Gesehen: „Iron Man 3“ von Shane Black

„Hier geht es nicht um Politik, sondern um die gute alte Rache.“ (Tony Stark)

Labil? Gebrochen? Traumatisiert? Adjektive, die man wohl kaum mit dem selbst ernannten Genie, Milliardär und Playboy Tony Stark (Robert Downey Jr., „Sherlock Holmes“) in Verbindung bringt. Doch im dritten Teil von Iron Man ist alles anders – angefangen bei der Gesichtsbehaarung.
Nach dem Tony Stark als Mitglied der Rächer-Initiative „The Avengers“ die Welt vor dem machtbesessenen Loki (Tom Hiddleston, „Thor“) retten konnte, wird er von stetiger Schlaflosigkeit und Angstzuständen geplagt. Nun soll er aber den Mandarin (Ben Kingsley, „Hugo Cabret“) aufhalten, einen Terroristen der mit allen Wassern gewaschen ist. Dies kann der skrupellose Schurke spätestens dann unter Beweis stellen als er erfolgreich einen Anschlag auf das prunkvolle Stark-Anwesen in Miami verübt und neben der Zerstörung von Tonys Hobbykeller voller Iron Man-Anzüge auch Pepper (Gwyneth Paltrow, „Two Lovers“) und die alte Bekannte Dr. Maya Hansen (Rebecca Hall, „Vicky Christina Barcelona“) in höchste Gefahr bringt. Doch ist Tony stark genug für diese neue Herausforderung? Oder ist er durch die konstante Angst um seine geliebte Pepper, die zudem durch ein unheimliches Interesse seitens Aldrich Killian (Guy Pearce, „Memento“) und seiner Forschungseinrichtung A.I.M. (Advanced Idea Mechanics) ganz abgelenkt ist, zu sehr geschwächt?

„Heute ist der erste Tag vom Rest ihres Lebens.“ (Der Mandarin)

Iron Man ist nicht unbesiegbar. Im dritten Teil der Comic-Adaption, welche unter der Regie von Genre-Fan Shane Black („Kiss Kiss Bang Bang“, schrieb zusammen mit Drew Pearce das Drehbuch zur Marvel-Produktion) entstand, wird unaufhörlich das Bild eines gehemmten und auf sich gestellten Mannes gezeigt. Denn nachdem er sich plötzlich nur noch mit einem Prototyp-Anzug im eisigkalten Tennessee wiederfindet, muss er zeigen, dass er wie zu Beginn des ersten „Iron Man“ allein mit seinem richtigen Gespür und mit Mut sowie Erfindergeist viel erreichen kann. Und auch wenn Stark den Kampf mit seinen Dämonen allein führen muss, so stehen ihm beim Krieg gegen den Terror ein kleiner Junge (Ty Simpkins, „Insidious“) sowie sein alter Freund James Rhodes (Don Cheadle, „Flight“) alias Iron Patriot zur Seite. Auch diese zwei so unterschiedlichen Charaktere helfen Stark dabei sich weiterzuentwickeln, seine Persönlichkeit zu formen. Und somit bleibt, trotz all der ausgefallenen Action, der aufwändigen Explosionen (und weniger atemberaubenden 3D), der wechselnden Bösewichte und einer äußerst wütenden Pepper Potts immer der Fokus auf den einen, wahren Protagonisten des 130-Minüters. Tony Stark, der sich nicht auf das Blech um ihn herum reduzieren lässt, ist ein charmanter wie angenehm unkonventioneller Superheld (auch ohne die hier so gewollt eingebaute psychologische Tiefe). Und zudem kann noch immer mit einer guten Portion absurden Humor und Überraschungen an den richtigen Stellen gepunktet werden.

„Das Geheimnis der Marvel-Comics wie auch des großes Erfolgs der Verfilmungen liegt in der Sorgfalt in der Entwicklung unserer komplexen Figuren, die alle ihre Schwächen und Defizite haben. Die Figuren aus dem Marvel-Universum haben in 70 Jahren beim Publikum nichts von ihrer Popularität eingebüßt, weil sie zwar Spektakuläres und Verblüffendes vollbringen, das Publikum sich aber mit ihren vielen Schwächen identifizieren kann. Ihr Kampf ist in gewisser Weise wiedererkennbar und nachempfindbar, das Publikum mag es, wenn Superhelden die Welt retten, aber dabei Schwierigkeiten überwinden müssen.“ (Produzent und Leiter der Marvel Studios Kevin Feige)

Kinostart: 01. Mai 2013

Gesehen von: Hella Wittenberg