IAMX Live im Berliner Astra

IAMX (c) Hella WittenbergGrößer und größer werden die Orte, die mit der einzigartigen Mischung aus tanzbaren Elektro-Klängen und gesellschaftskritisch-reflektierenden Songtexten von IAMX beseelt werden. Das Berliner Astra ist an dem regnerisch trüben Donnerstagabend keine Ausnahme. Schon früh fühlt man das Prädikat „ausverkauft“ in jeder stickigen Ecke des Saals, der nervös freudige Menschen aus aller Welt in sich aufgenommen hat.

Nach dem sphärischen Geleit in den Abend durch das Duo Noblesse Oblige wird der lärmende Pulk im Hauch einer Sekunde in die Welten des Chris Corner und seiner Band hineingezogen. Auf den Punkt genau ist die Band da, animiert mit Stücken wie „Nightlife“ vom 2006er Album „The Alternative“ und ermöglicht mit dem Besingen der schönsten Freizeitbetätigung das Vergessen der in den Knochen steckenden Woche. Noch einen Tag des Schaffens bis zum herbeigesehnten Wochenende. Corners Stimme befindet sich in Höchstform und lässt den mitgerissenen Zuhörer fast mühelos in den nächsten Tag hineinschweben mit solch hypnotisch vorantreibenden Songs wie „The Nature Of Inviting“, bei dem sein Wunderorgan das Kulturhaus zu erhellen scheint. Die Ambivalenz, die in dem benannten Stück klarer denn je formuliert ist („I love you, I hate you“), wird auch in dem fast zwei Stunden langen Set von Minute zu Minute spürbarer.

In der Mitte des Gigs erfolgt der Bruch. Der Opener „I Salute You Christopher“ des neuen Albums „Volatile Times“ erklingt.IAMX 2 (c) Hella Wittenberg Allein Corner muss mit seinem Charisma das Tosen des Astras übertönen. „Explosive, fresh and wise“ beehrt er den erkrankten Autoren Christopher Hitchins und die Zuschauer des bunten Spektakels werden Parallelen zu der überzeugenden Performance von IAMX sehen. 2011 zeigen sie sich zugeknöpfter und gereifter in ihrer Liveshow. Die vier Leinwände, die den musikalischen Gefühlstrip untermalen, sind weniger vordergründig als bei den Anfängen der Band um 2004 herum – sie ergänzen, nehmen den Zuschauer bei der Hand. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Grölen seinen Höhepunkt bei den Zeilen der letzten Zugabe „Spit It Out“ findet. „People Need Love“ singen sie inbrünstig mit und es fällt nicht schwer zu erraten, dass wohl so einige im Publikum ihre Liebe zur Musik in dieser Band verkörpert finden.

Fotos und Bericht: Hella Wittenberg