Gesehen: „Maleficent – Die dunkle Fee“ von Robert Stromberg

Diesen Sommer geht Disney ganz neue Wege. Zum einen wählte man für die Neuerzählung des Märchens „Dornröschen“ eine Perspektive, zu der viel Mut gehört. So ist „Maleficent – Die dunkle Fee“ vor allem die Hintergrundgeschichte der bösen Hexe, welche die schöne Prinzessin aufgrund eines Fluchs an ihrem 16. Geburtstag in einen ewigen Schlaf verbannen wird. Und zum anderen stimmte man für Robert Stromberg als Regisseur ab. Ein ebenso couragierter Schritt, bedenkt man, dass Stromberg ein kompletter Neuling auf dem Regieposten ist. Doch auf welche Weise machen sich all diese Innovationen von Disney in den 96 Minuten der Märchenverfilmung bemerkbar? 

„Ich hoffe, dass die Zuschauer nicht nur bestens unterhalten werden, sondern in eine Welt und in eine Geschichte eintauchen, die sie nur ungern wieder verlassen.“ (Robert Stromberg)

Die Fee Maleficent (Isobelle Molloy, „East Enders“) ist ein glückliches Kind. Auch wenn ihre Eltern nicht mehr am Leben sind, so wächst sie doch überaus behütet im Wald bei ihren Elfen-Freunden und Baumriesen auf. Bald lernt sie den Jungen Stefan (Jackson Bews) kennen – dem ersten Menschen, zu dem sie eine tiefe Verbundenheit empfindet. Aber je älter die beiden werden, desto unterschiedlicher entwickeln sich ihre Lebenswege. Schließlich wird Stefan (als Erwachsener gemimt von Sharlto Copley, „Elysium“) sogar König. Der Preis für den Thron ist jedoch der Verrat von Maleficent (erwachsen: Angelina Jolie, „Wanted“). Ihr Herz ist gebrochen, der Schmerz sitzt tief und so sinnt sie auf Rache. Als Stefans Frau ein Kind auf die Welt bringt, steht ihr Entschluss fest. Während ein jeder dem Baby und dem Königreich seinen Segen gibt, verwünscht Maleficent das kleine Mädchen vor allen Augen: sobald der Tag des 16. Geburtstages gekommen ist, möge sich das Kind an einer Spindel stechen und in einen todesähnlichen Schlaf fallen. Diese Verwünschung könnte nur durch den Kuss einer Person von ihr genommen werden, die sie wahrlich liebt. Die kommenden Jahre lebt das Land in Angst und Schrecken. Das Mädchen soll versteckt, bei drei Elfen (gespielt von Juno Temple, Lesley Manville und Imelda Staunton), aufwachsen. Unterdessen kämpft der König gegen seine ganz eigenen Dämonen an. Doch nicht nur das Reich, der König und die heranwachsende Aurora (Elle Fanning, „Wir kaufen einen Zoo“) ändern sich, sondern auch Maleficent…

So neuartig die Herangehensweise an das Märchen ist, so schwierig ist es doch die Umsetzung zu mögen. „Maleficent – Die dunkle Fee“ ist ein weiterer Film, der eine niedrige Altersfreigabe erhielt, aber dennoch wesentlich düsterer und brutaler ausfällt (Maleficent verliert ihre riesigen Flügel auf höchst hinterhältige Weise) als frühere Kinderfilme. Wäre Robert Strombergs „Dornröschen“-Adaption ein Werk für nostalgische Erwachsene, so könnte man mit der teils rohen Darstellung der Figuren gut umgehen. Aber welchem Anspruch werden dann die unfassbar grobschlächtig animierten Fabelwesen gerecht? Das Positive an dem Sci-Fi-Film ist die makellose Darbietung von Angelina Jolie, die sich in den letzten Jahren auf der Leinwand rar gemacht hatte („The Tourist“ wurde bereits im Jahr 2010 veröffentlicht). Jolie weiß sich auch mit minimalen Gesten in Szene zu setzen, zeigt dem Zuschauer ihren Facettenreichtum, von sehnsüchtig, melancholisch bis zu bitterböse, und das Make-up- und Kostümdesign tut sein Übriges. „Maleficent – Die dunkle Fee“ spielt Angelina Jolie ganz und gar in die Hände. Nur für eine kindgerechte bzw. in irgendeiner Art nachvollziehbare Handlung bleibt kein Platz wie auch nicht für Elle Fanning, die mehr unfreiwillige Lacher auf ihrer Seite hat als alles andere. Damit besteht der Eindruck, dass Robert Strombergs Spielfilm-Debüt ein halbgares Werk ist, welches auch Disney und seine vorherigen Pleiten nicht rehabilitieren wird.

Kinostart: 29. Mai 2014

Gesehen von: Hella Wittenberg