Gesehen: „Rogue One – A Star Wars Story“ von Gareth Edwards

Rogue One PlakatDank Disney dürfen wir uns ja die kommenden Jahre auf einen jährlichen Star Wars Film freuen, so sollen abwechselnd Episoden-Filme und Spin Offs in die Kinos kommen. Letztes Jahr machte „Episode VII – Das Erwachen der Macht“ den Auftakt und mit etwas Abstand zu dem Film muss man zugeben, dass er vielleicht nicht so gut war, wie man ihn beim ersten Sehen empfand und es einfach die Nostalgie war, die das Herz höher schlagen ließ. In diesem Jahr folgte nun mit „Rogue One – A Star Wars Story“ der erste Spin Off. Chronologisch etwas mutig angeordnet spielt der Film kurz vor Episode IV, sprich dem ersten originalen „Star Wars“ (bzw. damals noch „Krieg der Sterne“). Und nun erklärt mal dem Durchschnittskinobesucher, wieso die „alten“ Filme (1977-1983) Teil 4 bis 6 vor den Episoden I-III (1999-2005) veröffentlich wurden, 2015 mit „Das Erwachen der Macht“ Teil 7 in die Kinos kam und die diesjährige Veröffentlichung, „Rogue One“, zwischen Teil 3 und Teil 4 spielt. Und 2017 geht es übrigens mit Teil 8 der Saga weiter…
Doch um was geht es bei „Rogue One“? Eigentlich um die Antwort einer Frage, die so alt wie Star Wars selbst ist: Wie kamen die Pläne des Todesstern auf Prinzessin Leias Schiff, das zu Beginn von „Krieg der Sterne“ von Darth Vader gekapert wird. Jyn Erso (Felicity Jones) wird von der Rebellenallianz rekrutiert, um zusammen mit Cassian Andor (Diego Luna) und seinem Droiden K-2SO (Alan Tudyk) Kontakt zum Rebellenextremisten Saw Gerrera (Forest Whitaker) herzustellen. Saw, ein alter Freund der Familie Erso soll Informationen zum Aufenthaltsort von Jyns Vater, Galen Erso (Mads Mikkelsen), haben. Dieser wird von der Rebellenallianz gesucht, da er in die in die Entwicklung einer neuen Superwaffe verwickelt sein soll. Später schließen sich Chirrut Îmwe (Donnie Yen), ein machtsensitiver, blinder Nahkämpfer und sein Kamerad Baze Malbus (Wen Jiang), ein skeptischer Schütze mit Vorliebe für schwere Bewaffnung, dem Kampf gegen das Imperium an.
Aber auch das Imperium hat neben den bekannten Stormtroopern und dem Todesstern einige Asse im Ärmel. Die neuen Deathtrooper, die direkt Orson Krennic (Ben Mendelsohn), unterstellt sind, sind eine neue Spezialeinheit, die zumindest optisch ihrem Namen gerecht werden. Krennic ist neben seiner Verantwortung für die Entwicklung des Todesstern auch Commander dieser Kampfstation. Aber auch alte Bekannte wie Darth Vader, der im englischen Original wie in allen bisherigen Film- und Serienauftritten von James Earl Jones gesprochen wurde, und weitere, überraschende Auftritte sind sowohl auf Seiten des Imperiums, als auch bei Rebellen schön eingeflochten.
„Rogue One – A Star Wars Story“ nimmt den Krieg der Sterne ernst. In noch keinem bisherigen Filmableger gab es so viele Schlachten wie hier. Neben den ironischen und teilweise zynischen Bemerkungen von K-2SO hat der Film eine überwiegend ernste Atmosphäre. Das Ende gehört zu den besten Enden die ich in einem Film, insbesondere Prequel, je gesehen habe. Die neuen Schauplätze bereichern visuell die bisherige Star Wars Landschaft und auch schauspielerisch kann der Film mit sehr guten Cast glänzen.
Aber es gibt auch Wermutstropfen: Während beim Auftakt der neuen Star Wars Episoden ein großer Wert auf Tradition gelegt wurde, wird bei Rogue One, als erste Spin Off-Verfilmung, bewusst ein anderer Weg eingeschlagen und Traditionen werden gebrochen. Nicht nur filmisch, sondern auch musikalisch, denn es ist der erste Star Wars Streifen, der nicht von John Williams komponiert wurde. Das bedeutet nicht, dass Michael Giacchino nicht auch auf die bekannten Melodien und Themen zurückgreift, aber es fehlt die eindeutige Handschrift Williams’. Das kann erfrischend sein, aber auch etwas ungewohnt. Etwas ungünstig empfinde ich auch die (mangelnde) Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen.
Wer den Film nicht direkt sehen muss und etwas Zeit hat, könnte im Vorfeld das Buch „Catalyst – A Rogue One Story“ lesen. Das Buch erzählt die Geschichte von Orson Krennic und den Ersos’ vom Zeitpunkt der Schwangerschaft, bis kurz vor Filmbeginn und gibt auch den Charakteren die Tiefe, die ich im Film etwas vermisst habe.
„Rogue One – A Star Wars Story“ ist ein guter Film und meiner Meinung nach der beste Star Wars Film der letzten 30 Jahren und kann trotz Mängeln mit gutem Gewissen weiterempfohlen werden.

Kinostart: 15.12.2016

Gesehen von: Thorsten Müller