken und zu tanzen aber das ging immer nicht, weil das gar nicht zu der Musik passte. Natürlich bin ich nach wie vor sehr stolz auf „Gladys“ aber ich wollte mich bewusst auf der zweiten Platte davon entfernen. Ich wollte eine Platte machen, die für mich live auf der Bühne so funktioniert, wie ich mir das vorstelle.

Das heißt, die Platte war eine ganz bewusste Weiterentwicklung Deiner Live Erfahrung?

Genau! Eureka sollte einen wesentlichen und großen Teil meiner Facette zeigen. Ich wollte live ich selbst sein statt jeden Abend eine Rolle zu spielen. Das Traurige in meinen alten Songs bin ich zwar auch gewesen aber die letzten zwei Jahre waren cool. Ich wollte nicht mehr weiter Botschafterin von Negativem sein. Manche Tage stellen Fragen, manche Tage geben Antworten. In den letzten zwei Jahren habe ich einfach sehr viele Tage gehabt, die mir Antworten gegeben haben. Ich hatte eine gute Zeit, ich musste nicht kellnern, ich konnte reisen, ich hatte genug Geld meine Musik zu machen und hatte keinen Liebeskummer…

Wobei ich das Gefühl habe, thematisch beschäftigen sich die Songs immer noch sehr stark mit Liebeskummer und Herzschmerz.

Auf jeden Fall. Da knallen ja bei einem Songwriter die Synapsen und da kommen die ganzen schönen Sätze. Die Sichtweise hat sich aber so ein bisschen geändert. Es ist nicht mehr „Du Arsch verpiss Dich“ sondern „Danke für alles aber Ciao“. Und jeder gute Pop-Song hat ja auch ein DHM, ein „Deeper Hidden Meaning“ – also eine vordergründige Botschaft und eine versteckte mit etwas tieferem.

Ist das so?

Auf jeden Fall, das unterschreibe ich. Das ist ein Gesetz! Kannst Du gerne mal nachforschen. Zum Beispiel bei „My Heart Ain’t That Broken“ musst Du einfach „Ain’t“ weg nehmen, dann heißt es „My Heart Is Broken“: Natürlich geht’s mir scheiße, natürlich geht’s mit schlecht. Ich heule mich nachts in den Schlaf aber ich stehe morgens auf und sage mir „My Heart Ain’t That Broken und ich tanze hier“. So, das war die Idee.

OK, dann forsche ich jetzt demnächst nach dem DHM. Die Songs scheinen sehr persönlich zu sein und viel über Dich zu erzählen aber sonst gibst Du nicht so viel von Dir Preis. Reicht das, was man in den Songs über Dich erfährt?

Ich glaube ich gebe nicht weniger von mir Preis als die Musiker in den letzten 50 Jahren. Das Internet vermittelt irgendwie den Eindruck, dass man nicht viel von sich Preis gibt. Früher musste man sich ja auch nicht irgendwo im Badeanzug fotografieren. Früher hat man auch nur seine Musik gemacht, seine Konzerte gespielt und Interviews gemacht. Das mache ich auch alles. Ich bin nach jedem Konzert am Merch-Stand und schüttele Hände und umarme Leute. Obwohl ich auch gerade wieder mehr poste, aber es ist keine bewusste Entscheidung. Ich bleibe geheimnisvoll oder möchte nichts von mir Preis geben.

Die Songs sind aber schon sehr „Du“ oder?

Ja, klar auf jeden Fall. Ich glaube nicht daran, dass man in der Musik eine Rolle spielen kann. Schon gar nicht, wenn man wie ich seine Songs alle selbst schreibt. Das funktioniert vielleicht für Künstler, die ihre Songs geschrieben bekommen, dann ist es eher eine Marketing-Geschichte und man bekommt ein Image aufgedrückt. Das funktioniert für mich nicht: was wahr ist gewinnt.

Wo holst Du Deine Inspiration her, wenn Du neue Songs schreibst?

Ganz unterschiedlich, gerade schreibe ich sehr viel. Auf Tour sind dauernd neue Eindrücke, da inspiriert mich sehr viel. Ich nehme extrem auf, was um mich rum passiert.

Wie machst Du das dann, wenn Du unterwegs bist, nimmst Du mit Deinem iPhone auf, wenn Du eine Idee hast?

Ja genau so mache ich das wirklich. Dazu habe ich noch mein Moleskine Buch, da schreibe ich dann Sätze rein und so entstehen langsam neue Ideen, manchmal erst nur in Bruchstücken.

Dann wünsche ich Dir auf Deiner weiteren Tour ganz viele tolle und inspirierende Momente auf das Dein Buch ganz voll wird mit schönen und vor allem positiven neuen Ideen.

Danke!

Interview: Kate Rock

www.leslieclio.com